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ganz Italien wieder.

Keine

Petrarca entsagte unmuthig der auf den Kaiser gesetzten Hoffnung, und schlofs sich nun um so enger an die mächtigen Visconti, die ihrerseits durch jede Art von Auszeichnung und Aufmerksamkeit ihn an ihrem Hofe zu erhalten suchten. wichtige Staats Sache wurde, ohne ihn zu berathen, entschieden ; keine feyerliche Gesandtschaft, ohne dafs er an ihrer Spitze stand, abgeordnet; selbst kein häusliches Fest ohne seine nähere Theilnahme gefeyert **). In den Sommer Monathen bewohnte er ein niedliches, mit allen Bequemlichkeiten versehenes LandHaus, das

S. W.

,,té. La couronne d'argent, qu'on lui donne à Aix-la-Chapelle, signifie ,,l'éloquence et la sagesse par lesquelles il confond et réprime les hérétiques; ,,celle de fer à Monza, la force pour écraser les rebelles; celle d'or à ,,Rome, la puissance pour défendre l'eglise, et maintenir sa liberté". Man erkennt hieraus den Geschmack des ZeitAlters für moralisierende Allegorien. *),,Profecisti eximie, ingens Cäsar! (schrieb Petrarca an Carl) hoc tuo ,,per tot annos dilato in Italiam adventu, et festinato abitu. Refers demum ,,illud ferreum et illud aureum diadema, simul ac sterile nomen Impe,,rii. Imperator Romanorum vocitaberis, Bohemiae rex solius. . . . O si,,quis te ab hoc prorsus inglorio, ne dicam infami itinere retraxisset"! u. Welche Freymüthigkeit gegen einen Kaiser! Und doch verlor Petrarca dadurch so wenig dessen Vertrauen und Gnade, dafs Carl ihn vielmehr im darauffolgenden Jahre zu Prag, als Gesandten der Visconti, mit demselben Wohlwollen, wie ehedem in Mantua, aufnahm; ihn zum PfalzGrafen mit den ausgedehntesten Rechten und Vorzügen ernannte, und das mit einer schwer-goldenen Siegelkapsel gezierte Diplom ihm nach Mailand sandte. Petrarca dankte für dieses; schickte aber den überflüssigen Zierath wieder an den Reichs Kanzler zurück. Einige italienische Schriftsteller behaupten von diesem Kaiser, er habe, von einem seiner Hochheit unwürdigen Geitze bethört, nur Gold und Schande mit sich über die Alpen geschleppt: ,,Colla borsa piena de denari . . . et con assai vergogna in abbassamento ,.della imperiale majestȧ", sagt Mat. Villani L. V. c. 53; und Muratori: ,,Portando seco molto oro, ma molta vergogna“, etc.

**) So ward ihm die Ehre zu Theile, den Erstgebornen des Barnabo Visconti aus der Taufe zu heben; der Vermählung der Tochter des Matteo Visconti als Zeuge beyzuwohnen, u, dgl.

er sein Linternum *) nannte, zu Garignano in der reitzendsten Gegend nicht ferne von Mailand gelegen. Für jedes seiner Bedürfnisse ward mit zuvorkommender Achtsamkeit reichlich gesorgt, und sein Geist fand an einer nahen Carthause und ihren Bewohnern ein sonderbares, fast räthselhaftes Behagen.

So lebte Petrarca, zwischen Mailand und Linternum öfter seinen Aufenthalt wechselnd, dort und hier wieder einsamvergnügt, wie zu Vaucluse und Parma. Die Mifsgeschicke seines Freundes Azzo von Correggio gaben ihm um diese Zeit reichen Stoff zu der (schon oben erwähnten) Abhandlung: De Remediis utriusque fortunae, die er, vorzüglich im J. 1358 damit beschäftigt, als Worte des Trostes dem unglücklichen Fürsten widmete. Im Herbste dieses Jahres machte er nach einer längeren Unpässlichkeit kleine Ausflüge nach Bergamo, Padua und Venedig, theils in Geschäften, theils sich zu erhohlen **). Nachdem er auch einen Theil des Winters da zugebracht hatte, ward er bey seiner Rückkehr nach Mailand im Frühlinge 1359 von Boccaccio mit einem Besuche ***), und bald darauf von der Kaiserinn Anna mit einem eigenhändig von ihr geschriebenen Briefe ****) höchst angenehm überrascht.

Sie

*) Linternum der Nahme des LandHauses Scipio's, des Afrikaners. **),,Patavium ex negotio profectus (sagt Petrarca) Venetias ex otio" etc. ***) Das geistige Vergnügen der beyden Freunde während dieser,,seligen, nur zu kurzen" Tage schildert Petrarca in einem Briefe an Simonide. lasen unter Anderm und verbesserten gemeinschaftlich mehrere lateinische Gedichte Petrarca's, wovon dieser eine eigenhändige Abschrift Boccaccio zum Andenken gab. Dieser schickte dagegen seinem Freunde von Florenz aus ein gleichfalls von ihm selbst geschriebenes Exemplar von Dante's Divina Commedia, die er vergebens in dessen Bibliothek gesucht hatte. Petrarca wird nicht ungegründet einer gelehrten Eifersucht gegen Dante beschuldigt, so sehr er sich auch in seiner Antwort an Boccaccio dagegen zu rechtfertigen sucht.

****) Die erhabenste Fürstinn Europa's sandte dem in Linternum verborgenen Dichter, um ihm ihre besondere Achtung und Gnade zu bezeigen, durch einen EilBothen aus Böhmen die Nachricht von ihren ersten glücklichen Entbindung im fünften Jahre einer fast schon für unfruchtbar gehaltenen Ehe.

Eine neue GesandtschaftsReise nach Paris, um in Galeas Visconti's Nahmen dem Könige Johann zu seiner Befreyung aus englischer Gefangenschaft Glück zu wünschen, unterbrach im J. 1360 Petrarca's still-thätige Lebens Weise. Dort mit EhrenBezeugungen und Geschenken vom Könige überhäuft, vom Dauphin sogar mit Bitten bestürmt, um in Frankreich zu bleiben, setzte er den glänzendsten Aussichten und Anbiethungen seine unerschütterliche Liebe Italiens entgegen, und kehrte im März 1361 wieder nach Mailand zurück.

Hier erwartete ihn eine eben so schmeichelhafte Einladung von Carl IV., zu ihm nach Teutschland zu kommen *). Zugleich erhielt er, befremdend genug, auch vom Papste Innocenz VI. (demselben, der ihn früher der Schwarzkunst verdächtigte) eine dringende Aufforderung, nach Avignon zurückzukehren, um zwey ihm von demselben verliehene Beneficien anzutreten, und die eben wieder erledigte Stelle eines päpstlichen Geheimschreibers zu übernehmen. Petrarca schlug aber diese Stelle auch zum dritten Mahl aus, und suchte gegen alle, seine Freyheit und Musse beschränkenden Anträge im friedlichen Linternum ein schützendes Asyl. Doch bald vertrieben ihn von hier wieder zwey neue, die ganze Gegend zu gleicher Zeit und mit gleicher Wuth verwüstende Feinde, Krieg und Pest. Diese wüthete jetzt noch fürchterlicher, als in den Jahren 1348-50 **). Er floh vor ihr zuerst nach Padua, und von da (im J. 1362) nach Venedig ***). Ueber

*) Mit einem späteren Briefe desselben Inhaltcs, den Petrarca am 17ten Jul. zu Padua beantwortete, sandte der Kaiser ihm einen goldenen Becher von Bewunderungs-würdiger KunstArbeit zum Geschenke.

**),,Mediolanum pestis vacuam fecit et squallidam". (Sen. L. I. Ep. 3.) Pe. trarca verlor durch die Pest nicht nur seinen lieben Socrates und den verehrten Azzo von Correggio nebst zwey Freunden zu Neapel, Simonide und Barbato di Sulmone; sondern auch seinen Sohn Johann, mit dem er jetzt, nach manchem Zwiste und Kummer, wieder ganz ausgesöhnt war, ***),,Patavio ubi pestis invaluit digressus, Venetias petii, non ut mortem fugiam, ,, sed ut quaeram si qua in terris est requies". Sen. L. I. Ep. 6.) - Auch

allhin mussten seine Bücher, die Last mehrerer Pferde, ihn begleiten. Aber endlich ward dieses Gefolge, das mit jedem Jahre sich mehrte, bey den öfteren Wanderungen ihm lästig, und er beschlofs, seine ganze Bibliothek dem h. Markus (unter der Bedingung ihrer Unveräusserlichkeit, Untheilbarkeit, und sicheren Aufbewahrung in einem ihm zugleich zur Wohnung auf LebensZeit einzuräumenden Gebäude) abzutreten. Die Republik genehmigte dieses Anbiethen, und Petrarca legte so den Grund zu der noch jetzt mit Recht berühmten St. Markus-Bibliothek *). Für diesen und noch andere dem Staate erwiesene Dienste ward er zu Venedig so hochgeehrt, dass der Doge bey öffentlichen Festen und Feyerlichkeiten ihm den ersten Platz zu seiner Rechten anwies **).

Von Venedig aus besuchte Petrarca zuweilen auf längere Zeit Pavia, wo jetzt Galeas Visconti seinen Hof hielt. Noch öfter kam Petrarca nach Padua, wo er ein Kanonikat besafs, das er nicht, ohne von Zeit zu Zeit dort gegenwärtig zu seyn, geniessen wollte. Diefs bemerkten die schlauen Florentiner, und suchten bey Urban V. (dem Nachfolger Innozenz VI.) eine geistliche Pfründe zu Florenz oder Fiesole für ihren ,,geehrten Mitbürger Francesco Petracchi" nach, um ihn auf diesem Wege in ihre Mitte zurückzubringen, da sie es früher durch die ihm

Boccaccio flüchtete sich von Florenz, um der Pest zu entrinnen, im J. 1363 auf einige Zeit nach Venedig zu Petrarca.

*) Petrarca hoffte nicht vergeblich, mehrere Freunde der Wissenschaften würden seinem Beyspiele folgen. Die Cardinäle Bassarione, Alexandrini, Grimani, u. A. vermehrten die von Petrarca gegründete BücherSammlung durch noch reichlichere Schankungen. Von seinem HandSchriftenLegate scheint jedoch kein einziger Codex bis jetzt sich erhalten zu haben, da der gröfste Theil derselben (nach glaubwürdigen Nachrichten) schon im sechzehnten JahrHunderte durch die venetianische PfützenLuft verdorben, oder aus Nachlässigkeit zu Grunde gegangen ist.

**),,Sans charge, sans fonctions dans la République de Venise, il en exerçait ,,une suprême; il était en Italie le Chef et pour ainsi dire le Doge de la ,, République des Lettres." (Hist. Lit. d'Italie, T. II. p. 418.)

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angebothene LehrStelle nicht zu bewirken vermochten *). Allein Papst Urban schien Petrarca lieber wieder nach Frankreich ziehen zu wollen, und verlieh ihm defswegen ein Kanonikat zu Carpentras **). Petrarca fafste dagegen, durch des neuen Papstes gute Gesinnungen für ihn und Italien ermuthigt, noch einmahl die erfreuliche Hoffnung der Rückkehr des päpstlichen Stuhles nach Rom. Doch wagte er erst am 28ten Junius 1366 seinen letzten Versuch, den grofsen Entschlufs bey Urban zur Reife zu bringen. Sein kühner Brief fand willfährige Aufnahme und Antwort; sein heifser Wunsch der Wunsch von ganz Italien Gewährung. Der Papst verliefs am 30ten April 1367 mit seinem ganzen Hofe (aller Widerstrebungen und selbst Ränke der gröfstentheils französischen Cardinäle ungeachtet) Avignon, und schiffte sich am 19ten May zu Marseille auf einer venetianischen Galeere ein, um nach Viterbo und von da nach Rom zu gehen. Petrarca wurde von Urban gleichfalls dahin beschieden. Freudig folgte er, ohne Rücksicht auf die Beschwerden der Reise, der heifsen Jahreszeit, und seines vorgerückten Alters, dem einladenden Rufe. Allein eine schwere Krankheit überfiel ihn zu Ferrara, und zwang den, nur durch die sorgfältigste Pflege am Hofe des Nicolao d'Este Wiedergenesenden zur Heimkehr ***).

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Um neue Kräfte zu gewinnen, empfahl ihm sein Freund, der Arzt Johann Dondi zu Padua, eine seinem Alter mehr angemessene

*) Scipione Ammirato, u. A. nahmen es der sonst so stolzen und oft so verschwenderischen Republik Florenz sehr übel, dafs sie für ihren berühmtesten Mitbürger, den sie für alle ihre Schätze nicht zu theuer erworben haben würde, bey dem Papste um eine Pfründe bettelte.

**) Petrarca gelangte jedoch nie zum Genusse dieses Kanonikates. Denn auf ein falsches Gerücht von dessen Tode vergab es der Papst sogleich wieder an einen anderen Bewerber, noch ehe jene voreilige, durch ein mehrmonathliches Uebelbefinden Petrarca's veranlafste Nachricht sich als grundlos gezeigt hatte.

***) Dadurch blieb Petrarca zwar des Vergnügens beraubt, Urban auf dem Kapitole zu begrüfsen; es ward ihm aber auch der Verdrufs erspart, denselben wieder von Rom nach Avignon zurückkehren zu sehen.

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