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Månner zu hören. Flechier sagt: Commendone habe ein glückliches Gedächtniß gehabt, welches Alles bewahrte, was er einmal gelernt hatte. Diese nåhere Bestimmung läßt Hr. Prisac weg; er schreibt ganz allgemein, er habe ein Gedächtniß gehabt, was Alles bewahrt habe. Hr. Prisac fåhrt fort: Er ließ sich hinreißen von dem Zauber der Poesie und machte so große Fortschritte im Lesen und Schreiben der Verse, daß es Staunen erregte, ihn zu hören und zu sehen.“ Nach den Worten des Hrn. Prisac sollte man glauben, C. habe sich durch das Lesen, d. i. das Recitiren der Verse ausgezeichnet, während Gratiani sagt, er habe sich durch das Verständniß der Dichter ausgezeichnet. Daß Hr. Prisac die Stelle in diesem Sinne mißverstanden habe, zeigt in jenem Saße das Wort hören, welches er aus dem Seinigen hinzugeseßt, und welches bei Gratiani nicht vorkommt. Weiter schreibt Hr. Prisac: „Commendone's Gemüth brannte vor Verlangen, fortzuschreiten in allem Wissenswürdigen, und sich besonders nüßlich zu machen". Die Worte des Flechier: De se rendre utile au public, überseßt Hr. Prisac; sich besonders núßlich zu machen; son esprit touché du désir de s'avancer: sein Gemüth brannte vor Verlangen

sich besonders nüßlich zu machen! Il écrivait, il déclamait, il conférait souvent avec des Orateurs; il plaida même devant le juge de Padoue la cause d'un jeune homme qui etait acusé d'avoir commis un meurtre et le fit absoudre. Hr. Prisac überseßt: „Er schrieb und declamirte, er hielt Zusammenkünfte mit Gelehrten von Padua, ja er plais dirte vor dem dortigen Gerichtshofe in Sachen eines jungen Mannes, der des Mordes angeklagt worden, aber frei fam." I conferait, das heißt: er besprach sich, oder wie im Originale steht, colloquendo, daraus macht Hr. Prisac so. gleich Zusammenkünfte, und diese Zusammenkünfte hielt er, Commendone, der Student! und womit? mit den Gelehrten von Padua! Diese versammelten sich also bei dem Studenten Commendone! Flechier hat Orateurs, und daraus macht Hr. Prisac: die Gelehrten von Padua! „Er

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plaidirte in Sachen eines jungen Mannes, der des Mordes angeklagt worden, aber frei kam." Der Saß ist unrichtig gefaßt, und ein Angeschuldigter ist frei gekommen, sagt man vielleicht in der Pfarre zur h. Adelgunde in Rheindorf, aber es ist kein Deutsch. Commendone fand, daß, welche sich an die Großen heften, sich fortschleppen lassen, durch fremdes Glück, anstatt das ihrige zu betreiben... in diesem Gedanken blieb er bis zu seinem Tode." Welche Sprache! sich an die Großen heften, sich fortschleppen lassen durch fremdes Glück, sein eigenes Glück zu betreiben, bis zu seis nem Tode in einem Gedanken bleiben! Kann man schülerhafter überseßen ?

,,Nicolaus Ponce, der spåter Doge von Venedig ward, und damals Gesandter dieser Republik bei Julius III., stellte ihn seiner Heiligkeit vor und gab so glänzende Zeugnisse seiner Verdienste und Talente, daß der Papst ihn bei sich behielt und unter seine Kammerjunker nahm".

Nicolaus Ponce (Ponce!), der spåter Doge von Ves nedig ward und damals Gesandter dieser Republik bei Julius (es fehlt war), gab so glänzende Zeugnisse, es muß deutsch heißen: gab so glänzendes Zeugniß (von), daß der Papst ihn bei sich behielt und unter seine Kammerjunker nahm! Welche Ausdrücke: der Papst behielt ihn bei sich und nahm ihn unter seine Kammerjunker? Und nun die Lächerlichkeit, dem Papste Kammerjunker beizulegen. „Die Charge (die Charge eines Kammerjunkers!) gab damals einen hohen und ehrenwerthen Rang (einen ehrenwerthen Rang!).

,,Er knüpfte Freundschaft an mit Octavia Pantagate, Johann Marmita, Basilius Zanchi, Paul Manuce und Julius Pogia, der in Rom für einen Meister der Beredtsamkeit galt, und wiewohl vorgerückten Alters, dennoch die Würde, Bescheidenheit des Urtheils und den durchdringenden Geist des jungen Mannes in demselben Gegenstande bewun

derte."

Dieser Saß beweist erstens, was Hr. Stupp bereits bemerkt hat, daß Hr. Prisac die bekanntesten Namen nicht

kennt, denn sonst würde er nicht Manuce statt Manutius schreiben; zweitens, daß er mit der größten Leichtfertigkeit bei seiner Ueberseßung zu Werke geht; denn in seinem Terte steht Jacques Marmitta, daraus macht er Johann Marmita; es steht dort Pogian (Po giano), daraus macht er Pos gia; daß er ausOctavius Pantagathus Octavia Pantagate gemacht, hat ebenfalls Hr. Stupp bemerkt, doch hat Hr. Prisac diesen Irrthum später verbessert. Drittens beweist diese Stelle, daß Hr. P. nicht decliniren und nicht conjugiren, daß er den Plural vom Singular nicht einmal unterscheiden kann. In seinem Exemplar steht ganz klar: qui passoient pour les maitres de l'éloquence, d. h. die genannten Männer Oc tavius Pantagathus, Paulus Manutius 2c. galten für die Meis ster der römischen Beredsamkeit und bewunderten 2c. Weder die dritte Person des Plural des Verbums passer, noch der Plural des Hauptworts maitre konnte den Herrn Prisac abhalten, die Worte auf den Julius Pogians allein zu beziehen, während sie auf alle genannten Månner bezogen werden müssen! Kann man einem Quartaner solche Dinge nachsehen? In dem Eremplar des Hrn. Prisac folgen die ganz deutlichen Worte: „Et quoi qu'ils fussent tous déja fort avancés en age, ils admirèrent la gravité, la modestie, le jugement et la pénétration d'esprit de ce jeune homme dans les matières mêmes de doctrine". Ich bitte, die Worte des Hrn. Prisac oben anzusehen, und man wird sich sehr leicht überzeugen, daß er auch diesen sehr leichten Sah gar nicht verstanden, und einen unklaren und falschen Sedanten an bie Stelle gefchoben hat.

Ich glaube, daß diese Mittheilungen hinreichen werden, um dem Leser einen Begriff von dem Verfahren des Herrn Prisac zu geben. Um eine deutliche Vorstellung von diesem Verfahren sich zu verschaffen, muß man die Bücher, aus des nen Hr. Prisac ausschreibt, mit dem seinigen vergleichen. Hier, wo er den Flechter plündert, zeigt er, daß er in dem Französischen durchaus unbewandert und daß die einfachsten Zeitschr, f. Philos. u. kathol. Theol. N. F. VIII. 38 Heft.

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Formen der Grammatik ihm fremd sind; aber was noch unehrenvoller für ihn ist, ist die Thatsache, daß er fast keinen Gedanken richtig im Deutschen wiedergeben kann, und daß fast alle in etwa complicirte Säße bei ihm Sprachfehler aller Art enthalten. Wenn ein Lertianer so schlecht überseßte, wie Hr. Prisac hier überseßt hat, so dürfte er in eine höhere Klasse nicht aufgenommen werden.

Wir können aus dem vorliegenden Buche des Herrn Prisac nicht mit Sicherheit entnehmen, wie es mit seiner Kenntniß der lateinischen Sprache beschaffen ist. Vielleicht, daß er weiter in der französischen, als lateinischen Sprache fortgeschritten ist, und daß er deswegen nicht das lateinische Original des Gratiani, sondern die französische Uebersetzung seinen Lucubrationen zu Grunde gelegt hat. Er hat übrigens ein Verzeichniß der Druckfehler am Ende beigefügt, was uns schließen läßt, daß er sein Buch nach Vollendung des Druckes noch einmal durchgelesen habe. Wenn nun Herr Prisac aber Fehler, wie folgende, übersieht: Si haeretici deprehensi nolunt redire ad fidem, detrudendi sunt in perpetus carcere ad pronitentiam, Fehler, welche eine Quinta der heutigen Gymnasien in eine heitere Stimmung verseßen würden, so hat er kein günstiges Vorurtheil von seiner Kenntniß der lateinischen Sprache erweckt; Versehen åhnlicher Art kommen noch mehre in seinen lat. Citaten vor. Ich kann das Gesagte auch durch andere Beispiele aus andern Schriften belegen; ich kann zeigen, daß er auch ans dere Schriften eben so man gestatte mir den Ausdruck — verhunzt hat, wie den Gratiani.

Wenn ich von dem Einzelnen absehe und das Ganze überschaue, so kömmt mir das Buch des Hrn. Prisac wie ein Nebel vor, der ohne Form und Gestalt auseinanderfließt und durcheinanderfließt. Ein Betrunkener, ein Berauschter mag eine Stunde ohne alle Unterbrechung Kluges und Unkluges, Wißiges und Thōrichtes, halb deutsch und halb wälisch durcheinander sprechen, ungefähr wie der Cardinal

Commendone in seinen letzten Lebensjahren, wo er seinen Verstand verloren hatte; aber wie Jemand th einem solchen Zustande so lange verharren kann, bis er ein Buch von 16 Druckbogen zusammengeschrieben hat, das ist mir ein Råthsel. Müßte ich dieses Räthsel lösen, diese Erscheinung klar machen, und wäre ich gezwungen, die günstigste Erklå. rung für die beste zu halten, so könnte ich die Gedanken, die folgende Stelle aus Kant's Schriften enthält, gar nicht entbehren.

„Wenn wir nach dem Erwachen in einer låssigen und sanften Zerstreuung liegen, so zeichnet unsere Einbildung die unregelmäßigen Figuren etwa der Bettvorhänge, oder ges wisser Flecke einer nahen Wand zu Menschengestalten aus, mit einer scheinbaren Richtigkeit, welche uns auf eine nicht unangenehme Art unterhält, wovon wir aber das Blendwerk den Augenblick, wenn wir wollen, zerstreuen. Wir träumen alsdann nur zum Theil und haben die Chimåre in unserer Gewalt. Geschieht etwas dem Aehnliches in einem höheren Grade, ohne daß die Aufmerksamkeit des Wachenden das Blendwerk in der täuschenden Einbildung abzusondern vermag, so läßt diese Verkehrtheit einen Phantasten vermuthen. Dieser Selbstbetrug in den Empfindungen ist übrigens sehr gemein, und so lange er nur mittelmäßig ist, wird er mit einer solchen Benennung verschont, obzwar, wenn eine Leis denschaft hinzukommt, dieselbe Gemüthsschwäche in wirkliche Phantasterei ausarten kann. Sonst sehen durch eine ges wöhnliche Verblendung die Menschen nicht, was da ist, son, dern was ihnen ihre Neigung vormalt, der Naturaliensammler im Florentinerstein Städte, der Andåchtige im gefleckten Marmor die Passionsgeschichte, jene Dame durch ein Sehrohr im Monde die Schatten zweier Verliebten, ihr Pfarrer aber zwei Kirchthürme. Der Schrecken macht aus den Strahlen des Nordlichts Spieße und Schwerter und bei der Dåmmerung aus einem Wegweiser ein Riesengespenst" *).

*) S. Kant's Versuch über die Krankheiten des Kopfes; in dessen

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