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14. Der Vertrag der Katalanen im päpstlichen Palast von Avignon

mit ihren Belagerern (29. September 1411).

Fantoni-Castrucci1 hat von dem Vertrage, welcher der neunzehn Monate währenden Belagerung den von beiden Parteien ersehnten Abschlufs brachte, einige Stellen bereits vor langem veröffentlicht. Doch scheint mit ein vollständiger und sorgfältiger Abdruck des wichtigen Aktenstückes im Interesse der Forschung geboten, da naturgemäss dieser Schlussakt über die letzte Periode dieser in mancher Beziehung eigenartigen Belagerung beträchtliches Licht verbreiten muss.

Ich fand diesen Vertrag im Archiv des Departements Vaucluse, in der Abteilung: Archives de la Ville d'Avignon' in drei gleichzeitigen Ausfertigungen und in einer vierten vom Jahre 1438.

1. Boite 39, cotte SS. 42, ein Pergamentblatt, ohne den umgeschlagenen Rand 643 mm hoch und 598 mm breit. Auf dem Rücken stehen zwei alte Etiketten: 634 und 79, von denen die letztere durchgestrichen ist. Weiter unten steht von einer Hand des fünfzehnten Jahrhunderts: 'Convenciones et pacta inhita inter gentes et fautores sanctissimi domini nostri pape et Catalanos occupantes palacium apostolicum civitatis Avinionensis.' Weiterhin folgt von einer Hand derselben Zeit: 'CIII. Capitula habita cum Cathalanis et aliis schismaticis palacium Avinion. detinentibus super evacuacione eiusdem palacii et castri Opede.' Am unteren Rand finden sich an zwei Pergamentstreifen die Reste zweier Siegel.

Das Blatt enthält: a) die den päpstlichen Palast betreffenden Vertragsartikel. Sie beginnen: Sequntur capitula habita, proloquta.' b) Die auf die Übergabe von Oppède bezüglichen Artikel. Sie beginnen: 'Sequntur eciam alia capitula habita.' c) Den Schlufs bilden die Unterschriften des Vicomte de Evol und Rodrigos de Luna sowie eine kurze notarielle Bescheinigung des Notars J. Lamberti. Ich bezeichne im folgenden diese Ausfertigung als A.

2. Boite 39, cotte DD. 39, ein Pergamentblatt, ohne den umgebogenen Rand 668 mm hoch und 661 mm breit. Unten findet sich an einem Pergamentstreifen das Siegel des päpstlichen Kämmerers Franz de Conzié. Auf der Rückseite steht von gleichzeitiger Hand: 502. Capitula concordie cum Cathalanis.' Dann von neuem: 'Capitula concordie cum Cathalanis dimittentibus palacium apostolicum etc. duplicata de mandato dominorum sindicorum et electorum de guerra, non obstante quod plura alia fecerim et tradiderim, pro quibus michi debentur, eciam incluso instrumento huiusmodi per me sumpto, eciam incluso processu super hoc agitato'. . .2 Vor der Unterschrift des päpstlichen Kämmerers sind in notarieller Form die Korrekturen verzeichnet. Die Ausfertigung erfolgte durch den Notar G. Mathei.

1 Istoria della città d'Avignone, Venetia, 1678, I, 298 ff.

? Es folgen noch zwei unleserliche Worte.

Dieselbe enthält wie A die beiden Reihen von Vertragsartikeln inbetreff der Übergabe des Palastes und von Oppède. Auf die Unterschrift des päpstlichen Kämmerers folgt der notarielle Schlufs: 'Et quia in instrumento concordie' in der kürzeren Form, ähnlich wie in A. Ich nenne diese Ausfertigung B.

3. Boite 39, cotte HH. 32, ein Pergamentblatt (oben mit rundlichem Auswuchs), 860 mm hoch und 592 mm breit.

Diese Ausfertigung enthält: a) eine längere Einleitung, die in allen drei anderen Ausfertigungen fehlt; b) sodann die beiden Reihen von Vertragsartikeln und c) nach der Unterschrift des päpstlichen Kämmerers einen viel längeren notariellen Schluss mit der Unterschrift des Notars G. Mathei und sodann noch d) eine zweite notarielle Erklärung des Notars Philipp von Brügge (Philippus de Brugis) aus dem Jahre 1438.

Diese etwas spätere Ausfertigung stimmt am meisten mit B überein, hat aber vor ihr und den übrigen Ausfertigungen den interessanten Eingang und Schlufs voraus. Ich zitiere sie hier als C.

4. Boite 39, cotte LL. 35 besteht aus einem Heft von fünf Papierblättern von 300 mm Höhe und 220 mm Breite. Auch diese Ausfertigung stammt von einer gleichzeitigen Hand. Auf Bl. 1 steht oben, wohl als ehemalige Signatur, n. 103.

Der Inhalt ist derselbe wie in A; doch fehlen die Opède betreffenden Artikel. Ich bezeichne diese Ausfertigung als D.

Am Ende der Einleitung von C ist die Rede von einem papari quaternus' und einem pergameni rotulus', auf welchen die Vertragsartikel verzeichnet waren. Möglicherweise bezieht sich der erstere Ausdruck auf D.

Die von Fantoni-Castrucci mitgeteilten Stellen sind einer Ausfertigung entnommen, welche A sehr nahe stand. Sie können nicht aus A selbst stammen, vor allem weil der fünfte Artikel daselbst fehlt, welchen Fantoni mitteilt.

Ich lege hier dem Abdruck den Text in seiner vollsten Form zugrunde, wie ihn C bietet, füge jedoch allenthalben die sachlichen Varianten der drei Ausfertigungen an.

Wie wir aus der Einleitung erfahren, führten die ohne Zweifel seit geraumer Zeit geführten Vorbesprechungen am 29. September 1411 zu einer offiziellen Friedensverhandlung. Dieselbe fand echt kriegsmässig an einem Loch statt, das in die äussere Umfassungsmauer beim päpstlichen Garten gebrochen worden war, eine Situation, die nicht viel gegenseitiges Vertrauen an den Tag legte. Die Belagerer waren hier vertreten durch den päpstlichen Kämmerer, Franz de Conzie, Erzbischof von Narbonne, sodann durch den Rektor der Grafschaft Venaisin, Johann de Poitiers, Bischof von Valence, sowie durch den päpstlichen Sekretär Konstantin de Pergola. Für die Belagerten hatten sich eingefunden der Vicomte de Evol und Rodrigo de Luna.

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Als Vermittler waren tätig der Graf Philipp de Poitiers, der Befehlshaber der Stadt und Bevollmächtigte des Königs von Frankreich, und Peter d'Acigne, der Seneschall der Provence und Bevollmächtigte der Königin Jolanda von Neapel. Ausserdem war noch eine Anzahl von Zeugen beider Parteien anwesend. Unter diesen finden wir auch unseren Chronisten, und es ist diese Stelle, welche uns mit voller Sicherheit dartut, dafs derselbe auch diese zweite Belagerung vollständig durchgekostet hat.

Es wurde vereinbart, die Belagerten sollten drei der Ihrigen nach Peniscola an Peter senden, um zu hören, ob sie auf Entsatz rechnen könnten. Für diese Sendung waren fünfzig Tage angesetzt, während welcher die Besatzung gegen angemessene Bezahlung Tag für Tag den nötigen Mundvorrat erhalten sollte. Brachten die Boten Aussicht auf Entsatz, so war es ihnen gestattet, in den Palast zurückzukehren, und die Verteidigung wurde weitergeführt. War dagegen kein Entsatz zu hoffen, so waren die Belagerten verpflichtet, den Palast und Oppède den Vertretern Johanns XXIII zu übergeben, wofür ihnen ehrenvoller Abzug mit ihren Waffen und ihrer persönlichen Habe, sowie sicheres Geleit zu Wasser und zu Lande bis zu ihrer Heimat zugesichert wurde.

In diesem Vertrag spielten die Katalanen nicht die Rolle der Besiegten. Die Belagerer müssen sich vielfach ihren Wünschen anbequemen. Der Palast war durch die Gewalt nicht zu nehmen. Ein Versuch der Aushungerung war mit zu grofsen Gefahren für die Stadt und mit unerschwinglichen Geldopfern verbunden. Aragonien erwies auch hier jene überlegene Kriegstüchtigkeit, kraft deren es in Sizilien, Neapel und Sardinien festen Fufs fassen konnte. Anderseits tritt auch hier die vermittelnde Rolle zutage, welche die Königin Jolanda für ihre auf einem verlorenen Posten ausharrenden Landsleute spielte, sowohl während der Belagerung als bei den Verhandlungen.1 Auf diese Rolle hat uns ja auch schon der geheime Agent Peters aufmerksam gemacht.2

Anno a

In Christi Ihesu nomine ex matre nati virgine, amen. nativitate eiusdem millesimo quadringentesimo undecimo, indictione quarta, cum eodem anno more Romane curie sumpta et continuata, die vero penultima mensis septembris, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri domini Iohannis divina, providencia pape vicesimi tercii, anno 5 primo. Quoniam sicut maligno suggerente spiritu cuncta pacifica in altum submoventur et suis terminis abutencia, ut plerumque videtur, per devia tendere moliuntur et inde lites et iurgia, guerre, dissensiones et mala innumera subsecuntur; sic et divino inflante spiritu cuncta suos limites. excedencia per bona concilia et pacis federa ad statum debitum reducuntur. 10 Cum itaque eodem instigante maligno spiritu ex inveterato scismate in

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ecclesia sancta Dei, proch dolor, per annos plurimos dampnabiliter radicato, fomes inter multos, cordium velatis oculis, post unionis sanctissime federacionem remansisset, et ex inde guerra pestifera inter gentes palacium predicte civitatis Avinion. apostolicum cum eius fortaliciis et castro Opede1 5 comitatus Venaysini detinentes et occupantes ex una, et sanctissimum dominum nostrum papam ac cives et incolas dictorum civitatis et comitatus ex altera partibus suborta fuisset, que iam fere per annum unum cum dimidio non sine magnis utrarumque parcium incomodis perduravit et duratura peramplius verissimiliter dubitaretur; hinc est, quod anno, 10 indictione, die et pontificatu superius annotatis in mei notarii publici testiumque infrascriptorum ad hec vocatorum et rogatorum presencia personaliter constitutis reverendissimis in Christo patribus et dominis, dominis Francisco), miseracione divina archiepiscopo Narbonensi, domini nostri pape camerario generalique in spiritualibus et temporalibus pro eodem 15 domino nostro papa in dictis civitate Avinionensi et comitatu Venayssini vicario, Io[hanne] eadem miseracione Valen[tinensi] et Diensi episcopo et comite dictique comitatus Venayssini pro domino nostro papa rectore, et venerabili et egregio viro domino Constantino de Pergula, prefati domini nostri pape secretario, vice, nomine et ex parte ipsius domini nostri 20 sueque civitatis Avinionensis et comitatus Venayssini predictorum ex una; et nobilibus et egregiis viris, dominis Bernardo de Sono, vicecomite de Evolo, et Roderico de Luna, preceptore . . . ordinis Sancti Iohannis Iherusalem militibus, capitaneis armigerorum, balistariorum et aliorum stipendiariorum palacium predictum apostolicum atque episcopale civitatis 25 huius et castrum Opede dicti comitatis Venayssini detinencium et occupancium ex altera partibus, volentibus, cupientibus et affectantibus, ut dixerunt, de et super premissis omnibus et singulis et ex eis dependentibus et emergentibus, incidentibus et connexis ad bonas pacem et concordiam devenire et totalem guerre viam hinc inde precludere et cedare pro posse, 30 tractantibus, interdum mediantibus et ad hoc intervenientibus ac operam dantibus magnificis et potentibus viris dominis Philippo de Pictavia,' milite

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1 S. oben S. 558.

2 S. oben S. 71, Anm. 2.

3 Bischof von Valence 1390-1447, Erzbischof von Vienne 1447-1452; s. oben

S. 200, Anm. 3.

Bei seiner Ernennung zum Bischof von Apt (19. Dezember 1412) wird er als Archidiakon von Aquileia und als nur im Besitz der niederen Weihen befindlich bezeichnet: s. Eubel, Hier. cath. I, 96 und Valois I. c. IV, 154, note.

5 S. oben S. 192, Anm. I.

6 S. oben S. 198. Zu dieser Zeit war er Präzeptor von Mansidei in der Diözese von Elne.

Derselbe war, wie ich glaube, im Juni 1411 Randon de Joyense in seiner doppelten Eigenschaft als Befehlshaber der Stadt und als Bevollmächtigter des Königs von Frankreich nachgefolgt, als dieser sich infolge ungenügender Bezahlung zuzückzog s. Valois 1. c. IV, 162, 164; Rey 1. h. p. 233; Devic-Vaissete, Histoire de Languedoc IX, 1009 verwechselt offenbar diese beiden Personen.

domino Darcys et de Dormans, capitaneo generali gencium armigerarum, balistariorum et aliorum stipendariorum civitatis huius Avinion., huc per serenissimum et christianissimum principem dominum Francie regem pro dictorum palaciorum et castri Opede et aliorum fortaliciorum ecclesie per predictos detentores recuperacione et succursu destinato, ut fertur, et 5 domino Petro Dacygne,1 eciam milite, senescallo provincie Provincie huc eciam ad causam predictam pro parte serenissime ac illustrissime principisse domine Yolande, Iherusalem et Sicilie regine, ut asseritur, transmisso ac aliis nonnullis dominis tam prelatis et clericis, quam baronibus et nobilibus, ipsarum parcium amicis communibus, ad hoc et infrascripta conadunatis 10 et congregatis, bonum, pacem et tranquillitatem utrarumque parcium zelantibus et affectantibus, tandem de et super eis omnibus universis et singulis ac dependentibus, emergentibus, incidentibus et anexis ex eisdem, partes eedem prenominate et quelibet ipsarum nominibus, quibus supra, vicissim mutuo et adinvicem convenerunt, concordarunt et per amicabilem com- 15 posicionem pepigerunt in et per modum, formam et seriem in certis capitulis super hoc inter easdem partes factis, habitis, tractatis et prolocutis ac tandem concordatis et in quibusdam papiri quaterno et pergameni rotulo descriptis manibusque parcium earundem subscriptis, signatis ac sigillis ipsarum sigillatis contentis et specificatis, ac tandem ibi de verbo ad ver- 20 bum per me ipsum notarium infrascriptum, alta et intelligibili voce, iussu et mandato dominorum ipsorum perlectis, quorum tenor de verbo ad verbum sequitur et est talis:

Sequuntur capitula habita, proloquuta et concordata inter reverendissimum in Christo patrem et dominum, dominum Franciscum, misera- 25 cione divina archiepiscopum Narbonensem, domini nostri pape camerarium atque vicarium generalem in spiritualibus et temporalibus in civitate Avinionense et comitatu Venaissini, et reverendum in Christo patrem et dominum dominum Iohannem, Valentin[ensem] et Diensem episcopum et comitem, rectorem comitatus predicti, et venerabilem et egregium virum 30 Constantinum de Pergula, prefati domini nostri pape secretarium, ipsis tribus pro parte domini nostri pape, civitatis Avenionensis et comitatus, Venaissini predictorum ex una; et nobiles et egregios viros dominos Bernardum de Sono, vicecomitem de Evolo," et Rodericum de Luna, milites, capitaneos gencium in palacio apostolico dicte civitatis existencium, partibus, 35 ex altera; mediantibus, intervenientibus et tractantibus magnificis et potentibus viris domino Petro d'Acygne, milite, senescallo Provincie, [misso per serenissimam principem dominam Iolandam, reginam Iherusalem et Sicilie, pro recuperacione palatii et loci de Opeda et aliis infrascriptis peragendis], et domino Philippo de Pictavia, milite, domino Darcys et 40 b Fehlt in D, ist in AB.

D. Eulo.

1 S. oben S. 559.

Ehrle, Martins de Alpartil Chronica.

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