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III. Aus den Akten des Afterkonzils von Pisa

(1408-1409).

1. Die Aussagen des Kardinals Nikolaus Brancaccio
(card. Albanensis) aus dem Pisaner Prozeß

gegen Peter von Luna (18. Mai 1409).

Die ganze Thätigkeit des Pisaner Afterkonzils zielte auf die Bestellung eines einzigen, unanfechtbaren und allgemein anerkannten Papstes ab. Hierzu war die Beseitigung der beiden 'Prätendenten' die unerlässliche Vorbedingung. Sobald sich daher die Versammlung in den ersten acht Sitzungen konstituiert hatte, weihte sie die neunte bis fünfzehnte Sitzung dem Prozess gegen die beiden 'Päpste', der schon vorher zumal in der fünften Sitzung durch Aufstellung der Verhörsartikel angebahnt worden war.

Es begann nun zunächst die Verhörung der Zeugen. Da bei diesem Anlafs eine Reihe von Persönlichkeiten, welche an der Kurie Peters in hohen Stellungen an den Geschäften einen hervorragenden Anteil gehabt hatten, sich über die Hauptereignisse seiner Regierung aussprach, so lag mir selbstverständlich die Prüfung dieser Protokolle am Herzen.

Wie schon L. Schmitz und G. Erler hervorgehoben haben, mufs bei Mitteilungen aus den Pisaner Akten über das unzulängliche, gedruckte Material hinaus auf die viel reichhaltigeren handschriftlichen Sammlungen zurückgegriffen werden, die noch immer ihres Bearbeiters harren, was ihr ganz beträchtlicher Umfang begreiflich macht.

Ich habe für meine Zwecke nur die vatikanischen Handschriften benutzt, über die ich hier das Nötige folgen lasse.

Vatic. 4172, 15. Jahrh., Papier, 343×238 Mill., 562 Blätter. Enthält eingangs unvollständig 1) Blatt 1 bis 130° Vorbereitung und Konstituierung des Konzils; 2) Bl. 130 bis 349 Einleitung des Prozesses; 3) Bl. 349 bis 562 Zeugenaussagen und zwar inbetreff der 37 ersten Artikel (s. Labbe-Mansi XXVI, 1196 bis 1218) Bl. 349 bis 528; inbetreff der zweiten Reihe von acht Artikeln Bl. 528 bis 562.

Vatic. Ottob. 2356, aus den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts, Papier, 280X218 Mill., 442 Blätter.

Ist betitelt von einer gleichzeitigen Hand. Bl. 1: 'Processus in causa unionis ecclesie, fidei et scismatis contra duos de papatu contendentes,

1 Zur Geschichte des Konzils von Pisa 1409 in der Römischen Quartalschrift IX (1895), 351 ff.; vgl. Valois 1. c. IV, 576 und Archiv VII, 624.

Dies entnehme ich aus L. Schmitz a. a. O. und K. R. Kötschke, Ruprecht von der Pfalz und das Konzil zu Pisa (Leipziger Dissertation). Jena 1889, S. 16.

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Die Aufzählung der vier bisher zum Druck beförderten Sammlungen s. in HefeleKnöpfler, Konziliengeschichte VI, 992; vgl. auch F. Stuhr. Die Organisation und Geschäftsordnung des Pisaner und Konstanzer Konzils (Berliner Dissertation). Schwerin 1891.

videlicet dominos Benedictum XIII et Gregorium XII ab aliquibus nuncupatos, habitus per sanctam et universalem synodum sive sacrum generale concilium celebratum Pisis, anno Domini millesimo quadringentesimo nono, indictione secunda, sequitur in hunc modum: In nomine sancte et individue trinitatis'. . .

Die Sammlung zerfällt in zwei Teile: 1) Der erste Bl. 1 bis 78 enthält die Akten der ersten Sitzungen, jedoch in einer viel engeren Auswahl, als sie der cod. Vatic. 4172 auf seinen ersten 349 Blättern bietet. 2) Der zweite Teil Bl. 78 bis 442 enthält a) Bl. 78 bis 109 die ersten, bei LabbeMansi gedruckten 37 Untersuchungsartikel; b) Bl. 1101 bis 390 die Zeugenaussagen inbetreff dieser ersten Artikelreihe; sodann c) Bl. 396 bis 397 die zweite Reihe von 10 Untersuchungsartikeln und d) Bl. 397 bis 442 die auf sie bezüglichen Zeugenaussagen.

Vatic. 4171, 15. Jahrh., Papier, 401×271 Mill., 290 Blätter.

Die Handschrift beginnt auf Bl. 2, wie Vatic. 4172, Bl. 1 mitten in einem Schreiben vom 24. Juni 1408 der in Livorno versammelten Kardinäle an den Erzbischof von Gran. Beide Blätter beginnen mit: 'Quartum, quod tractatu pendente nullum crearet cardinalem.' In Vatic. 4171 wurde jedoch später von gleichzeitiger Hand auf Bl. 1 der Anfang dieses Schreibens nachgetragen, aber so, dafs Bl. 1 nur eine Zeile enthält. Das Schreiben beginnt: 'Miseracione divina episcopi, presbiteri et diaconi sacrosancte Rom. ecclesie cardinales. . . . Quanta sollicitudinis cura Salvator noster Iesus Christus unitatem apostolis commendaverit' und schliefst das Bruchstück mit den Worten Bl. 1 Tercium, quod de fratrum consilio destinaret ambassiatores ad eum, qui pro papa se ex altera parte [1] gerit, ad predicta intimanda et locum eligendum' an Bl. 2 an.

Der erste Teil füllt Bl. 1 bis 47 und wird auf Bl. 47o von einer alten Randglosse treffend mit den Worten gekennzeichnet: 'Hactenus scripta sunt instrumenta et littere pro fundamento concilii; modo sequuntur processus concilii Pisani.' Er enthält in der That die Einladungsschreiben der Kardinale, die Zustimmungen der Bischöfe, Fürsten und Obrigkeiten und die Beglaubigungsschreiben der Prokuratoren und Gesandten.

Im zweiten Teil bietet Vatic. 4171, Bl. 47 bis 182", wie Vatic. 4172, Bl. 130 bis 353, zunächst die Berichte über die ersten Sitzungen, die Vorbereitung zum Prozefs gegen die beiden Prätendenten, die beiden Reihen von Anklagepartikeln mit zahlreichen Belegstücken, sowie anderweitige Verhandlungen der einschlägigen Sitzungen.

Zumal hier erweist sich Vatic. 4171 reichhaltiger als Vatic. 4172, wenn auch dies Mehr nicht sehr umfangreich ist.

Jedoch springt die alte Foliierung von Bl. CIX auf CXCVI (nach der neuen Zahlung zwischen Bl. 109 und 110). Es fallt hier alles aus, was in Vatic. 4172 auf Bl. 197 bis 353 steht.

Den Schlufs dieses zweiten Teiles bildet auch in Vatic. 4171, Bl. 182 bis 290 (wie in Vatic. 4172, Bl. 353 bis 562 und in 'Ottob. 2356. Bl. 110 bis 442) das Protokoll der Verhöre.

Vatic. 4171 und 4172 enden mit denselben Worten: 'quos libenter vidit et recepit et summe honoravit. - Millesimo quadringentesimo nono, indictione secunda, die vero lune, quinta mensis augusti', mit denen die Zeugenaussage des Kardinals Antonius de Calvis (tit. s. Marci, vulgariter dictus Tudertinus) vom 30. Mai 1409 abschliefst. In Ottob. 2356 fehlen die Aussagen der vier letzten, an dem genannten Tage verhörten Zeugen. Diese Handschrift endet: ista ab ipso declarata nulli significare. Hec ego Albertus Andree magister in artibus et licenciatus in medicina.

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Übrigens beweisen aufser dem lückenhaften Anfang einige charakteristische Fehler die nahe Verwandtschaft von Vatic. 4171 und 4172. So nennen beide Handschriften (Vatic. 4171, f. 179", Vatic. 4172, f. 353") den ersten Zeugen: 'Gregorius legum doctor, dominus Petrus Candonis, cancellarius illustris principis, domini ducis Brabancie', wo Ottob. 2356, f. 78 ganz richtig: 'egregius legum doctor' hat.1

Vatic. Ottob. 111, Ende des 15. Jahrh., Papier, 403X272 Mill., 492 Blätter.

Auf dem Vorsteckblatt lesen wir von einer Hand des 16./17. Jahrh.: 'Ex codicibus Ioannis Angeli Ducis ab Altaemps.' 'Acta et gesta in schismate Petri de Luna et Gregorii XII.'

Beginnt Bl. 1 wie Vatic. 4172, Bl. 1 und Vatic. 4171, Bl. 2 mitten in dem Schreiben der Pisaner Kardinäle an den Erzbischof von Gran. Ebenso endet die Handschrift mit denselben Worten wie die beiden eben genannten. Es sind daher diese drei Handschriften unmittelbar oder mittelbar auf eines und dasselbe Original zurückzuführen. Dieses letztere war, als es als Vorlage diente, höchst wahrscheinlich zu Anfang und vielleicht auch am Ende schadhaft und unvollständig.

Von diesen vier Handschriften ist, soviel ich bei flüchtiger Prüfung feststellen konnte, cod. Ottob. 111 die schlechteste. So übersprang in ihm auf Bl. 351 der Schreiber alles, was in Vatic. 4172 auf Bl. 349 bis 354 enthalten ist.

Im übrigen enthält Ottob. 111: 1) Bl. 1 bis 235 den ersten die Konstituierung des Konzils betreffenden Teil; in Vatic. 4171, Bl. 1 bis 47, in Vat. 4172, Bl. 1 bis 129, fehlt in Ottob. 2356. Sodann folgt 2) Bl. 233 bis 252 der den Prozess vorbereitende Teil, entsprechend Vatic. 4171, Bl. 47 bis 182, Vatic. 4172, Bl. 130 bis 352, Ottob. 2356, Bl. 1 bis 109. 3) Den Schlufs bildet das Protokoll des Zeugenverhörs Bl. 352 bis 492.

1 Leider fehlt diese Stelle in Vatic. Ottob. 111, f. 351, infolge der unten zu erwähnenden Lücke.

Bl. 492 sind die Schlussworte genau dieselben wie in Vatic. 4171 und 4172.1

Soviel über die handschriftliche Überlieferung der Pisaner Akten. Kommen wir nun zu dem Inhalt derselben, insofern er für die Beurteilung Peters de Luna von Belang ist.

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Auf den ersten Blick erwecken die in diesen Sammlungen enthaltenen Protokolle grofse Hoffnungen. Wir finden hier die Aussagen, welche die Kardinäle Guy de Malesset? (Prenestinus), Johann de Brogny3 (Vivariensis), Nikolaus Brancaccio1 (Albanensis), Peter de Thury, der Patriarch Simon de Cramaud, Bischof Bertrandus Radulphi von Digne gegen Peter und eine ebenso bedeutende Reihe von Kardinälen der römischen Obedienz 8 unter ihnen Odo Colonna (später Martin V) - gegen Gregor zu Protokoll geben. Doch die meisten dieser Herren beobachten in ihren Aussagen eine so diplomatische Reserve, dafs wir fast nur allbekannte Wahrheiten oder die in den Anklagepunkten formulierten Aussagen hören.

Von den gegen Peter auftretenden Zeugen der höheren Prälatur macht fast nur der Kardinal Brancaccio eine Ausnahme von der traurigen Regel. Der gesprächige Herr erzählt uns mit südländischer Lebhaftigkeit und Ungeniertheit manche interessante Geschichte und liefert uns wirklich neues Material, das allerdings der sorgsamsten Nachprüfung bedarf, aber immerhin insofern für uns hier von grofsem Interesse ist, als es einige wertvolle Detailangaben Alpartils deckt und bekräftigt.

Besonderes Interesse verdienen in dieser Hinsicht die Aussagen über das Verhalten Peters im Konklave, über dessen Sinnesänderung bald nach seiner Erwählung, über seine Bedrohung der zur Abdankung drängenden Kardināle, über sein Verhalten gegen Bonifaz und dessen Abgesandten, über die Unterdrückung eines Paragraphen des Vertrages von Châteaurenard. Sind dies auch teilweise anderweitig bezeugte Vorkommnisse, so werden sie uns doch hier in so lebhaften Wendungen und mit so interessantem und charakteri stischem Detail erzählt, dafs schon diese Darstellungsart allein die Mitteilung dieser Aussagen rechtfertigen würde.

Ottob. 2356,10 f. 278. Die sabbati, decimaoctava dicti mensis maii fuit examinatus reverendissimus in Christo pater et dominus dominus Nicolaus episcopus Albanensis, sancte Romane ecclesie cardinalis,

I Neben diesen vatikanischen Handschriften scheint mir auch cod. d. II. 16 des Escorials Beachtung zu verdienen.

? Cod. Vatic. 4172 f. 497-497.

3 L. c. f. 493-497, 454-455.

4 S. hier unten Anm. 10.

5 Cod. Vatic. 4172, f. 555.

6 L. c. f. 515-523.

7 L. c. f. 371-375v, 554--554".

8 L. c. f. 472-493, 497-509.

9 L. c. f. 488-493.

10 In Vatic. 4171, Bl. 236, in Vatic. 4172, Bl. 461, in Ottob. 111, Bl. 430.

[278] testis productus, iuratus, admissus et receptus, coram dictis dominis cardinali Sancti Angeli seniore1 ac Iohanne, episcopo Lubicensi, et Conrado Vinow, commissariis, et per nos notarios supradictos in domo ipsius domini Albanensis; qui testis super dictis articulis deposuit in hunc modum, ut sequitur, per iuramentum suum prestitum more dominorum prelatorum 5 coram dictis dominis commissariis.

Et primo super primo dictorum articulorum articulo incipiente: Post mortem etc. interrogatus idem testis, quid inde sibi constaret, dixit, contenta in prima parte articuli fore vera, manifesta et notoria. Interrogatus, quomodo hoc scit, respondit, quia statim post electionem Urbani 10 fuit in Urbe, in qua vidit eidem fieri reverenciam papalem et eundem ibidem ut papam presidere; et postea fuit in Fundis, ubi vidit Clementem coronari et similiter eidem exhiberi reverenciam vidit papalem, et hoc fuisse publicum, manifestum et notorium.

Subsequenter super secunda parte dicti articuli incipiente: Sed 15 superveniente etc., interrogatus ipse testis, quid inde sibi constaret, dixit, contenta fore vera, prout in eadem parte continentur, quia ipse testis eisdem contentis interfuit ac vidit fieri, ut in eadem continetur; et quod ipse fuit causa principalis, quod ipse Benedictus iuravit, qui reddebat se difficilem ad iurandum; avisans eum, quod, nisi iuraret, non eligeretur in papam, 20 quia ita condixerant domini cardinales, qui fecerant dictam cedulam, quam [279] etiam vidit subscribere per eundem Benedictum; et quia istud fuit de nocte, de mane dictus testis interrogavit dictum dominum Benedictum, que erat causa, quare reddebat se difficilem ad iurandum; qui respondit, quod bene esset infelix homo, qui sine quacunque promissione et iura- 25 mento nollet dare pacem et unire ecclesiam propter istum miserabilem statum. Interrogatus, si ista fuerunt publica notoria et manifesta in Avinione, respondit, ista fuisse et esse vera, publica et manifesta et notoria.

Interrogatus penes et inter quos, respondit, inter omnes dominos cardinales et omnes, qui erant in conclavi primo et deinde per totam 30 civitatem Avinionensem et loca circumvicina, deinde predicata et publicata notoria per diversas mundi partes.

Deinde super tercia parte incipiente: Et tunc illico etc. interrogatus idem testis, quid inde sibi constaret, respondit, ea esse vera, prout in eadem continentur, causam sue sciencie reddens, quia ipse testis mandavit 35 pro parte dicti domini Benedicti et eius mandato plures et diversas litteras ad diversas mundi partes et mandari fecit per eum iuxta in dicto articulo contenta, et maxime ad dominum Nicolaum de Neapoli, qui tunc erat Parisius, quod faceret publicari per omnes ecclesias et mandari episcopo

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5 S. G. Romano, Niccolo Spinelli da Giovinazzo, diplomatico del sec. XIV im Archivio storico per le provincie Napolitane XXVI (1901), 520, 525.

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