Sayfadaki görseller
PDF
ePub

hauptunterschied besteht aber darin dafs nicht die freundschaft sondern eine alle grenzen überschreitende grofsmut soll verherlicht werden. wenn nebenbei auch der aus der begegnung natürlich sich entwickelnden freundschaft gedacht wird, so ist sie doch nicht der eigentliche grund der aufopferung. auf diese weise ist der mittelpunkt der sage verrückt und ein anderer gang der ereignisse herbeigeführt worden. in der persischen erzählung des Dschemaleddin und der arabischen des Alfonsus, den ältesten und reinsten, ist gar kein freundschaftsbund voran gegangen. die beiden träger der geschichte haben sich, wie bei Dschemaleddin, vorher gar nicht gesehen, oder sie kennen sich blofs durch unterhändler: es sind lediglich die gesetze der gastfreundschaft, welche die grofsmut veranlassen. noch heute ist es im Orient herkömmlich, dafs, sobald jemand die sache eines andern rühmt oder den wunsch äufsert sie zu besitzen, der eigenthümer sagt,sie gehört dir', wenn es auch nur höflichkeitsformel ist. um den gegenstand der liebe seines kranken gastes zu entdecken, läfst der ägyptische kaufmann ihm seine sklavinnen vorführen, wobei die bekannte sage von Antiochus und Stratonika mag einfluss gehabt haben. auf diese weise fällt die vertauschung der beiden freunde in der brautnacht weg wie der längere zeit durchgeführte betrug. endlich hat der ägyptische kaufmann, als ihn das unglück nach Baldach führt, keine ursache an der treue des freundes zu zweifeln: er sucht nur den tod, um seinem missgeschick ein ende zu machen.

Die grofsmut wird in einigen darstellungen noch gesteigert, und die beiden freunde überbieten sich darin, wenn der, welcher die frau des andern empfangen hat, sie zuletzt unberührt wieder zurück gibt. Attaf verhehlt nicht blofs seinem gast dafs es seine frau ist die er liebt, er räumt auch die hindernisse hinweg, die einer verbindung mit ihr im wege stehen. unnatürlich erscheint die grofsmut Atlafs, wenn er sich für den mörder einer in seinen garten gelegten leiche erklärt, bloss um seinen nachbarn eine geldstrafe zu ersparen, die er ihnen erstatten konnte. dagegen durfte er seiner gesinnung nach die aufopferung des kerkermeisters, der ihn entfliehen läfst, nicht annehmen. ein beispiel wie der innere zusammenhang einer sage kann verdunkelt und ganz zerstört werden.

Die erzählung des 1001 tags, wiewol im ganzen mit der 1001 nacht übereinstimmend, hat mit der auffassung bei Caylus einen eigenthümlichen, doch auch wieder verschieden ausgedrückten zug

gemein. als der verarmte freund vor dem palast des andern hilfe suchend erscheint, weist ihn dieser zwar zurück aber mit milde. er soll zuvor den versuch machen, ob sich das glück ihm zuwende; sobald die zeichen davon erscheinen, überhäuft er ihn mit seiner gunst und mit seinen schätzen. das ist eine anknüpfung an eine andere schöne, gewiss echte volkssage, zumal wenn der unglückliche die herde des königs eine zeitlang hüten mufs, die in den ersten beiden jahren sich verringert, in dem dritten aber sich dreifach vermehrt.

In den orientalischen überlieferungen wird der an der braut verübte betrug ausgeschieden, der allerdings in der darstellung des altfranzösischen gedichts und bei Boccaccio, anstöfsig und widerwärtig ist: wenn ich darin recht habe, dafs die uralte sage von den blutsbrüdern hier noch fortdauert, wo der freund, durch ein schwert getrennt, neben der frau des andern schuldlos ruht, so ist abermals ein bedeutungsvoller zug entweder entstellt oder ganz unterdrückt worden. dagegen bildet in dem negermärchen die freundschaft wieder die grundlage und die aufopferung des kindes ist damit verknüpft, um mit dessen blut die krankheit des freundes zu heilen; vergl. Athis s. 46.

WILHELM GRIMM.

DIE MYTHISCHE BEDEUTUNG DES WOLFES.

Die weite verbreitung des wortes wolf in dem indogermanischen sprachstamm ist in der geschichte der deutschen sprache (s. 332. 333) nachgewiesen. neben ûlfr erscheint im altnordischen und isländischen vargr, im schwedischen und norwegischen varg, wo es nicht blofs den wolf, im isländischen allgemein jedes raubthier, sondern auch einen verruchten gottlosen menschen bezeichnet. dies ist wohl die ursprüngliche bedeutung des seiner abstammung nach dunkelen worts (grammatik 2, 262), denn in dieser allein zeigt es sich auch im deutschen. ein räuber, mörder, würger, geächteter verbrecher, verbannter, unhold, böser geist, ist der gothische vargs, althochdeutsche warg (Graff 1, 980), mittelhochdeutsche warc, altsächsische warag, in den alten gesetzen wargus,

im angelsächsischen vearh vearg, wo der verbannte auch vulfheáfod, caput lupinum, heifst, weil ihm, wenn er sich erblicken läfst, das haupt kann abgeschlagen werden; vergl. rechtsalterthümer 396. 955. auch in slavischen sprachen kommt das wort in diesem sinne vor, böhm, wrah, poln. wrag, serb. sloven. vrag. der neuntödter (lanius excubitor) heifst warcgengel in den Trierer und Wiesbader glossen 238, wo weitere nachweisungen gegeben sind, wozu ich noch werckengel aus Maalers dictionarium germanicolatinum 484" füge; andere formen findet man in Diefenbachs glossarium latinogerm. 164 unter curruca. der raubvogel wird so genannt weil er seine beute, bevor er sie verzehrt, aufspiefst, und durch den besondern namen als herumschleichender mörder bezeichnet. dasselbe ist wargel in den Leipziger glossen aus dem 13. jahrhundert (Mone anzeiger 1835) und bei Konrad von Haslau (Haupts zeitschrift 8, 558) 259, im Renner (8689) wergel; noch heute heifst in den salzburgischen alpen der grünfink (loxia chloris) wörgl (Hübner beschreibung von Salzburg 983, Höfer Oestreich. wörterbuch 3, 306). Nemnich nennt den neuntödter auch würger, und daran schliefst sich würgel, das ich nur im Apollonius 16119 gefunden habe, wo es den vorsteher von einem lupanar bezeichnet. das althochdeutsche warah (Graff 1, 961), mittelhochdeutsch warc (Wernhers Maria 210, 16, Servatius 3221, Heinrich von Türlein Krone 19639, in der letzten stelle ein neutrum wie warch bei Ottaker s. 590, aus den übrigen ergibt sich das genus nicht, der wärg Schmeller 1,154) bedeutet bluteiter und entspricht dem lateinischen lupus, das ist ein fressendes krebsartiges geschwür (Ducange 4, 162b), französisch loup, wie auch das deutsche wolf (Frisch 2, 456, Steinbach deutsches wörterb. 2, 1017) gebraucht wird. dazu gehört noch wolf für die beim reiten oder gehen wundgeriebene haut (intertrigo), welche bedeutung im anfang des 17. jahrhunderts Henisch (deutsche sprache und weisheits. 774) anführt und die noch jetzt bekannt ist. wölfe nennt man in Schwaben mehrere dinge wegen ihrer ausdehnung, länge, breite und dicke womit meist der begriff der stärke verbunden ist, z. b. eine starke, zum umhauen reife eiche Schmid Schwäb. wörterb. 537. wolf heifst in Basel ein grobes wollenes zeug, und die zunft der weber die ein solches zeug verfertigen, führen einen wolf im wappen Ochs geschichte von Basel 2, 138. man sieht die mannigfaltigen doch zusammenhängenden beziehungen, in welchen das wort vorkommt. die wilde natur des wolfs, die ihm angeborne bos

heit und blutgier werden in der einleitung zum Reinhart fuchs ausführlich geschildert. übereinstimmend damit erscheint er auch in der thierfabel. wie die menschen, alter sitte gemäfs, dem in die welt ziehenden gute lehren mit auf den weg geben, so entläfst die wölfin ihr kind mit einer anweisung wie es tücke und grausamkeit ohne gefahr ausüben könne. der wolf mufs als der feind der menschen und thiere betrachtet werden.

Allein er wird auch als ein mythisches wesen angesehen und erhält damit eine andere und höhere bedeutung. aus krieg und kampf erhebt sich die heldenzeit eines volkes die schonung und erbarmung nicht kennt und dem ungebändigten mut den höchsten preis ertheilt. schon Homer vergleicht die kämpfenden helden mit wütenden wölfen (Ilias 11, 72. 16, 156. 352) und es ist begreiflich dafs bei den Römern das blutgierige thier als lupus martius, martialis, dem kriegsgott heilig war und sein bild auf den feldzeichen stand (Plinius nat. hist. 10, 4, 5). eine wölfin seugt zwillinge und flöfst ihnen, den zukünftigen herschern, mit der milch den kriegerischen mut ein. das scheint mir der sinn der römischen sage, und ich glaube nicht dafs sie der bildenden kunst, wie Göthe (31, 275) meint, ihren ursprung verdankt, welche den gegenstand plastisch zu schätzen gewufst habe. das häfsliche thier an dem zwei neugeborne, noch formlose knaben saugen, ist kein lockendes bild. in ähnlicher weise wird auch der heidnische glaube der Deutschen die kampflust des wolfes hervor gehoben und ihm damit eine höhere geltung beigelegt haben. davon zeigen sich spuren in den alten, mit wolf zusammengesetzten eigennamen die überhaupt die ältesten begriffe bewahren. Ísangrim, der alte, dem wolf eigenthümliche aber auch von helden geführte name wird zunächst durch scharf wie ein schneidendes schwert erklärt (Reinhart Fuchs CCXCII), aber auch auf einen furchtbaren schreckenerregenden helm den er trägt gedeutet der dem altnordischen oegishialmr entspricht; damit würde Wolfhalm (Förstemann namenbuch 1350) Wolfhelm (Alphart 76), angelsächsisch Vulfhelm überein stimmen. Wulfhraban, unser Wolfram, bezeichnet einen mutigen und zugleich klugen mann, wie auf Odins schultern zwei raben sitzen, allwifsende vögel die ihm verkündigen was in der welt geschieht: nach der Deutschen mythologie 1093 einen held dem wolf und rabe sieg weissagen. Wolfgang, lateinisch Lupambulus, Gangulf ist mit warcgengel zu vergleichen, in der Deutschen mythologie wird er als ein held erklärt, dem

der sieg vorangeht. Sigiwolf der im kampfe siegende. es lag in dem geist des alterthums menschen deren eigenschaften das gewöhnliche mafs überschritt einen dämonischen ursprung beizulegen. der kaiser Ortnit sagt zu einem helden der im kampfe unmenschlich wütet und sogar die weiber mordet

dû bist in rehten triuwen eins ungehiuren mannes kint Ettmüller s. 55. die Wölfinge sind ein heldengeschlecht, dessen ahnherr wahrscheinlich ein dämonischer wolf war. in der alten zeit kommt Wulfing als eigenname nicht selten vor (Förstemann namenbuch 1344), in dem volksepos erscheint Hildebrand mit drei wölfen im schild als ihr stammvater. vor allen zeigt der starke grimme Wolfhart eine unersättliche kampflust und freut sich den tod von königshänden zu empfangen. dann liegt er, wie die Klage erzählt, mit seinem röthlichen barte im blute und hält im tod das schwert mit seinen langen fingern noch so fest dafs man es mit zangen heraus reifsen mufs. der mönch Ilsan sagt im Rosengarten

ez ist mir angeborn daz ich bin hôch gemuot
von den Wülfingen, die hânt ez dicke gehebt:

in stürmen noch in striten wart nie dehein überstrebt.

das geschlecht scheint bei allen deutschen stämmen bekannt gewesen zu sein. im angelsächsischen Beowulf werden die Vylfingas (461. 471) genannt, in der ältern Edda die Ylfingar (Hyndluljôd 11. Helgakvida Hundingsbana 1. 5, 34. 48. Helgakvida 2 s. 89), nachkommen des königs Sigmund, die an stärke wuchs klugheit und thatkraft alle männer übertreffen (Sinfjötlalok). Helgi, der sohn Sigmunds, heifst freund der wölfe (varga vini Helgakvida 1, 6, das althochd. Wolfwin) und Sigmund wie sein sohn Sinfjötli ziehen eine zeitlang in wölfe verwandelt umher und vollbringen frevelthaten, wie sie in der natur des thiers liegen (Völsungasaga c. 8); ja Sinfiötli hat mit einem zauberweib neun wölfe gezeugt (Helgakvida 2, 38).

Weitere aufschlüfse gestattet das gedicht von Wolfdieterich. es ist hauptsächlich aus zwei von einander sehr abweichenden darstellungen bekannt, die in den ausgang des 13. jahrhunderts fallen. von höfischer kunst unberührt bewahren sie, wenn auch form und inhalt gesunken sind, doch den lebendigen ausdruck und den bedeutsamen gehalt der volksdichtung. ihr wert würde sich höher stellen, wenn ein text aus der zeit des Nibelungeliedes erhalten wäre, denn ohne zweifel ward das gedicht, wenn auch kein zeugniss

« ÖncekiDevam »