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GESCHICHTE

DER

UNION DER RUTHENISCHEN KIRCHE

MIT ROM

VON DEN AELTESTEN ZEITEN BIS AUF DIE GEGENWART

VON

DR. JULIAN PELESZ,

Lemberger Metropolitan-Consistorial-Rathe, Pfarrer zur heil. Barbara und
Rektor des griech.-katholischen Central-Seminars in Wien.

Mit oberhirtlicher Bewilligung.

ERSTER BAND.

Von den ältesten Zeiten bis zur Wiederherstellung der Union
der ruthenischen Kirche mit Rom (1595).

Würzburg (Bayern).
Verlag von Leo Woerl.

BON

Wien 1. Spiegelg. 12.

1881.

Agentur von Leo Woerl.

Einleitung.

Urgeschichte des russischen Volkes.

§. 1.

Ueberblick der Abhandlung.

Bevor wir zur eigentlichen Kirchengeschichte übergehen, erscheint es nothwendig, einige allgemeine Bemerkungen über die Urgeschichte des Volkes, dessen Kirchengeschichte zur Abhandlung kommt, voranzuschicken; um aber in diese Schrift nicht viel Fremdartiges hereinzubringen, werden diese Erörterungen auf Grundlage der diesbezüglichen ausführlichen Schriften1) ganz kurz gefasst sein. Namentlich wird hier die Rede sein von dem Schauplatze der russischen Kirchengeschichte, also von dem Ländergebiete, auf welchem in späteren Jahrhunderten die russische Kirche erstanden ist, dann von den Völkerschaften, welche diese Gegenden einst bewohnten, insbesondere aber von den Slaven (Slovenen) und den Russen, so wie über deren Namen, Sitten und Gebräuche, wobei auf die Mythologie vorzügliche Rücksicht genommen werden wird. Diese Fragen werden uns zuerst beschäftigen, indem sie zum richtigen Verständniss der Kirchengeschichte nicht ohne Bedeutung sind.

1) Nestor, chronica, edit. Fr. Miklosich, Vindobonae 1860. Schaffarik, Ueber die Abkunft der Slaven, Ofen 1828. Karamsin, Geschichte des russischen Reiches, Petersburg 1851, I. Bd. (russisch). Dr. Phil. Strahl, Geschichte des russischen Staates, Hamburg 1832, I. Bd. Dr. Richard Roepell, Geschichte Polens, Hamburg 1810, I. Theil. Dionis Zubrycki, Geschichte des Fürstenthums Halicz, Lemberg 1852, (russisch) und andere.

Pelesz, Geschichte de Union.

1

§. 2.

Schauplatz der nachmaligen russischen Kirchengeschichte und die ältesten Bewohner nach den Be. richten der Griechen und Römer.

Das Ländergebiet, welches den Schauplatz der nachfolgenden Kirchengeschichte bildet, erstreckte sich auf der nördlichen Hälfte unserer Erdkugel, und grenzte im Osten an die Wolga, im Norden an die Küsten des Eismeeres, im Westen an das baltische Meer und bis an die Flüsse Niemen, Bug, dann an die Karpathen und im Süden an das schwarze Meer. Dieses ungeheuere Ländergebiet bildete zum grössten Theile eine unabsehbare, mit Wäldern und Sümpfen besäete, von grossen Strömen durchschnittene Ebene, welche im Süden den Ackerbau reichlich lohnte, im Norden und in anderen Gegenden zur Jagd und zur Fischerei einlud.

Welche Völkerschaften diese Gegenden in vorhistorischen Zeiten bewohnten, ist wohl nicht zu ermitteln, davon schweigt die Geschichte. Erst tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung treten einige südlichen Theile dieses Ländergebietes aus der tiefsten Finsterniss hervor, und die ersten mitunter auch fabelhaften Nachrichten über die Völkerschaften, die dort gewohnt haben, verdanken wir dem Herodot, Strabo, Plinius und anderen Schriftstellern des klassischen Alterthums. Wenn wir nun von den fabelhaften Sagen über die Hyperboreer, Androphagen, Melanchlänen, Thyssageten, Arimaspen und anderen absehen, so verdienen hier vorzüglich folgende Völkerschaften genannt zu werden:

1. Die Skythen, mit diesem Namen wahrscheinlich von den pontischen Griechen benannt, welcher Name früher vielleicht einem anderen Volke gehörig, von den Griechen ihnen gegeben wurde. Nach Herodot 2) waren die Skythen den Persern unter dem Namen Saken bekannt, selbst aber nannten sie sich Skoloten. Sie wohnten nach derselben Quelle im Osten vom kaspischen See, von wo sie aber durch die Massageten über den Araxes getrieben wurden, desswegen die Wolga überschritten und sich dann nach manchen Streifzügen zwischen der Donau und dem Don festsetzten, wo sie vom persischen Könige Darius ange

2) Herodot, IV. 20.

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griffen wurden, der aber dabei fast sein ganzes Heer verloren hat. Die Skythen führten verschiedene Lebensweise, die Einen lebten als Nomaden, und ihre vorzüglichste Beschäftigung war, die Feinde zu überfallen und vor denselben zu entfliehen; Andere aber beschäftigten sich mit dem Ackerbau, und diese wohnten an den beiden Ufern des Dniepr und in Podolien. Die tapferste und zahlreichste Horde derselben, die sog. Königlichen (apственная горда carstvennaja horda) unternahm fortwährend Streifzüge nach Osten bis zum Asovschen Meere, ja bis in die taurische Krim, wo sie viele Grausamkeiten und Räubereien verübten. Die Sitten der Skythen waren rauh und wild, ihr öfterer Verkehr mit den Griechen hat sie nicht zivilisirt, und sie hielten sich eifrig an die Sitten ihrer Väter, daher missglückte auch der Versuch des Philosophen Anacharsis, eines Schülers des atheniensischen Gesetzgebers Solon, welcher ihnen atheniensische Gesetze geben wollte, welcher, obgleich ihr Stammesgenosse, als Opfer seiner edlen That gefallen ist. Auf ihre grosse Zahl und Tapferkeit pochend, fürchteten sie keinen Feind, tranken das Blut ihrer erschlagenen Feinde, kleideten sich mit aus Menschenhaut verfertigten Kleidern und gebrauchten Menschenschädel als Trinkgefässe, ihren höchsten Gott aber verehrten sie in der Gestalt eines Schwertes. Doch ihre Macht nahte sich dem Untergange zu Philipps von Mazedonien Zeiten, welcher sie durch List besiegte, und so war die Macht der Skythen schon gebrochen. Fünfzig Jahre später (um 300 vor Chr.) hiess die Gegend zwischen der Donau und dem Dniester die Steppe der Geten, welche über die Skythen Oberhand gewannen und dieselben verdrängten, so dass bald auch ihr Name verschwand. Bei den späteren Schriftstellern werden mit diesem Namen andere Nationen fälschlich genannt. Es fehlt nun nicht an Schriftstellern, welche in den Skythen Vorfahren der Slaven überhaupt und der Russen im Besonderen sehen wollen 3), und den Namen der Skythen aus dem slovenischen „skytati sia“, d. i. nomadisiren, ableiten; allein diese Ansicht liess man nach näheren Unter

3) So z. B. S. Dolci, de illyr. 1. vet. Venet. 1754; Hartknoch, (1789) leitet die Slovenen unmittelbar von den Skythen ab; Kleczewski, Sarmatia europ. Leopoli 1769; der Prälat Czajkowski, Roczniki tow. Warszawskiego t. XI. und andere bei Schaffarik, a. a. O. S. 9.-12.

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