Sayfadaki görseller
PDF
ePub

machte und welcher Friedrich beiwohnte, wollte dieser seine Flucht nach England versuchen (August 1730). Das Unternehmen mißlang, da es nicht mit der gehörigen Vorsicht vorbereitet war. Der Kronprinz ward festgenommen, eben so der eine seiner beiden Hauptmitwisser, nämlich der Lieutenant von Katt zu Berlin; der andere, Lieutenant von Keith aus Wesel, entkam glücklich nach England und von dort nach Portugal. Jest kannte die Wuth des Königs keine Grenzen mehr: nachdem er den gefangenen Katt mit Fußtritten und Stockschlägen persönlich fürchterlich mishandelt, ward derselbe vor ein Kriegsgericht gestellt und von diesem zu lebenslänglicher Festungsstrafe verurtheilt. Der erzürnte Selbstherrscher aber erklärte, daß er nicht begreife,,,was für kahle Raisons das Kriegsgericht genommen, und ihm das Leben nicht abgesprochen hätte.” Er wolle, daß Katt von Recht und Rechtswegen, ob er schon nach den Rechten verdient gehabt, wegen des begangenen crimen laesae Majestatis mit glühenden Zangen geriffen und aufgehenket zu werden, den noch nur, in Consideration feiner Familie, mit dem Schwerte vom Le ben zum Tode gebracht werden solle." Vergeblich, daß Friedrich seine Thronrechtsentsagung anbot: das Urtheil ward vor dem Fenster seines Kerkers vollzogen. Allein damit war der Zorn noch lange nicht gestillt; das erste Hoffräulein der Königin, von Bülow, und ihr Bruder, ber königlicher Gesandter in Schweden gewesen war, geborene Hanno veraner, waren dem Könige verdächtig, die Zwischenträger zwischen feiner Gattin und dem englischen Hofe gewesen zu sein, und darum wurden Beide nach den Grenzen von Litthauen verwiesen, wohin sie innerhalb zwei Stunden abreisen mußten. Dem Kammerherrn von Montaulieu, der dem Kronprinzen,,,einem Minderjährigen", Geld geliehen hatte, ward, außer dem Verluste des Darlehens, eine Strafe von 1000 Speciesducaten zuerkannt, und als er entfloh, befahl der König, ihm, ,,als einem freveln, muthwillig und boshaft geflüchteten Banqueṛutmacher, Anderen zum Beispiele, den Proceß zu machen und sein Bildniß an den Galgen heften zu lassen." Der Minister Freiherr von Knyphausen ward abgefeßt, seines Gehaltes verlustig und auf seine Güter verbannt. Der ehemalige Lehrer des Kronprinzen, Duhan, damals französischer Obergerichtsrath, wurde nach Memel verwiesen. Das gleiche Loos traf selbst einen fremden Bedienten, der nebenbei die Aufficht über die Büchersammlung des Kronprinzen geführt hatte. Drei verdächtige Officiere schleppte man in Ketten nach Spandau; eben so den Kammerdiener Friedrich's. Auch die ihrer Schönheit und ihres Gefanges wegen vom Kronprinzen geliebte Doris (Dorothea Elisabeth), Tochter des Rectors Ritter zu Potsdam, mußte diefen traurigen Gang machen, da sie der König zum Staupenschlage und zur Zwangsarbeit verurtheilte, weil er erfahren hatte, daß ihr sein Sohn Geschenke ge= macht. (Erst nach drei schweren Jahren erlangte sie ihre Freiheit wieder.) Ihren Bater jagte man kurzweg von seinem Amte. Die Königin sah sich in einen Theil des Schlosses verwiesen, die Prinzessin Friederike stieß der erzürnte Monarch auf die Brust, warf sie zu Boden

und ließ fie in ihr Zimmer einsperren; ja er redete davon, fie und den Kronprinzen gemeinsam hinrichten zu lassen *).

Es scheint wirklich, daß der König Anfangs feinem Sohne das gleiche Schicksal, wie Katt, zugedacht hatte. Die Vermittelung der fremden Mächte und andere zufällige Umstände ließen die Sache jedoch nicht so weit kommen. Indeffen ward Friedrich zu Küstrin strenge ein gesperrt. Sein Gefängniß war ohne Möbeln; er mußte auf dem Fuß» boden schlafen und erhielt Abends kein Licht. Nur eine Bibel und eine Gebetbuch durften ihm gereicht werden, und sein täglicher Unterhalt: follte nicht über 4 Groschen kosten. Friedrich wollte sich vor seinem Vater, der so verfuhr, nicht beugen. Erst, als man ihm die Folgen, welche sein Starrsinn für Mutter und Schwester hervorbringen müßte, an's Herz legte, verstand er sich dazu, bittend an den König zu schreiben. Es geschah dies Mitte Novembers 1730, nachdem er seit dem 5. Sept. zu Küstrin eingekerkert war. Hierauf ward der Kronprinz aus dem engen Gefängnisse entlassen, ohne sich jedoch aus der Stadt entfernen zu dürfen. Er sollte hier als Privatmann leben, sich mit der Domånenverwaltung bekannt machen, täglich auf der Domånenkammer arbeiten und seinen Plaß unter dem jüngsten Rathe nehmen. Zugleich mußte er einen Eid ablegen: niemals irgend diejenigen es entgelten zu laffen, von denen er nur vermuthen könne, daß sie gegen ihn gehandelt hätten; sich nie dem Gehorsame des Königs zu entziehen, in der Furcht Gottes zu leben und die Pflichten der Religion zu erfüllen, und endlich, keine andere Prinzessin zu heirathen, als die ihm der Vater bestimmen werde. Weiter wurde ihm verboten, etwas Anderes zu lesen, als Kammerfachen (und religiöse Schriften), besonders strenge ward ihm aber untersagt, französisch zu sprechen.

Friedrich fand sich in die Verhältnisse. Er arbeitete fleißig und erwarb sich viele Kenntnisse in der Verwaltung. Endlich, nach Ablauf eines Jahres, im November 1731, fand die Versöhnung des Kronprinzen mit seinem Vater und im Juli 1733 des Ersteren Vermählung mit der von dem Könige für ihn auserwählten Prinzessin Elisabetha Christina von Braunschweig-Baiern statt. Ein Jahr später stand Friedrich an der Spiße eines preußischen Regimentes einige Paar Monate lang bei der von dem alten Prinzen Eugen geleiteten Belagerung von Philippsburg.

[ocr errors]

Im August 1786 begann das wahrhaft philosophische Leben Friedrich's in dem freundlichen Rheinsberg. Inmitten einer, wenigs stens für das an die Sandflächen der Mark Brandenburg gewöhnte Auge, reizenden Gegend, umgeben von einer Anzahl eben so wissens schaftlich gebildeter als lebensfroher Männer; dabei in der Fülle der

[ocr errors]

*) umständliche Nachrichten darüber in Förster's Schrift über die Jugendjahre Friedrich's. Wir verweilen darum so lange bei den Folgen dieses Vors ganges, weil fchwerlich irgend etwas Anderes die damalige Willkürregierung so charakteristisch schildern tönnte.

Jugendkraft und frei von allen bedeutenden Sorgen, erlangte der Geift des Kronprinzen hier in den ernsten Wissenschaften wie in den schonen Künsten jene Reife, deren Entwickelung und Anwendung im wirklichen Leben man bald zu bewundern bekam. Das Gemüth, noch mehr aber der Verstand, bildete sich trefflich aus. Abwechselnd beschäf= tigte sich Friedrich mit den neueren französischen und den alten griechischen und römischen Classikern (in französischen Uebersehungen); mit dem ernsten Studium von Wolf's Metaphysik, die ihm der edle von Suhm (der geliebte Diaphan) in's Französische übersehte, und mit der philosophisch heiteren, fast eben so oft auf praktische Lebensweisheit, als auf poetische Schöpfungen gerichteten Correspondenz mit Voltaire. Von den Theorieen der Kriegswissenschaft und dem wirklichen Manovriren seines Regimentes wendete er sich zur munteren Gesellschaft seiner geistreichen Genossen und Gäste, cines Jordan, Kaiserling, Fouqué, Chaffot, Knobelsdorf u. U. In der glücklichen Epoche von Rheinsberg verfaßte Friedrich auch verschiedene seiner historischen Schriften und den bekann: ten Anti-Macchiavelli. Den Geist des Lehteren faßte er falsch auf: hierfür noch zu jugendlich, strebte er zu sehr nach Aufstellung Effect hervorbringender Säße; allein seine Schrift beurkundet, ungeachtet dieser entschiedenen Mångel, einen eben so klaren Verstand, als redlichen Willen; ein Durchdrungenfein von solchen Principien, die man, aus dem Munde eines Prinzen zu vernehmen, bis dahin nicht gewöhnt war, von Principien, an die man in Deutschland kaum dachte.,,Wenn es Unrecht ist," sagt er in der Vorrede,,,die reine Gesinnung eines Privatmannes zu corrumpiren, der nur geringen Einfluß auf das Ganze ausübt, so ist es um so schädlicher, Fürsten zu verderben, die Völker beherrschen, Recht und Gerechtigkeit üben, ihren Unterthanen Muster und durch ihre Güte, Seelengröße und Mildthätigkeit lebendige Ebenbilder der Gottheit sein sollen. Die Plagen des Himmels dauern nur kurze Zeit, verwüsten nur einzelne Gegenden und lassen sich wieder gut machen; aber die Verbrechen der Könige bringen weit längere Leiden, und dies zwar über ganze Nationen. Wie unglücklich ist der Zustand der Völker, die von dem Mißbrauche der höchsten Gewalt Alles zu befürchten haben, wenn ihr Vermögen der Habsucht des Fürsten, ihre Ruhe seinem Ehrgeize, ihre Sicherheit seiner Treulosigkeit und ihr Leben feiner Grausamkeit Preis gegeben ist! 2c.

Die Aussöhnung zwischen dem Könige und dem Kronprinzen war wirklich aufrichtig gewesen und ward es immer mehr, besonders von Seite des Lehteren. Der Vater hätte aber allerdings gewünscht, daß Friedrich seine ganze Zeit ausschließlich dem Militärwesen widme, und er glaubte in dessen Gesellschaftern nur Freigeister, Irrlehrer, Vere führer seines Sohnes zu sehen, die er zuweilen Luft bekam, allesammt aufheben und nach Spandau bringen zu lassen.

Am 31. Mai 1740 starb Friedrich Wilhelm I., und der achtundzwanzigjährige Philosoph von Rheinsberg bestieg als Friedrich der Zweite den preußischen Thron. Tausend Hoffnungen und Be

fürchtungen knüpften sich an dieses Ereigniß. Allein es zeigte sich bald, daß es, ein Tag der fehlgeschlagenen Vermuthungen" war. Die alten Gegner Friedrich's blieben ungekränkt, die Erwartungen feiner Freunde und einer Menge sich herzudrängender Franzosen auf persönlichen Glanz und Auszeichnung wurden nur in sehr geringem Maße erfüllt. Keiner erlangte eine Stelle, der er nicht in jeder Beziehung gewachsen war, und diejenigen mochten sich noch glücklich schäßen, welche, wie der Ba ron Bielefeld, sagen konnten: Ich gestehe, das heißt einen etwas kleinen Anfang machen.“

Der preußische Staat zählte damals 2,240,000 Bewohner. Die Jahreseinkünfte beliefen sich auf 73 Millionen Thaler und das Land hatte nur geringe innere Hülfsquellen. Indessen fand sich ein Staatsschaß von mindestens 84 Millionen vor, den man der großen Sparsamkeit des vorigen Königs verdankte. Das Heer zählte 76,000 Mann eine enorme Masse für diese geringen Staatskräfte !

Dessenungeachtet war es eine der ersten Regierungshandlungen Friedrich's, die Armee noch zu verstärken; offenbar in der Voraussicht der bald nachher eingetretenen Ereignisse.

Aber auch das geistige Leben sollte auf eine höhere Stufe gebracht werden; denn kein 3 weifel, daß Friedrich von der Wahrheit durchdrungen war, Preußen könne, bei seinen geringen materiellen Mitteln, nur dadurch aus der Reihe der unbedeutenden Staaten heraustreten, wenn es seine moralische Kraft über die der anderen Länder emporbringe, wenn es vorleuchte an geistiger Größe, sich auf jene Macht stüße, welche nur der Genius der Freiheit und Intelligenz zu begründen vermag. Schnell nach einander entstanden eine neue Akademie, ein neues Handlungs- und Manufacturdepartement bei der Staatsregierung. Von allen Seiten her suchte der neue König Leute von wirklichem Verdienste für den preußischen Staat zu gewinnen. Seine erste Wahl fiel auf Wolf, Maupertuis, Vaucanson, Algarotti, s'Gravesand und Euler. Ein Mann, der nach Wahrheit forscht,“ schrieb Friedrich,,,muß dem ganzen Menschengeschlechte theuer sein, und ich glaube im Reiche der Wahrheit eine Eroberung gemacht zu haben, wenn ich Wolf zur Rückkehr (in die preußischen Staaten) bewege."

"

Nachdem er die ersten Regierungsmaßregeln getroffen, wollte Friedrich den Rest des Jahres 1740 zu Rheinsberg zubringen; da starb der deutsche Kaiser Karl VI. Dies war der vermuthlich zum Voraus erwartete günstige Augenblick, Preußen zu vergrößern; denn der König konnte nicht zweifeln, daß Oesterreich jezt von allen Seiten durch Forderungen und Ansprüche jeder Art werde bedrängt werden. Preußen hatte allerdings wegen gewaltsamer Uebervortheilung von Seiten Desterreichs bei Erbansprüchen auf einige kleinere Theile Schlesiens, theilweise von Jahrhunderten her, zu klagen. Allein darin konnte kein vernünftiger Mensch den wahren Grund der folgenden Ereignisse sehen. Der Philosoph, der sich in seinen Briefen an Voltaire so schön gegen

die Kriege, gegen die Eroberungssucht und gegen das von der Mehrzahlder sogenannten Helden über die Menschheit gebrachte Unheil geäußert, nahm seinerseits keinen Anstand, kurzweg eine österreichische Provinz an fich zu reißen, aus keinem anderen Grunde, als weil er gerade in jenem Momente hoffen durfte, seinen Staat mit der geringsten Schwierigkeit zu vergrößern. Freilich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts ein ziemlich gewöhnliches, an sich kaum auffallendes Ereigniß, aber bei Friedrich besonders darum tadelnswerth, weil er sehr wohl das Immoralische eines solchen Verfahrens zu beurtheilen wußte.

Wie dem nun aber sei, Desterreich schlug eine Ausgleichung der Anstände in Güte vor, mit anderen Worten, es suchte durch Unterhandlungen Zeit zu gewinnen. Allein diese Absicht war leicht durchschaut, und Friedrich ging nicht darauf ein.

Der König versammelte die Officiere um sich. Ich unternehme einen Krieg," sprach er zu ihnen, in welchem ich keine anderen BunDesgenossen habe, als Ihre Tapferkeit und Ihren guten Willen. Meine Sache ist gerecht" (dies will natürlicher Weise immer jeder Theil von fich glauben machen!),, und meinen Beistand suche ich bei dem Glide!"

Um 23. December 1740 überschritt das preußische Heer, 2428,000 Mann stark, die Grenze. In ganz Schlesien standen, außer den Festungsbesagungen, kaum 3000 österreichische Soldaten. Es war fonach leicht, in einem Marsche das Land zu beseßen.

Schon Ende Januars 1741 kehrte Friedrich nach Berlin - zurück. Das Benehmen verschiedener Nachbarskaaten schien ihm zweideutig; er traf Vorbereitungen, um gegen Ueberraschung sicher zu sein. - Der König äußert in seinen hinterlassenen Schriften, diesen Augenblick håtte das Wiener Cabinet benugen sollen, um sich mit ihm zu verständigen ; gegen Abtretung des Fürstenthumes Glogau würde er demselben Beis stand wider seine sämmtlichen Feinde geleistet haben;,, allein überall ward leise angefragt, überall unterhandelt, überall heimlich gearbeitet, um sich in Achtung gebietenden Stand zu sehen und Bündnisse zu vers schaffen; aber die Truppen keiner Macht waren in marschfertigem Zustande, keine hatte Zeit gehabt, Magazine anzulegen, und der König benuste diesen entscheidenden Moment, seine großen Absichten auszuführen." Hierin lag das Hauptgeheimniß der preußischen Ueberlegens heit.

[ocr errors]

Mitte Februars war Friedrich wieder in Schlesien. Der Feldzug begann von beiden Seiten. Es kam am 10. April zur Schlacht bei Mollwig, in welcher die Desterreicher durch Schwerin's Geschicklichkeit geschlagen wurden. Der König beeilte sich, das ihm von Frankreich angetragene Bündniß zur gemeinsamen Bekämpfung Oesterreichs und Erhebung des Kurfürsten von Baiern zum deutschen Kaiser anzunehmen. Indessen blieb er 8 Wochen lang unthätig im Lager von Strehlen, indem er offenbar die Hauptlast der Kriegsführung durch seine Alliirten getragen sehen wollte; ja er knüpfte sogar insgeheim Unterhandlungen

« ÖncekiDevam »