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als ihren Anführer ernannt hatten *), im Jahre 1304 den kühnen Entschlufs fafsten, die Stadt Florenz mit gewaffneter Hand zu überfallen, und wo möglich zu erobern. Das Wagestück schien anfangs zu gelingen; denn schon war eines der Stadt Thore in ihrer Gewalt, ehe die überraschten Florentiner zur ernstlichen Gegenwehre sich gerüstet und vereinigt hatten. Kaum war aber diefs geschehen, so floh auch schon der eingedrungene feindliche Haufen, gejagt und zerstreut, in wilder Flucht.

Dante, durch diesen unglücklichen FeldZug jeder Hoffnung beraubt, die Rückkehr in seine VaterStadt und in den Besitz alles Verlornen erzwingen zu können, schlug nun, getrennt von seiner Partey, mit deren Benehmen er bald im hohen Grade unzufrieden war **), für sich den Weg der Güte ein. Einige Jahre umherirrend, bald da bald dort verweilend ***), liefs er kein Mittel unversucht, den Zorn der Florentiner zu besänftigen, und die VolksGunst wieder zu gewinnen. Allein vergebens. Die Familie der Adimari, welche Dante's eingezogene Güter an sich gerissen hatte, stand, eine zu mächtige und aus Eigennutz unversöhnliche Feindinn, seinen Wünschen und Hoffnungen überall im Wege ****). Als er sah, dafs seine Rückkehr nach Florenz für

*) Lomonaco (Vite degli eccellenti Italiani, Tomo I. pag. 18.) bezeugt diese ThatSachen gegen die, welche Dante's persönliche Theilnahme an der Bekriegung seiner VaterStadt in Zweifel ziehen wollten.

**) Er schildert sie in seiner Divina Commedia (Parad. Cant. XVII.) als eine Compagnia malvagia e scempia,

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,,Che tutta ingrata, tutta matta, ed empia", etc.

***) Im Jahre 1306 war er zu Padua; im Jahre 1307 bey dem Marchese di Lunigiana, Morello Malaspina, der, obgleich ein Guelfe, das Verdienst auch im Feinde ehrend, den von seinen Mitbürgern Geächteten mit Liebe und Grofsmuth aufnahm', und mit der gröfsten Auszeichnung behandelte. Dante widmete ihm in der Folge aus Dankbarkeit den zweyten Theil seiner Divina Commedia, das Fegfeuer.

****) Daher der Grund jener heftigen Invektive, die Dante seinem Urahnherrn Cacciaguida gegen die Familie Adimari in den Mund legt, und welche mit den Worten beginnt:

jetzt unmöglich sey, begab er sich mit tief- verwundetem Gefühle und mit bitterem Unmuthe gegen Alle, die mehr oder minder Theil an seiner Verbannung hatten, nach Verona, enndoal

Hier fand er bey Alboin della Scala, dem damahligen Herrn von Verona, und bey dessen Bruder und Mitregenten, dem grofsen Can della Scala, eine eben so freundliche Aufnahme, als sichere Freystätte *). Der Hof dieser Fürsten, vorzüglich des Letzteren **), war damahls ein Sammelplatz ausgezeichneter, durch Talente und Wissenschaften, durch grofse Thaten, oder widrige Schicksale berühmter Menschen ***), Came bewirthete, unterstützte, belohnte und ergötzte sie, als seine Freunde, mit fürstlichem Aufwande und mit einnehmender Leutseligkeit. Täglich wechselnde Feste und Vergnügungen luden und zogen täglich neue Gäste in seine glänzende Nähe, und stimmten selbst verstimmte Gemüther zur Theilnahme an dem hier allgemein - herrschenden Frohleben.

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Parad. Cant. XVI.,

*) Die berühmte Familie der Scala oder Scaligeri (sie führte in ihrem Wappen eine goldne Leiter, über der ein Adler schwebte) gehört unter die, um Wiederherstellung der Wissenschaften im vierzehnten JahrHunderte besonders hoch verdienten Geschlechter. Gleichzeitig mit den Visconti zu Mailand, Gonzaghi zu Mantua, Estensi zu Ferrara, Carraresi zu Padua, u. a., gewährte sie den Gelehrten und Künstlern mit der grofsmüthigsten Freygebigkeit Schutz und Unterstützung. Ihre Herrschaft erstreckte sich nicht nur über den beynahe ganzen Strich Landes, den man nachhin die Terra ferma von Venedig nannte; sondern auch über noch andere Gebieths Theile von Toskana, Parma, Lucca, u. s. w. (Scipione Maffei, Verona illustrata, P. II. Lib, 11.)

**) Boccaccio sagt von ihm:,,Messer Cane della Scala, al quale in assai ,,cose fu favorevole la fortuna, fu uno de' più notabili e de' più magnifici Signori, che dallo Imperadore Federigo II. in qua si sapesse in Italia“. (Decamerone, Giornata 1., Novella VII.)

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***) Tiraboschi Storia della Letteratura Italiana, T. V. P. I. Lib. I. Cap. II.`

Auch Dante, der von dem edelmüthigen Fürsten mit vor züglicher Huld ausgezeichnet wurde, fand nach der Stürme-vollsten Periode seines Lebens in diesem schützenden Hafen wenigstens so viel Ruhe des Geistes wieder, dafs er in Verona's freundlichem Asyle *) die erste Hand an das grofse Werk legte, das ihn und seinen Nahmen unsterblich macht. Indefs konnte er sich doch nie, trotz der Achtung, mit der man ihn überall, vorzüglich hier, behandelte, an das Gefühl einer willenlosen Abhängigkeit und des von den Florentinern ihm zugefügten Unrechtes gewöhnen. Er empfand tief das Drücktende seiner Lage, und die peinliche Demüthigung,,,das Salz im Brode Anderer schmecken, und auf fremder Treppe auf und ab steigen zu müssen“ **). Es ward ihm daher Bedürfnifs, seine

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*) Mehrere Städte Italiens stritten sich um die Ehre, die Wiege der Divina Commedia zu seyn; keine jedoch mit grösserem Rechte, als Verona. Denn wenn auch Dante die Vision, welche ihm den Stoff zu seinem berühmten Gedichte gegeben haben soll, auf den CharFreytag des Jahres 1300 zurückverlegt, so scheint doch in dem ersten Gesange desselben, in welchem er

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la cortesia del gran Lombardo, £ onto..

,,Che sulla Scala porta il santo augello“fi 997 0. ̧

so sehr rühmt, selbst der Beweis zu liegen, dafs der Anfang der wirklichen
Ausarbeitung jenes Meister Werkes nicht wohl in einem früheren Zeitpunkte
angenommen werden könne. (Marchese Dionisi, Serie d'Aneddoti sopra Dan-
te. No. II. Cap. VI.)

**),,Tu proverai, siccome sa di sale
„Lo pane altrui, e com ésduro› calle
,,Lo scendere e salir per l'altrui scale.
Paradiso, Canto XVII.

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In einer seiner prosaischen Schriften: 11 Convito oder Convivio, drückt Dante das schmerzliche Gefühl seiner Mifsgeschicke in folgender (was die Sprache betrifft, des befsten Zeit Alters würdigen) Stelle aus:,,Ahi ,,piacciuto fosse al Dispensatore dell' Universo, che la cagione della mia ,,scusa mai non fosse stata; che nè altri contra a me avria fallato, nè io ,,sofferto avrei pena ingiustamente: pena, dico, d'esilio e di povertà; poiché ,,fu piacere de' cittadini della bellissima e famosissima figlia di Roma, ,,Fiorenza, di gittarmi fuori del suo dolce seno, nel quale nato e nudrito ,,fui fino al colmo della mia vita, e nel quale, con buona pace di quella, de„,sidero con`tutto il cuore di riposare l'animo stanco, e terminare il tempo

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stärksten Gefühle öfter wenigstens in poetischen Formen auszugiefsen. Hierbey trennte ihn, unter seinen jetzigen Verhältnissen, auch keine fremdartige Beschäftigung mehr von der Kunst, für die er geboren war.. Vielleicht wäre es ihm sogar zuträglich gewesen, durch einen gewaltsamen Stofs des Schicksales aus dem ebenen Geleise geworfen zu seyn, in welchem er sonst, nur Sonette und Canzonen dichtend, fortgewandelt wäre, hätte sein schaffender Genius, vordem durch stilles Wohlgefallen am Schönen und Grossen begeistert, seit seiner Verbannung nicht zu viel von jener gemüthlichen freysinnigen Unbefangenheit verloren, durch die der Dichter sich erst seines Stoffes mit ungeschwächter Kraft bemächtigt, und ohne die selbst der kühnste Erfinder das ihm unter günstigeren Umständen erreichbare Ideal höchster poetischer Schönheit, besonders in der Epopõe und im Drama, unerreicht lässt. In Dante's Seele war` nähmlich jetzt das Gefühl seiner Schicksale das überwiegende geworden. Ihm selbst zur Qual, trat es nur zu oft, unschonend gegen Andere, in seinen Gedichten, wie in seinen Handlungen hervor, und bildete sich allmählich zu einem unfreundlichen Ernst in seinem ganzen Wesen aus *). Und hierin lag ohne Zweifel auch der Grund, warum er die bleibende Stätte, die er überall suchte, nirgend fand; warum er auch Verona wieder verliefs, und Ruhe-, wie Heimath-los, ungewissen Schrittes eine neue PilgerReise trat, mit neuen Planen zur Rückkehr in seine VaterStadt beschäftigt.

,,che m'è dato; per le parti quasi tutte, alle quali questa lingua si stende, ,,peregrino, quasi mendicando, sono andato, mostrando contro a mia voglia ,,la piaga della fortuna, che suole ingiustamente al piagato molte volte esse,,re imputata". (Opere di Dante, Ediz. Zatta, Tomo IV. pag. 58.)

*) Diese üble Laune wufste der eigenwillige, republikanisch-erzogene Dichter selbst am Hofe der Skaliger nicht immer zu bezähmen, Als einmahl, erzählt Petrarca, ein PossenReifser den Fürsten und den ganzen Hof durch seine Schwänke belustigte, und alle, nur nicht Dante, Beyfall klatschten, fragte ihn Cane, woher es komme, dafs der Narr allgemein beliebt wäre, er, der Dichter, nicht? Tu non faresti di ciò le maraviglie, antwortete Dante rasch und bitter, se ti ricordassi, che ogni simile ama il suo similes. (Rerum memorabilium Lib. II. c. 4.)

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Diese Aussicht schien sich ihm noch einmahl zu öffnen, als das Gerücht verbreitet ward, der neu erwählte teutsche Kaiser, Hein rich VII. aus dem Hause Luxemburg, werde nach Italien kommen. Unter der Regierung Budolphs von Habsburg und seines Sohnes Albert von Oesterreich, dem Heinrich in der Kaiser Würde folgte, konnten die Gibellinen in Italien sich nicht, wie vormahls, als Anhänger der Kaiser ansehen; denn weder Rudolph, noch Albert, fanden für gut, sich in die italienischen Angelegenheiten zu mischen, und die Ehre, zu Rom vom Papste gekrönt zu seyn, mit dem Blute ihrer teutschen Unterthanen zu erkaufen. Sobald aber wieder ein Kaiser nach Italien kam, konnte er auf die politischen Gegner des Papstes wenigstens so lange rechnen, als sein Vortheil der ihrige war. eben dieses Vortheiles willen sehnten die vertriebenen Florentiner sich nach der Ankunft eines teutschen Kaisers in Italien. Dante hatte den Muth, selbst mit Gefahr, die letzte Hoffnung zur Aussehnung mit seinen Feinden in Florenz zu vernichten, als öffentlicher Sprecher der Gibellinen aufzutreten, und Heinrich VII. einzuladen, sich als den Retter Italiens an ihre Spize zu stellen *). Der Kaiser,

Um

*) M. vergl. die Geschichte der Künste und Wissenschaften, a. a. 0. Nach einigen, jedoch unbeglaubigten, Nachrichten soll Dante sich sogar persönlich zu dem Kaiser nach Teutschland begeben haben; wahrscheinlicher ist's, dafs er ihn in Italien' sah. Das Meiste that er jedoch schriftlich für seinen Zweck. Er schrieb zuerst einen seltsamen, von Doni (in seinen Prose antiche di Dante) aufbewahrten Brief in italienischer Sprache an Hein. rich, datiert: in Toscana unter der Quelle des Arno, den 16ten April 1311, in welchem er den Kaiser unter Anderm,,den ruhmwürdigsten und glück. lichsten Triumphator, und sonderlichen Herrn" (singolare Signore), die GuelfenPartey,,das bestialische Volk" (la gente bestiale), und Florenz „die Viper in den Eingeweiden der Mutter, die verfluchte Myrrha, welche sich in den Umarmungen ihres eigenen Vaters entzündet", u. s. w. betitelt. Dann erliefs er ein Sendschreiben an die Könige und Fürsten Italiens, und an die Senatoren zu Rom, um sie zur geneigten Aufnahme Heinrich's zu vermögen. Dadurch noch nicht begnügt, verfasste er nun auch seinen politischphilosophischen Tractat: De Monarchia, worin er das Ansehen des Kaisers gegen die Anmafsungen der Päpste und ihrer Anhänger, der Guelfen, in öfters bitterem Tone vertheidigt, und die Universal-Monarchie, als die einzige

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