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Florenz geboren *). Schon in früher Jugend verlor er durch den Tod seinen Vater Alighiero degli Alighieri. Daher war auch die Erziehung des Knaben und Jünglinges gröfstentheils das Werk seines eigenen Genius **, dessen früh-auflodernde Flamme sich unaufhaltbar durch alle Hindernisse Bahn brach. Nur Brunetto Latini ***), Geheimschreiber der Republik Florenz, zu

Gewifs ist, dafs dasselbe (nach Antonio Pucci's Geschlechts Registern) über zweyhundert Jahre lang zu Florenz blühte, und daselbst noch bey Dante's Geburt im gröfsten Ansehen stand.

*) Der leicht bewegliche Volks Glaube, dessen fromme Einfalt die Schicksale aufserordentlicher Menschen so gerne an aufserordentliche Gestirne bindet, läfst Dante's Geburt durch mancherley sonderbare Erscheinungen feyern, und durch vieldeutige Weifssagungen verherrlichen. (Man sehe hierüber: Pelli Memorie della Vita di Dante, T. IV. Ediz. Zatta.

**),,Dante perdette il Padre, mentre egli era ancora in età puerile. La ,,sua educazione fu tutta opera del suo genio" etc. sagt der gelehrte Corniani in dem, mit ungemeiner Erudition aus den Quellen der italienischen Literar-Geschichte bearbeiteten Werke: I Secoli della Letteratura Italiana (Brescia, 1804-1812) Tom. I. pag. 180. Diese sehr bestimmten Angaben eines gründlichen Forschers und daher vollgültigen Gewährs Mannes widersprechen einiger Massen dem, was Bouterwek in seiner, übrigens vortrefflichen, Geschichte der Künste und Wissenschaften etc. (B. I. S. 63) über Dante's erste Bildung behauptet, indem er sagt:,,Bestimmt, als Krieger ,,oder StaatsMann vielleicht an der Spitze einer Partey zu glänzen (denn ,,ParteyGeist war damahls der Patriotismus der Florentiner) erhielt der ,,junge Dante die liberalste Erziehung, die man damahls ir gendwo in der Welt erhalten konnte“. Sehr richtig ist dagegen, dafs der Adel auch zu Florenz schon im dreyzehnten JahrHunderte die ritterliche Unwissenheit gegen billige Ansprüche auf Cultur des Geistes zu vertauschen strebté; dafs die republikanisch-städtische Verfassung diese edlere Sitte begünstigte; dafs ein StaatsMann, wenn er ein guter Redner war, auch zu Florenz, wie in jeder Republik, noch einmahl so viel gegolten, und dafs daher der talentvolle junge Dante Antriebe und Aufforderungen genug in seinen Umgebungen gehabt habe, sich mit dem, wie immer beschaffenen, Wissen seines ZeitAlters allseitig bekannt zu machen. ***) Ser Brunetto (wie er gewöhnlich genannt wird) hat sich durch ein encyclopädisches Werk: Il Tesoro, voll philosophischer Kenntnisse, und durch ein Gedicht in terza rima, voll Witz und Laune, im Florentiner Volks. Tone geschrieben und Il Pataffio betitelt, zu seiner Zeit berühmt gemacht. Er wird sogar für den Erfinder jener italienischen VerseArt (der Terze

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gleich Gelehrter und Staats Mann, leitete dessen erste Schritte auf dem Pfade der Wissenschaften *). Dante's selbstständiger, der

rime oder ReimKette, in welcher, fortlaufend ohne Stanzen, immer die dritten Zeilen sich reimen) gehalten. Ueber seine Verdienste um die Wissenschaften, ins Besondere um die Entwilderung seiner LandesLeute, sagt Giovanni Villani von ihm:,,Fu cominciatore e maestro in digrossare i Fiorenti,,ni, e fargli scorti in ben parlare, ed in saper giudicare." (M. s. dessen Istoria Fiorentina etc. Edizione nuovamente corretta, Fiorenze pr. F. e. G. Giunti, 1587. in 4.). — Auch Brunetto prophezeyte, als gewandter Astrolog, Ungemeines von seinem Zöglinge Dante; worüber dieser selbst in der Divina Commedia ihn sagen läfst:

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Se tu segui tua stella,

,,Non puoi fallire a glorioso porto;

,,Se ben m'accorsi nella vita bella,

,,E s'io non fussi si per tempo morto,

,,Veggendo il cielo e te cosi benigno,

,,Dato t'avrei all' opra conforto“. (Inferno, Canto XV.)

*) Dafs Brunetto, der um die rhetorische Cultur seiner Mitbürger sich besonders verdient gemacht hat, den jungen Dante in der Beredsamkeit unterrichtet; dafs er dessen dichterischem Geiste die erste regelmäfsige Richtung gegeben, und ihn zum Studium seiner MutterSprache ermuntert habe, unterliegt keinem historischen Zweifel. Dafs er ihn aber auch in die damahls so hoch angesehene Astrolgie eingeweiht, und zum Lesen und Verstehen der alten Römer angeeifert habe, ist höchst wahrscheinlich. Dante gefiel sich wenigstens in der Folge sehr in astrologischen Grübeleyen, und lernte mit allem Eifer Latein. Er schrieb sogar seine Abhandlungen de vulgari Eloquentia und de Monarchia, mehrere Idyllen, ja selbst den Anfang seiner Divina Commedia zuerst in lateinischer Sprache; drückte sich jedoch nie mit besonderer Eleganz darin aus. Daf's Dante auch das Griechische verstand, ist sehr zu bezweifeln. Selbst seine

allgemein bewunderte Originalität zeugt dagegen, Denn ,, wer sich die

um

,,alten Sprachen (sagt Bouterwek a. a. 0.) zugeeignet hatte, der konnte
,,sich in seinen Erfindungen auch der alten Vorstellungs Art nicht entschla-
,,gen, die von der neueren durchaus verschieden ist; und je merklicher die
,,gelehrten Erinnerungen sich in das natürliche DichterGefühl mischten,
,,so buntscheckiger wurde das Resultat. Der Stoff der Dichtung moch-
,,te noch so einheimisch und noch so neu seyn, man trug kein Bedenken,
,,die alte Mythologie hineinzuschrauben; und (selbst) geistreiche Männer fan-
,,den (und finden noch) in dieser baroken Zusammensetzung häufig eine
,,ganz besondere Schönheit". Auch Dante würde bey der Lebhaftigkeit
sciner Phantasie sich die Ideen, Bilder, SprachFormen und Wendungen der

gröfsten Anstrengung und Ausdauer fähiger Geist *) schwang sich kühn und schnell von einer Stufe des Wissens zur anderen durch

eigene Kraft empor; er drang mit der Eile der Jugend und zugleich mit der Reife des Alters in die Tiefen der Mathematik und Dialektik, der Physik und Moral Philosophie. Auch den schönen

Künsten blieb er nicht fremd; er übte sich in der Musik bis zur Vollkommenheit und in der ZeichnungsKunst bis zur Meisterschaft **). So erreichte er noch im ersten Frühlinge des Lebens eine Höhe und Vielseitigkeit der Bildung, die seine ZeitGenossen an ihm bewunderten, während sie selbst an den Gelehrtesten, die mit ihm lebten in und aufser Italien, vermisst wird ***).

Zu dieser vorzeitigen und in jeder Hinsicht aufserordentlichen Geistes Entwickelung Dante's trug unstreitig sehr Vieles ein Ereignifs bey, das auf alle künftigen Lebens Verhältnisse desselben, vornehmlich aber auf dessen Geistes Werke, den entscheidendsten folgenreichsten Einfluss hatte, und bis an's Ende seiner Tage auf ihn behauptete.

Noch nicht volle neun Jahre alt ****), sah Dante bey Gelegenheit eines ländlichen Festes, welches im May 1274 in der

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alten Griechen, hätte er sie in ihrer Urheit (wenn man so sagen darf) gekannt, bey tausend Anlässen erinnert, und in die natürlichen Gewebe seiner eigenen Vorstellungen Fäden fremder Kunst, vielleicht sich selbst unbewusst, zum Vorscheine gebracht haben. Er that es aber nicht. Selbst Tiraboschi spricht daher Dante die Kenntnifs des Griechischen ab. (M. s. Storia della Lett. Ital. Vol. V. pag. 384.)

*) Leonardo Aretino rühmt unter den vielen grofsen Eigenschaften Dante's vorzüglich,,il suo ingenio vasto, capace d'intensissima applicazione." **) Dante's vertrauter Umgang mit dem TonKünstler Casella, dessen er im zweyten Gesange des Fegfeuers erwähnt, und mit Giotto, dem berühmtesten Mahler jener Zeit, wirkte ohne Zweifel sehr vortheilhaft auf die Ausbildung seines Kunst Sinnes.

***) ',,Fu riputato, sagt Cesare Arici von Dante, in patria e fuori, benchè giovanissimo, per il più dotto, che a'suoi tempi vivesse".

****) Dante bestätigt diefs selbst nicht undeutlich im 3oten Gesange des Paradieses, wo er, Beatricens Erscheinung beschreibend, sagt:

Gegend seiner Vater Stadt gefeyert wurde, Beatrice *), die liebenswürdige Tochter eines achtbaren Bürgers von Florenz, Folco Portinari. Der erste Blick in das himmlische Auge des Mädchens, ihm gleich an Jahren und Unschuld, ergriff sein innerstes Gemüth; der erste Blick aus diesem himmlischen Auge, dem seinen mit jungfräulichem LiebReitz begegnend, entzündete in dem begeisterten Knaben den göttlichen Funken jenes heiligen Feuers, dessen Glanz bald ein verfinstertes JahrHundert erleuchten, und an dessen Strahlen sich eine, im Sumpfe der Barbarey erstarrte Welt, wiederbelebt, erwärmen sollte.

Unauslöschlich tief hatte die Engels Gestalt im schönen Momente ihres Erscheinens sich seiner Phantasie eingeprägt, und er liefs, von diesem ZeitPunkte an, keine Gelegenheit, sie zu sehen, unbenützt; wobey er denn immer neue Vorzüge an ihr entdeckte **). Indess` störte diefs den jungen Schwärmer in eifriger Fortsetzung seiner Studien nicht. Erst als ihm, nach längerer Abwesenheit von Florenz, Beatrice einst unvermuthet in Gesellschaft zweyer Freundinnen auf der Strafse begegnete; als er, der nun achtzehnjährige Jüngling, die Geliebte, in der vollen Blüthe ihrer Reitze, mit klopfendem Herzen hier wiedersah; als sie ihn im Vorbeygehen mit freundlichem Blicke und holdseligen Worten grüfste; als er da zum ersten Mahl ihre Stimme vernahm, jetzt war er, ganz in Liebe versunken, allem, Irdischen entrückt.

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erst

Hierdurch wird zugleich die Meinung Biscioni's und Anderer widerlegt, welche den Gegenstand seiner Liebe für ein blofs allegorisches Wesen halten wollten.

*) Von Dante meistens mit dem Schmeichel-Nahmen Bice genannt. **) Er erzählt diefs selbst in dem merkwürdigen Buche: Vita nuova, in welchem er die Wirkungen, die der Anblick der schönen Bice in seinem Herzen hervorbrachte, zwar genau beschrieben; übrigens aber nur wenig von Allem dem, was von seinem neunten bis zu seinem achtzehnten Jahre in und mit ihm vorging, aufgezeichnet hat.

Er wähnte, schwelgend im Entzücken, an der Gränze himmlischer Seligkeiten zu schweben *).

In dieser überglücklichen Stunde schlofs die Allgewalt einer eben so reingeistigen, als gränzenlosen Leidenschaft ein neues I. eben **) ihm auf. Er sah und dachte von jetzt an nur seine Beatrice. In der, jenem denkwürdigen Tage folgenden Nacht beschäftigte ein seltsames TraumGesicht seine aufgereitzte Einbildungskraft. Um die Stunde der Mitternacht erschien ihm Amor, von einer Feuer-sprühenden Glorie umgeben, die Alles ringsum schreckhaft erleuchtete. Amor hielt freundlich-lächelnd Dante's brennendes Herz in der Hand. Ein reitzendes Mädchen, leicht gehüllt in ein blutfarbiges Gewand, ruhte schlummernd in seinen Armen. Er zeigte dem staunenden Dante das Herz, indem er sagte: Ecce cor tuum! weckte dann die schlafende Schöne, und nöthigte sie, das brennende Herz zu verschlucken. Sie geborchte ungern und zagend, und schien sogar zu weinen, als Amor himmelwärts mit ihr verschwand.

:

Kaum war Dante aus diesem abentheuerlichen Traume erwacht, so begann er auch schon, ihn in ein Sonett zu bringen, das im Bezug auf sein DichterLeben um so mehr ausgezeichnet zu werden verdient, da es seinen Nahmen zuerst unter den Poeten seiner Zeit bekannt, und man darf sagen, zugleich berühmt gemacht hat. Denn es übersteigt beynahe allen Glauben, welch ein Aufsehen dieses Traum Sonett, das eine Art

sind Dan

*),,Mi parve allora vedere tutti gli termini della beatitudine", te's eigene Worte; wobey er nicht vergifst, mit astrologischer Genauigkeit zu bemerken, dafs es gerade neun Uhr war, als der Anblick der schönen Beatrice ihn (nun zum zweyten Mahl) so sehr entzückte. Neun Jahre (erinnert hierbey Bouterwek) waren vergangen, seitdem er sie zum ersten Mahl gesehen hatte; neun Jahre waren damahls Er und Sie alt gewesen. Welch ein vielbedeutendes dreymahl Neun! Dieselbe Zahl waltet noch öfter deutungsvoll in der Geschichte des Dichters.

**) Daher der Titel des Buches: Vita nuova! Dante hielt sich für „,wieder. geboren zu neuem Leben“ durch seine Liebe.

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