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senhafte und vollständige benützung des handschriftlichen materiales, noch durch genaue und auf allseitiges verständniss des textes basierende excerpierung desselben, noch durch die art und weise der bearbeitung der einzelnen wörter eine auch nur obenhin verlässige vorarbeit ist, und dafs der nutzen, den ein bearbeiter der sprache O's direkt für sein thema aus dem sprachschatze ziehen kann, in jeder beziehung unbedeutend, und auf jeden fall unendlich kleiner ist, als sich vielleicht mancher gedacht hat.

Nicht einmal darin gewährt Graff für bearbeitung der sprache O's eine erleichterung, dafs er die einzelnen belege vollständig aufzählt. um den mangel nach dieser seite festzustellen, habe ich mich der mühe unterzogen, die bei Graff fehlenden citate zu zählen, und gefunden, dafs bei der starken conjugation in runder summe 1300, bei der schwachen 1400, bei den präteritopräs. und anomalen 1900 oder zusammen 4600 citate fehlen. (noch weit ungünstiger gestaltet sich das verhältniss bei der nominalflexion; allein bei der declination des substantivums mangeln 6020 belegstellen.) ich bin weit entfernt aus dieser allerdings erheblichen unvollständigkeit an sich einen tadel gegen das werk ableiten zu wollen, denn bei einem werke, das allgemeinere zwecke und rücksichten im auge hat, konnte vollständige aufzählung der belege eines schriftstellers wohl füglich unterbleiben. anführen muste ich aber diese unvollständigkeit, weil einige, welche Graffs verdienste nicht blofs schätzen sondern überschätzen, der meinung zu sein scheinen, er habe die belege aus O. (wie auch aus anderen schriftstellern) vollständig aufgenommen, und also einem bearbeiter der sprache O's wenigstens hierdurch äusserlich bedeutend vorgearbeitet. nicht einmal ein vollständiges wörterverzeichniss der sprache O's könnte man aus Graff gewinnen, weil er oft selbst solche formen nicht eingetragen hat, die allein stehen; so fehlen um wenigstens einiges anzuführen nazta und irscritan, welche allein für O. die verba nezu und irscrîtu belegen. dafs eine ganz unglaubliche menge von citaten irrig, habe ich bereits s. 90. anm. 1 gelegentlich erwähnt.

Ja selbst der nutzen, den Graffs werk, das den reichen schatz der ahd. quellen, welcher wie oben angedeutet ein bearbeiter der sprache O's weder im allgemeinen noch im einzelnen entrathen kann, lexikographisch bearbeitet, indirekt gewähren könnte und sollte, schmälert sich dadurch bedeutend, dafs auch andere denkmäler ebenso mangelhaft und unvollständig bearbeitet sind, als das evan

gelienbuch. W. Wackernagel fand, dafs die Engelberger und Rheinauer glossen nur höchst nachlässig benutzt sind (Haupts zeitschrift III. 123. 127), W. Grimm bemerkte, dafs die so wichtigen Cassler glossen nicht blofs fehlerhaft sondern auch unvollständig in den sprachschatz eingetragen (abhandlungen der Berliner akademie 1846. s. 437) sind, und auch andere, die in der lage waren, Graffs auszüge nachzuvergleichen, mögen ähnliche erfahrungen gemacht haben. ich selbst kann der bearbeitung Tatians, Notkers und Keros, die ich lexikalisch ausgezogen und mit Graffs werk verglichen habe, keine gröfsere genauigkeit und zuverlässigkeit nachrühmen, als der bearbeitung O's, und auch soweit ich glossen vergleichen konnte, fand ich, dafs leider nur zu wahr ist, was W. Grimm schon zwei jahre nach vollständigem erscheinen des voluminösen werkes in einer sitzung der berliner akademie sagte: es hat das ansehen, als ob der ganze sprachschatz nach den quellen neu müsse ausgearbeitet wer– den, wenn man sich darauf verlassen soll (abhandlungen der Berliner akademie 1846. s. 437).

Ich habe daher wie bei O. selbst (vgl. oben s. 178), so auch bei den angeführten parallelen und angaben über das vorkommen der einzelnen wörter überhaupt oder in verschiedenen ableitungen (vgl. oben s. 32. anm. 1; s. 56. anm. 2) überall nur meine aufzeichnun– gen benutzt. nur wo mir meine eigenen materialen nichts boten, oder wo ich aus vergleichung wuste, dafs die angaben bei Graff richtig, habe ich hin und wieder (vergl. s. 86) auf den sprachschatz verwiesen. namentlich geschah dieses der kürze halber auch da, wo es sich nicht um ein sicheres beispiel zum belege oder schutze einer seltenen, fraglichen form, sondern um eine allgemeine erscheinung der sprache, um eine ganze reihe von belegen, welche dort zusammengestellt, handelte (vergl. s. 41. absatz 2; s. 123. abs. 2).

Auf die irrthümer und mängel aber des sprachschatzes auch in der bearbeitung anderer denkmäler wenn auch nur im allgemeinen wie es bei O. geschehen, hinzuweisen, lag mir natürlich ganz fern; nur einige male, wo es aus inneren gründen nothwendig war (vergl. z. b. s. 112. s. 133. absatz 3), ist es geschehen.

Wenn aber Graff nur wenigstens das, was er geboten, sei es nun richtig oder unrichtig, so citiert hätte, dafs es ohne stundenlange mühe in den quellen zu finden wäre, so würde schon viel gewonnen, und demjenigen, der specielle zwecke und namentlich solche, bei denen genauigkeit obenan steht, verfolgt, indirekt viel genützt sein. lei

der aber hat Graff nicht einmal dafür gesorgt, denn bekanntlich sind gerade zum theil die wichtigsten quellen im sprachschatz so citiert, als wäre es Graff hierbei darum zu thun gewesen, seine fachgenossen muthwillig um die kostbaren stunden zu bringen, oder jedem nach kräften und möglichkeit den versuch zu erschweren, die richtigkeit der angaben zu prüfen. dafs es eine in ihrer art merkwürdige eigenheit ist, ein buch von 148 enggedruckten octavseiten in einem lexikon mit Mcp, ein anderes von 136 seiten mit B. 5 zu citieren, hat bereits J. Grimm in dieser zeitschrift hervorgehoben. noch schlimmer ist, dafs Notkers übersetzung der aristotelischen abhandlungen κατηγορίαι und περὶ ἑρμηνείας, die in Grafs ausgabe 132 enggedruckte quartseiten füllen, nur durch Org. ohne weiteren beisatz citiert sind, und nicht bequemer sind die citate Rb, Ra, Gl. K und viele ähnliche.

Dieser übelstand macht sich namentlich bei bearbeitung des glossars geltend. doch auf das was das glossar betrifft darf ich hier nicht eingehen; darauf werde ich an einer anderen stelle zu sprechen kommen, wo sich zeigen wird, dafs auch ein glossar der otfridschen sprache in dem sprachschatz nichts weniger als eine ausgiebige vorarbeit vorfindet.

Dafs Otfrids evangelienbuch eine der wichtigsten quellen zur kenntniss der ahd. sprache ist, ist sicher, und dafs also seine sprache eine erschöpfende darstellung nicht nur um ihrer selbst, sondern auch des ahd. idiomes wegen erheischt, ist klar. denn je sorgfältiger die einzelnen ahd. denkmäler behandelt sind, um so sicherer ist das fundament und um so reicher und verlässiger ist das material zum ausbau der ahd. grammatik, und je eingehender man die sprache der einzelnen schriftsteller kennt, um so tiefer ist der blick, der sich in die ahd. sprache und ihre dialekte eröffnet.

Bemerkte Druckfehler: lies s. 2. anm. 1 II. s. 28; s. 4. zeil. 18 3 pers. sing.; s. 16. z. 10 â; s. 36. z. 29 sehan; s. 41. z. 33 -êt; s. 69. z. 29 gistâtôn; s. 72. z. 15 slihtu; s. 74. %. 11 gitrahte; s. 77. z. 2 gisparên; s. 78. z. 25 sûftôn; s. 79. s. 18 ginàdên; s. 69. z. 28 *biuuenku.

DIE SAGE VON ATHIS UND PROPHILIAS.

In der einleitung zu den bruchstücken des altdeutschen einem französiscken nachgebildeten gedichts von Athis und Prophilias habe ich (s. 52. 53) die gründe angegeben, weshalb ich glaube dafs dem ersten theil desselben eine etwa im elften jahrhundert abgefafste neugriechische darstellung einer weitverbreiteten sage zu grund liege, von dessen dasein ich jedoch keine spur habe entdecken können. es ist noch übrig andere verwandte überlieferungen zusammen zu stellen und zu vergleichen.

1. von dem altfranzösischen gedicht mufs ich zuvor den inhalt kurz angeben.

Prophilias, ein junger Römer, wird von seinem vater Evas nach Athen geschickt, um den unterricht seines freundes Savis zu geniefsen, und ebenso wollte dieser seinen sohn Athis zu dem Evas nach Rom senden, um dort den kriegsdienst zu erlernen. bei der ankunft des Römers bleibt Prophilias in Athen, und beide schliefsen sich als freunde aneinander.

Athis bringt den Prophilias zu seiner braut Cardiones. bei ihrem anblick wird er von heftiger liebe entzündet, die ihm eine schwere krankheit zuzieht. am hochzeitstag erst lockt ihm Athis das geheimniss, und um ihn vom tod zu erretten, entschliefst er sich dem freund seine geliebte zu überlafsen. Prophilias wird in der dunkelheit von Athis zu dem brautbett geführt und nimmt dessen stelle ein. als er die rechte eines ehemannes geltend gemacht hat, zieht er der geteuschten Cardiones den ring vom finger und kehrt zum Athis zurück. so bringt er jede nacht bei ihr zu, die immer an der seite des Athis zu liegen glaubt.

Prophilias wird von dem erkrankten Evas nach Rom zurück gerufen und ist trostlos dafs er die geliebte verlafsen soll. Athis löst jetzt seine verbindung mit Cardiones und sie wird feierlich mit Prophilias vermählt. beide begeben sich nach Rom, wo sie den Evas genesen finden.

Das schicksal des Griechen nimmt eine traurige wendung: enterbt und vertrieben von seinen eltern (man erfährt nicht weshalb), gelangt er in dem erbärmlichsten zustand nach Rom. als er zu dem haus des Prophilias kommt, reitet dieser mit Cardiones an ihm vorbei, aber wegen seiner ärmlichen kleidung und seiner magerkeit kennen sie ihn nicht. Athis erblickt darin absicht, und in seiner verzweiflung begiebt er sich in eine felsenhöle vor der stadt mit dem vorsatz da zu sterben.

Die nacht bricht ein, das wetter ist schön, und drei jünglinge kommen zu der höle dort ihre geliebten zu erwarten. sie geraten in streit und einer von ihnen fällt unter den schwertstreichen der beiden andern, die alsbald entfliehen. Athis entschliefst sich dieses ereigniss zu benutzen, um seinem verhafsten leben ein ende zu machen. er wälzt sich auf dem leichnam und befleckt sein gewand mit blut. als man ihn am andern morgen neben dem ermordeten in diesem zustand findet, wird er vor den richter geführt. er gibt sich selbst als schuldig an, und wird zum tod verurtheilt.

Der verbrecher wird, römischer sitte gemäfs, drei tage lang öffentlich ausgestellt, zufällig geht Prophilias vorüber, erkennt seinen freund und, eingedenk der opfer die er ihm gebracht hat, zaudert er nicht, um ihn zu retten, sich selbst als den schuldigen anzugeben. wettstreit zwischen beiden, jeder will für den andern sterben. am zweiten tag kommen die zwei mörder, und als sie den an die kette geschlofsenen Prophilias erblicken, so raunen sie einander zu 'wir müssen entfliehen: bemerkt man uns, und kommt es an den tag dafs wir die thäter sind, so ist unser verderben gewiss.' aber ein anwesender vernimmt diese worte: sie werden festgehalten und an die kette geschlofsen, die bisher Prophilias getragen hat. als sie ihr verbrechen bekannt haben, erleiden sie strafe. die beiden freunde umarmen sich, und Athis erhält von Evas grosse reichthümer zum geschenk, und Gayete, die schwester des Prophilias, wird ihm zugesagt.

2. weil sie dem altfranzösischen gedicht am nächsten steht lafse ich eine erzählung aus dem Decameron (10, 8) des Boccaccio folgen, der in der mitte des 14ten jahrhunderts schrieb *).

*) Diese erzählung ward in Italien so hochgeschätzt dass zwei lateinische übersetzungen erschienen, die eine von Filippo Beroaldo, die andere von dem cardinal von Montepulciano, Roberto Nobili, der sie unter dem titel Boccaccii Gisippus sive de amicitia dem pabst Julius III. widmete.

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