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hen, ähnlich dem französischen avoir une dent contre quelqu'un, braucht nicht gerade auf den wolfszahn zu gehen. aber so nennt man einen langen spitzen zahn, woran auch thiere zuweilen leiden, den pferden wächst oft hinden an den kiefern ein unnatürlicher oder, befser zu sagen ein schiefer zahn, den man in gemein den wolfszahn nennet, und weil (so lange) ihn das pferd hat, mag es nit wol efsen Seuter Rofsarznei (1599) 341. in der Schweiz heifsen die augen- oder spitzzähne (dentes canini) wolfszähne, und wölfeli bei kindern ein hervorragendes zähnchen Stalder 2, 456. indessen ganz verschwunden ist das wort auch nicht in seiner uneigentlichen bedeutung.

hier nagt am lorbeer guter that

kein neid mit seinem wolfeszahn Gökingk 3, 7.

vor dem mann mit kraft und list oder mit einem wolfszahn und einem fuchsschwanz hütet euch Klinger 11, 173. der zahn welcher andere thiere verletzt, verletzt den eigenen gaumen, wenn überflüfsige länge und spitze ihn zum sogenannten wolfszahn umgewandelt. J. Paul 6, 105.

Nicht oft werden im mittelalter andere thiere mit dem menschen verglichen und ihre eigenschaften auf ihn übertragen, am ersten noch der mit dem wolf verwandte hund oder fuchs. der gegensatz ruft sie wol hervor, wir haben gesehen dafs in diesem sinne, meist die biblischen redensarten, das schaf einen gutartigen sanften menschen bezeichnet. dahin gehört auch

swer under wolven schaf ist Freidank 67,

und noch Logau sagt

27.

böse leute mögen trotzen, fromme christen stille leben: schafes wolle kummt in himmel, wolfes locken nur daneben

noch einige kann ich anführen,

[Walther,] Reinmar, der Schriber, Biterolf

hant gense wán,

só si den wolf

erkennent (erblicken) und welnt ûz den ziunen gân

2. 1, 17.

Wartburger krieg 19, 13-16 Simrock.

des muots ein leu, der ræze ein wolf Helbling 15, 538.

Die mythischen beziehungen auf den wolf erhielten sich bis in das 13 te jahrhundert lebendig, von da blieben nur in sprichwörtern

einzelne spuren zurück. im Wolfsgesang, einer satirischen schrift auf die geistlichkeit aus der reformationszeit (Schade Satiren und pasquille 3, 11-13) werden umständlich die bösen eigenschaften des wolfs aufgezählt, aber keine die seine mythische natur bezeichnet.

WILHELM GRIMM.

ÜBER EINE THIERFABEL DES BABRIUS.

Babrius (nr. 74 Furia, 194 Coray) erzählt eine schöne thierfabel. pferd stier und hund kommen vor frost zitternd zu dem haus des menschen. er öffnet seine thüre, läfst sie am feuer sich wärmen und gibt ihnen futter: dem pferd gerste, dem stier hülsenfrucht, dem hund speise von seinem tisch. als dank dafür überlafsen die thiere dem menschen einen theil ihrer lebensjahre. das pferd zuerst, deshalb ist der mensch in der jugend übermütig. darauf der stier, darum müht sich der mensch in der mitte des lebens mit arbeit und sammelt reichthümer. der hund schenkt die letzten jahre, darum sind die alten immer mürrisch, schmeicheln nur dem der ihnen nahrung gibt und achten die gastfreundschaft gering. ich habe schon bei einer andern gelegenheit (Thierfabeln bei den meistersängern s. 22) angemerkt dafs eine entsprechende, aber abweichende volkssage in Niederhessen umgeht, die ich in den hausmärchen (nr. 176) mitgetheilt habe. nachdem gott die welt geschaffen hat, bestimmt er als lebenszeit allen geschöpfen dreifsig jahre. damit unzufrieden beklagen sie sich, und der herr ändert seinen beschlufs. den thieren dünkt, bei dem elenden leben das ihnen zu theil wird, die zeit zu lang, darum werden dem esel achtzehn, dem hund zwölf, dem affen zehn jahre abgenommen. esel und affe nemlich treten hier statt des pferdes und stiers auf. jetzt kommt der mensch, dem dreifsig jahre zu wenig sind. der herr legt ihm zu was er den thieren abgenommen hat. demnach lebt der mensch siebenzig jahre: wenn seine dreifsig herum sind, kommen die achtzehn des esels, da wird ihm eine last nach der andern aufgelegt. hierauf die zwölfe des hundes, da liegt der mensch in der ecke, knurrt und hat keine zähne zum beifsen. endlich die zehn des affen, da wird der mensch ein spott der kinder.

Ich stehe nicht an der deutschen auffafsung den vorzug zu geben; sie ist sinnreicher und innerlich zusammenhängender. sie geht aus von einer göttlichen einrichtung bei erschaffung der welt, von welcher die griechische überlieferung nichts weifs, die nur von einem unerwarteten befremdlichen geschenk handelt das mit der erwiesenen gastfreundschaft in keinem verhältniss steht. die thiere haben auch keine ursache mit ihrer lage unzufrieden zu sein, sonst würden sie mit der hingabe der lebensjahre kein opfer gebracht sondern etwas gewonnen haben. wenn in der deutschen erzählung sie unzufrieden mit der göttlichen anordnung sind und abänderung verlangen, so mufs man bedenken dafs ihnen, wie in der thiersage überhaupt, selbständigkeit sprache und vernunft beigelegt werden.

Bei dieser tief eingreifenden verschiedenheit kann ich eine abstammung aus der griechischen fabel, die an sich als eine abschwächung des ursprünglichen erscheint, nicht annehmen. die frage ist nur 'gehört diese sage zu jenen alten überlieferuugen die wir mit andern völkern gemein haben, oder ist sie aus einer fremden schriftlichen quelle zu uns gekommen?' ich habe sie, so weit ich nachforschen konnte bei keinem andern griechischen schriftsteller, bei keinem römischen oder orientalischen gefunden, auch nicht in den lateinischen und deutschen fabelbüchern, die von dem mittelalter bis in unsere zeit reichen. um so willkommener war mir eine nachweisung von Karl Gödeke dafs sie in einem hebräischen gedicht des Ben Seeb enthalten sei. genauere bekanntschaft damit verdanke ich herrn professor Wilh. Schott. der verfafser (geb. 1764, gest. 1811) heifst vollständig Jahuda Loeb Ben Benjamin Seeb Wolf, wird aber gewöhnlich schlechthin Ben Seeb (Wolfsohn) genannt, und das gedicht steht in dem fünften band der zeitschrift Meassef s. 388-391, der aber als fortsetzung des 4ten (Königsberg 1788) zu betrachten ist. es ist überschrieben die lebenstage des menschen.' in prosa aufgelöst und etwas vereinfacht ist der inhalt folgender.

Im anfang der welt, nach der schöpfung, rief der herr alle geschöpfe herbei um jedem das mafs seines lebens, die dauer seines daseins zu bestimmen. zum esel sprach er dich habe ich zu hartem frohndienst erkoren, du sollst für und für ein joch tragen und die knie biegen, und dein leben soll dreifsig jahre sein.' der esel antwortete 'dreifsig in sauerer arbeit verlebte jahre sind mir zu viel: schnell werd ich altern unter den streichen der züchtiger. nimm,

o herr, von der zahl meiner jahre zwanzig hinweg.' es geschah nach seinem willen, da sein wunsch gerecht befunden ward. zum hunde sprach gott 'dich bestell ich als wächter, dass du tag und nacht habe haus und hof des menschen bewachest. deine speise sollen dürre knochen sein und die zahl deiner jahre fünf und dreifsig.' 'ach herr,' hub der hund an, 'wie schwer ist der dienst eines wächters und hüters der schlaflos das gut fremder leute immer bewachen mufs! von den fünf und dreifsig jahren sind mir fünf und zwanzig zu viel.' zu dem affen sprach gott 'du gleichst dem menschen in allem, nur fehlt dir die vernunft: ich will dich mitten unter die menschen setzen auf dafs sie ihre kurzweil an dir haben: ich weise dir zwanzig lebensjahre an.' 'zwanzig?' entgegnete dieser, ‘ach herr, neige mir dein ohr und erbarme dich. lebe ich nur zehn jahre, so ist dies zeit genug, wenn man andern nur zu spott und kurzweil dienen soll.' jetzt kam der mensch, und gott sprach zu ihm ‘tritt her, du sollst das vollkommenste wesen sein. dir sei weisheit verstand und einsicht gegeben und die ganze erde zur beherschung. alles was du siehst das ist dir zu ehren geschaffen. mache dich ohne säumen daran und freue dich meiner schöpfung, denn nur dreifsig jahre habe ich dir als lebenszeit bestimmt.' der mensch erschrack als er das hörte. 'ach, wie wenig sind meiner tage!' rief er aus, 'und was hat man am guten, wenn man nur augenblicke dabei verweilen kann; ich breite meine hände gegen dich aus und krümme mein haupt wie ein rohr, dich flehend meine tage über die bestimmte zahl zu vermehren und mir noch die jahre anzuweisen, welche esel hund und affe verschmäht haben.' 'es geschehe nach deinen worten', erwiderte der herr, 'aber in dem zeitraum den du als zulage bekommen hast, wird dein los dem lose jedes der thiere gleich sein, deren jahre du geerbt hast.'

Man sieht die übereinstimmung mit dem hessischen märchen, nur darin tritt eine abweichung ein, dafs die lebenszeit nicht bei allen gleichmäfsig auf dreifsig jahre bestimmt wird, denn der hund soll fünfunddreifsig, der affe nur zwanzig jahr alt werden. auch die kürzung ist verschieden. dem esel werden zwanzig jahre statt achtzehn, dem hund fünfundzwanzig statt zwölf abgenommen. diese änderungen sind nicht gut, denn warum ist dem hund ein höheres alter gegeben als dem menschen, und warum soll der affe zurück stehen? es ergibt sich aber daraus die unabhängigkeit der deutschen erzählung von der rabbinischen,

Ich kann die quelle des Ben Seeb nachweisen. ein wenig bekannter französischer dichter Delaunay (geb. 1695, gest. 1751) gab heraus La verité fabuliste, comédie, avec un recueil de fables Paris 1731. von den funfzig fabeln ist die erste Jupiter et les animaux, und diese liegt dem hebräischen gedicht zu grund. es scheidet den Jupiter aus und übersetzt nicht sondern umschreibt den inhalt, aber entscheidend ist dafs es die zahlen beibehält, die das alter des hundes und affen und die kürzung des alters angeben. auch Hagedorn (Werke 2, 115, vom jahr 1757) hat eine freie übersetzung von Delaunay, den er nennt, geliefert. aber woher hat der Franzose den stoff erhalten? vielleicht findet sich noch seine quelle, bis dahin mufs ich auf eine mündliche überlieferung zurück gehen, woher sie auch mag gekommen sein.

Man hat einen althebräischen ursprung annehmen wollen, aber ich glaube mit unrecht. in dem Midrasch Koheleth werden die sieben alterstufen des menschen in ihren eigenthümlichkeiten auf folgende weise geschildert. 'im ersten lebensjahre gleicht jeder mensch einem königssohne und wird von allen geherzt und geküsst. im zweiten und dritten gleicht er dem schweine, er durchsucht alle löcher und was er findet führt er nach dem munde. der zehnjährige gleicht dem böcklein, denn wie dieses hüpft und springt er. der zwanzigjährige ist dem wiehernden rosse ähnlich, stolz schmückt er seinen leib und sucht eine ehegenossin. als ehemann gleicht er dem arbeitsamen esel der einen sattel trägt. ist er vater geworden, so zeigt er sich kühn und aufdringlich wie ein hund, um nahrung für sein haus herbei zu schleppen. im alter aber gleicht er dem affen.' diese stelle wird mitgetheilt von Jul. Landsberger in den vorbemerkungen zu den fabeln des Sophos s. LVIII. LIX. zugleich wird die vermuthung geäufsert, dafs darin die quelle der griechischen fabel zu suchen sei. ein zusammenhang ist nicht abzuweisen, da pferd und hund hier in ähnlicher beziehung auftreten. daneben aber erscheinen auch esel und affe die zwar in dem deutschen märchen, in dem rabbinischen und französischen gedicht, aber nicht bei Babrius vorkommen. die griechische und althebräische auffafsung sind daher von einander unabhängig, und das hohe alter der noch lebendigen überlieferung ist damit gesichert.

WILHELM GRIMM.

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