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gelten. In der Schrift gegen den Gaunilo behauptet Anselm sogar, in dem Atheisten bilde sich die Idee des göttlichen Wesens mit Nothwendigkeit, obgleich derselbe die Existenz dieses Wesens leugne. Wenn aber in diesem die Gottesidee sich bildet, er nur leugnet, daß dieser Idee ein Wesen außer ihm entspreche, so muß gewiß wiederum die Voraussetzung der Erkennbarkeit dieser Idee und des durch dieselbe gedach ten und erkannten Wesens als eine nothwendige gelten. Diese Voraussetzung wird aber zunächst gemacht auf lediglich philosophischem Boden, oder solchen gegenüber, welche die Ers kenntniß des göttlichen Wesens durch die bloße Vernunft leugnen. Der Grundcharakter ihrer Nothwendigkeit liegt eben darin, daß sie ihrem Wesen nach aus der Natur des vernünftigen Denkens hervorgeht. Der Christ und nament, lich der Katholik kann diese Voraussetzung um so weniger leugnen, als gerade im Briefe an die Römer (1, 20) gelehrt wird, daß man Gott aus seinen Werken erkenne.

Die spekulative Auffassung der göttlichen Idee in ihrem Sein.

S. 4.

Es wurde bereits erwähnt, daß Anselm in seinem Proslogium Einen einzig in sich beruhenden haltbaren Beweis für das Dasein Gottes aufstellen wolle. Zur Erkenntniß und Darstellung der spekulativen Auffassung der göttlichen Idee in ihrem Sein bei Anselmus muß man darum vor Allem an das Proslogium selbst sich wenden. Welcher ist denn der in demselben geführte Beweis? Es ist der soge= nannte ontologische. Dieser ist hier spekulativer Natur; er hat die Einsicht und Begreiflichkeit des nothwendigen Seins Gottes zu seinem Objekte, und in dieser Beziehung, wie die gesammte Spekulation des Anselmus den Glauben zu seiner Vorausseßung 8).

8) Proslog. cap. 1. Non tento Domine, penetrare altitudinem tuam; quia nullatenus comparo illi intellectum meum: sed

Wir wollen zuerst den anselmischen Beweis in möglicher Kürze und Klarheit vorlegen, alsdann das auführen, was man in frühern und spätern Zeiten daran ausgestellt hat und zu zeigen versuchen, was an demselben mit Grund ausgestellt werden kann.

Zuvorderst geht Anselmus von der bloßen Denkbarfeit Gottes als eines absolut vollkommenen Wesens aus. Er sagt, wir glauben, daß Gott Etwas ist, als welches nichts Größeres gedacht werden kann. Selbst in dem Atheis sten, wenn er diese Worte höre, müsse der Begriff des absolut vollkommenen Wesens sich bilden, obgleich derselbe nicht einsehe, daß diesem in der Wirklichkeit ein Wesen entspreche 9). Allein dieses blos in dem Denken, selbst in dem des Atheis

desidero aliquatenus intelligere veritatem tuam, quam credit et amat cor meum. Neque enim quaero intelligere, ut credam sed credo ut intelligam. Nam et credo, quia nisi credidero non intelligam. Cap. 2. Ergo Domine, qui das fidei intellectum, da mihi, ut quantum scis expedire, intelligam quia es sicut credimus; et hoc es, quod credimus. Vgl. die Spekulation des h. Anselmus in dieser Zeitschrift. N. F. VI. Heft 2. S. 17. §. 9. Heft 4. S. 4. §. 12. S. 22. §. 19 und 20.

9) Proslog. cap. 2. Et quidem credimus te esse aliquid, quo nihil majus cogitari possit. An ergo non est aliqua talis natura, quia dixit insipiens in corde suo, non est Deus (Ps. 13, 1 et 52, 1)? Sed certe idem ipse insipiens, cum audit hoc ipsum quod dico, aliquid quo majus nihil cogitari potest; intelligit quod audit, et quod intelligit, in intellectu ejus est, etiamsi non intelligat illud esse. Aliud est enim rem esse in intellectu, aliud intelligere rem esse. Nam cum pictor praecogitat quae facturus est, habet quidem in intellectu; sed nondum esse intelligit, quod nondum fecit. Cum vero jam pinxit, et habet in intellectu, et intelligit esse quod jam fecit. Convincitur ergo etiam insipiens esse vel in intellectu aliquid, quo nihil majus cogitari potest, quia hoc cum audit intelligit; et quidquid intelligitur, in intellectu est.

sten gesetzte höchste Wesen müsse auch in der Wirklichkeit sein. Denn sollte dieses Wesen blos im Denken sein, so könne gedacht werden, daß in der Wirklichkeit noch ein höheres sei; das höchste Wesen würde alsdann zugleich als nicht das höchste Wesen gedacht, und dieses sei ein Widerspruch 10); folglich existirt ein höchstes Wesen nicht allein im Denken, sondern auch in der Wirklichkeit 11). Dieser Sag des nothwendigen Seins des höchsten Wesens nicht allein im Denken, sondern auch in der Wirklichkeit trägt so sehr Wahrheit in sich, daß selbst der Gedanke des Nichtseins desselben schlechthin unmöglich ist 12). Offenbar soll durch diesen Saß das oben Aufgestellte fester begründet und gegen jeden Angriff gesichert werden. Für jeden denkenden Kopf hat es ges wiß das höchste Interesse zu sehen, in welcher Weise dieses von Anselmus geschehen ist. Sie ist folgende: Es ist ein Wesen gedenkbar, dessen bloßer Gedanke die Nothwendigkeit seines Seins involvirt, oder das nicht einmal als nichtseiend kann gedacht werden; dieses Wesen ist höher oder vollkom mener, als jenes, welches als nicht seiend gedacht werden. kann. Folglich, wenn das höchste Wesen als nicht seiend gedacht werden könnte, so würde ein Wesen, welches als das höchste gesetzt wird, zugleich als nicht das höchste ges seßt, welches in sich selbst widersprechend ist 13).

10) L. c. Et certe id, quo majus cogitari nequit, non potest esse in intellectu solo. Si enim in intellectu solo; potest cogitari esse et in re, quod majus est. Si ergo id, quo majus cogitari non potest, est in solo intellectu; id ipsum, quo majus cogitari non potest, est quo majus cogitari potest; sed certe hoc esse non potest.

11) L. c. Existit ergo procul dubio aliquid, quo majus cogitari non valet, et intellectu, et in re.

12) L. c. cap. 3. Quod utique sic vere est, ut nec cogitari possit non esse.

13) L. c. cap. 3. Nam potest cogitari esse aliquid quod non possit cogitari non esse; quod majus est quam quod non esse cogitari potest. Quae si id, quo majus nequit cogitari,

Mit einem sichtbaren Gefühle der Freude schließt Anselm weiter:

Es gibt also wahrhaft ein absolut vollkommenes Wesen, so daß dasselbe nicht einmal als nicht seiend gedacht werden kann, und dieses Wesen bist Du, Herr, unser Gott. So bist Du also in Wahrheit, Herr, mein Gott, so daß der Gedanke Deines Nichtseins nicht einmal möglich ist. Denn wenn irgend eine endliche Vernunft etwas Besseres, als Dich denken könnte, so erhöbe sich das Geschöpf über den Schöpfer und fåße in Ansehung seiner zu Gerichte, welches sehr ungereimt ist. Zwar kann Alles, was außer Dir ist, als nicht seiend gedacht werden. Du allein besißest das wahr. hafteste und vollkommenste Sein aller Dinge, weil alles Andere nicht so in Wahrheit ist und darum ein geringeres Sein hat. Warum also spricht der Thor in seinem Herzen: es gibt keinen Gott? Da es für den vernünftigen Geist auf der Hand liegt, daß Dir das vollkommenste Sein zukomme. Warum anders, als weil er ein Thor ist 14)?

Indeß mit dieser kurzen Abfertigung des Thoren begnügt sich Anselmus nicht, und konnte sich damit nicht begnügen, wenn man erwägt, daß seiner Ansicht nach das

potest cogitari non esse: id ipsum quo majus cogitari nequit, non est id, quo majus cogitari nequit: quod convenire non potest. 14) L. c. Sic ergo vere est aliquid quo majus cogitari non potest, ut nec cogitari possit non esse: et hoc es tu, Domine, Deus noster, sic ergo vero es, Domine, Deus meus ut nec cogitari possis non esse; et merito. Si enim aliqua mens posset cogitare aliquid melius te, ascenderet creatura super creatorem, et judicaret de Creatore: quod valde est absur dum. Et quidem quidquid est aliud praeter solum te, potest cogitari non esse. Solus igitur verissime omnium, et ideo maxime omnium habes esse: quia quidquid aliud est, non sic vere est, et idcirco minus habet esse. Cur itaque dixit insipiens in corde suo, non est Deus? Cum tam in promptu sit rationali menti, te maxime omnium esse. nisi quia stultus et insipiens?

Cur,

Sein Gottes für den vernünftigen Geist gleichsam auf der Hand liegt, ja daß sogar der Gedanke des Nichtseins Gottes für jenen Geist schlechthin unmöglich ist. Eben diese Ansicht fand anscheinend an dem Sprechen des Thoren ihre Widerlegung. Darum gehet Anselm alles Ernstes auf eine Erörterung derselben ein. Wie aber, so lauten seine Worte, spricht der Thor in seinem Herzen, was er nicht denken fonnte; oder wie fonnte er nicht denken, was er in seinem Herzen spricht? indem im Herzen sprechen und denken eines und dasselbe ist. Wenn er wahrhaft, ja sogar weil er wahrhaft gedacht hat, weil er im Herzen spricht, und nicht im Herzen spricht, was er nicht denken konnte, so wird nicht auf eine und dieselbe Weise etwas im Herzen gesprochen oder gedacht. Denn anders wird eine Sache gedacht, wenn das dieselbe bezeichnende Wort gedacht wird (cogitatur), anders wenn dasjenige selbst, was die Sache ist, begriffen wird (intelligitur). Auf jene Weise kann also Gott als nicht seiend gedacht werden, auf diese aber gar nicht. Denn Keiner, welcher einsteht, was Feuer und Wasser ist, kann denken, das Feuer sei Wasser in Ansehung der Sache, obs gleich er dieses könnte in Ansehung der Worte. So kann also Niemand, welcher das einsieht, was Gott ist, denken, daß Gott nicht ist; obgleich er diese Worte in seinem Herzen spricht, entweder ohne irgend eine, oder mit irgend einer fremden Bedeutung. Denn Gott ist Dasjenige, über welches hinaus nichts höheres gedacht werden kann. Derjenige, welcher dieses wohl begreift, der begreift zugleich, daß eben dieses so sei, daß es nicht einmal im Denken nicht kann nicht sein. Derjenige, welcher also begreift, daß Gott so ist, der kann nicht denken, daß er nicht ist. Ich danke Dir, guter Herr, ich danke Dir, weil ich Dasjenige, was ich früher durch Deine Gabe geglaubt habe, jeßt durch Deine Erleuchtung einsehe, daß ich, wenn ich an Dein Sein nicht glaus ben wollte, ich dasselbe nicht könne einsehen, oder nothwens dig einsehen müsse 15).

15) L. c. cap. IV. Verum quomodo dixit insipiens in corde

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