Frankfurt am Main. Diese reiche und interessante · Stadt, welche, wie Freiherr von Stein in einem Schreiben vom 18. Juli 1816 sich außerte,,, auf den westlichen Theil Deutschlands, seit ,, den früheren Epochen unserer Geschichte, einen großen politischen ,, Einfluß behauptete," hat auch in ihrer neueren Geschichte bewährt, wie ein freies städtisches Gemeinwesen, bei allen seinen nothwendigen Mångeln und Kleinlichkeiten, so ganz geeignet sei, den Wohlstand zu fördern, die innige Liebe der Bürger zu gewinnen und den selbst auf eine Bannmeile concentrirten patriotischen oder vaterstädtischen Sinn zu beleben. Gegen das Ende des achtzehnten Jahrs hunderts und am Anfange des 19. war das Gebäude der reichss städtischen Verfassung nachgerade mit gar zu viel,,gothischen Schnör= keln" überladen erschienen. Die Vergebung eines großen Theils der Rathsstellen nach dem Erbrechte der Geburt an das Patriciat, die äußerst verwickelte Gerichtsverfassung, in der die Competenzen ver=" wirrt durch einander liefen, die nicht blos persönliche, sondern auch reale Vermischung der Justiz mit der Administration, der Mangel einer für sich bestehenden Polizeiverwaltung, indem deren Wirksam= keit unter viele der verschiedensten Stadtámter zersplittert war; dann die Unterdrückung der Nichtlutheraner, die wahrhaft schimpfliche Bes handlung der Judenschaft; überdies ein unablässiges Streiten zwis schen Rath und bürgerlichen Collegien, Corporationen und Relis gionsparteien über Publica vor den Reichsgerichten, bei welchen die,,Rubrik Frankfurt ca. Frankfurt" eine stehende geworden war, diefes Alles konnte kein erfreuliches Bild gewähren. Die Erschüttes rungen, welche der französische Revolutionskrieg herbeiführte, hatten zunächst keinen Einfluß auf Verfassung und Verwaltung. 216 Eus stine vor der Hauptwache dem Volke zurief:,,Habt Ihr den deuts schen Kaiser gesehen Ihr werdet keinen mehr sehen!" sprach er zus fällig wahr; allein den Geist der Frankfurter verkannte er völlig, |