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wohl - unterrichteten Abbé de Sade *) ungefähr so vorstellt: Petrarca liebte Laura (wenigstens anfangs) wohl schwerlich mit ganz rein-platonischer Zärtlichheit, oder nur um einen Gegenstand zu haben, an den er seine Reime richten könnte. Jung, wohlgebildet und feurig, sagt Manso, sieht man selten in himmlische Augen, ohne ihrer zu begehren, hört selten anmuthige Worte, ohne nach dem Kusse des holden Mundes sich zu sehnen, aus dem sie kommen **). Der 23jährige Jüngling sieht Laura, wird von ihren Reitzen entzückt, und naht sich ihr, wenn auch schüchtern, doch mit den Hoffnungen und Wünschen, welche die Jugend in ähnlichen Fällen zu begleiten pflegen. Laura arglos, unerfahren, unschuldig, gönnt ihm mit Unbefangenheit Zutritt, und begegnet ihm mit gesellschaftlicher Freundlichkeit. Aber bald verrätht ihr sein entbrannter Blick, was in seinem Inneren vorgeht. Von diesem Momente an behandelt sie ihn kalt, strenge, entfernend. Anstatt ihn abzuschrecken, entzündet sie ihn aber durch ihre Tugend und Sittsamkeit nur noch mehr. Nun seufzt, schwärmt, verzweifelt er; durchirrt fremde Länder, und trägt ihr Bild und seine Leidenschaft überall mit sich umher.

So dauert es einige Jahre. Jetzt gesellen sich zu seinen Leiden Gewissens Vorwürfe. Er erkennt es als Unrecht, sein Herz, für heiligere Gefühle geschaffen, ganz dem Dienste der Liebe zugewandt zu haben, und er beschliefst, das Feuer, das ihn verzehrt, mit Ernste zu dämpfen, die Fesseln, die ihn drücken, mit Gewalt zu sprengen. Allein sein fruchtloses Bemühen mehrt nur seine Qual. ,,Ach! es ist keine so leichte Sache (schreibt er an den Bischof von Lombes) eine Geliebte aus dem Herzen, das sie schon Jahre lang unumschränkt beherrscht, zu verbannen." Ueberdiess er

*) Hr. v. Sade hat den Seelen Zustand Petrarca's in den verschiedenen Perioden seiner Liebe das Ziel seiner Wünsche und Hoffnungen in der ersten, seine GeistesUnruhe, das Uneinsseyn mit sich selbst in der zweyten, und seine allmählige Annäherung zur rein-geistigen Liebe in der dritten, mit vielem Scharfsinne geschildert. (Mém. T. I. L. II.)

**) Nachträge zu Sulzers allgemeiner Theorie der schönen Künste; oder: Charaktere der vornehmsten Dichter aller Nationen. B. IV, St. I. (Leipzig, 1795.)

schwert Laura selbst ihm den Sieg. Die Sanftheit, die sie seinen Entschlüssen entgegen setzt, entwaffnet jedes Mahl seinen Muth; ein gefälliger Blick, ein süfses Wort, ein zartes Erröthen, eine theilnehmende Frage lindert seine Leiden, weckt neue Hoffnungen, hebt ihn auf den Gipfel der Seligkeit *). Unbeschadet ihrer Tugend und Bescheidenheit, war Laura doch von der kleinen Eitelkeit nicht frey, sich gerne verehrt zu sehen, und durch die Lieder des ersten Dichters Italiens gepriesen zu werden. ́ Ja wer kann wissen, ob nicht sogar eine stille, sorgsam bewahrte, und den Blicken der Welt, wie der ehlichen Eifersucht, verheimlichte Leidenschaft im schönen Busen sich barg!

Bey Allem dem bleibt es nach dem Urtheile Anderer noch immer eine Frage, ob Petrarca nur jemahls, selbst in dem beschränkenden Verhältnisse des anständigsten, Umganges, genau mit Laura bekannt geworden sey. Sicher ist wenigstens, dafs nicht die leiseste Erinnerung an irgend eine Art von Gunst, die auch einem bescheidenen Liebhaber zu Theile geworden seyn

*) Anfang und Fortschritte der hier geschilderten Leidenschaft beschreibt Pe-
trarca selbst am Treffendsten in folgenden lateinischen Versen:
,,Artibus haec nullis et simplicitate placendi

,,Ceperat olim animum, et rarae dulcedine formae.
,,Jam duo lustra gravem fessa cervice catenam
,,Pertuleram indignans tantum in mea colla tot annis

,,Foemineo licuisse jugo: jam tabe labenti
,,Confectus, jamque alter eram, jam fomite molli
,,Ignis ad extremas pervenerat usque medullas,
,,Optabamque mori, vixque arrida membra ferebam.
,,Libertatis amor miseri dum pectus amantis
,,Cepit, et aversas cordi sufficere curas

,,Erigor, et multa juga vi divellere nitor. ..
,,Injicit illa manum profugo dum saucia servo
,,Incursatque dolens oculos dum dulce micantes
,,Instruit, et facibus tectis, et cuspide blanda

,,Heu quoties coepto dubium procumbere calle
,,Compulit. Ergo iterum quid agam? Quibus artibus illi
,,Occurram? Vincla iterum asperiora parabit," u. s. w.

Carm. Lib. I. Ep. 7.

könnte, in seinen Gedichten sich zeigt; ja hätte diese Liebe nicht so himmlischen Poesien das Daseyn gegeben, man möchte sie wohl nur für einen schönen Traum, und Laura selbst für eine schöne Erscheinung halten. Der schwärmende Dichter war bis zu der Höhe begeistert, dafs er die EngelsGestalt immer zu sehen, die Zauber Stimme immer zu hören wähnte, und sie zuletzt auch wirklich wachend und träumend sah und hörte ́ *).

Nun hatte er ein Idol seinen Phantasien, einen ZielPunkt seinen Wünschen gefunden. Zwanzig Jahre kreiste seine Liebe in diesem Zirkel umher, als der Geliebten Tod ihr eine andere Richtung gab. Von jetzt an gefiel Petrarca sich in einer süssen Schwermuth, der er sich, bald um die Todte zu beweinen, bald die Verklärte zu preisen, hingab. So schwärmte er noch zehn Jahre fort, bis endlich die düsternde Flamme, die lange genug von Wünschen und Träumen gezehrt hatte, allmählich von selbst. erlosch.

Die Geschichte dieser (wie Petrarca selbst sie nennt) gewaltigen, aber einzigen und ehrbaren Liebe **) erscheint, bey ihren Sonderbarkeiten, nur dem natürlich und wahr, der des seltenen Mannes seltene Sinnes Art aus seinen moralischen Schriften und Briefen genauer kennt. Nur eine so rein und frey in die Welt blickende und dann wieder in sich selbst zurückkehrende, den Ausschweifungen eines geräuschvollen Hofes so nahe, und doch allen Ausschweifungen und allem Geräusche so abgeneigte Seele konnte eine einzige Empfindung dreyfsig Jahre lang festhalten; aber auch nur sie konnte in unbewachten Augen Blicken von fremden Lockungen mehr, als von eigener Lüsternheit verführt in das Gebieth der Sinnlichkeit sich verirren, ohne

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*),,Dreymahl erschien sie Nachts vor meinem Bette, um mich wieder an sich zu ,,locken. Ich bebte; ich war in TodesAngst. Oft, wenn ich an den ein. ,,samsten Orten mich allein glaubte, sah ich ihr Bild im Spiegel des Baches, ,,im Thaue des Grases, im Schleyer der Wolke zittern; oder sie winkte mir ,,aus einem hohlen Baume, an der FelsenGrotte," u. s. w. (Canz. 30. etc.) **),,Amore accerrimo, sed unico et honesto

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laboravi." (Epist. ad Post,)

die der Einziggeliebten gelobte Treue und Herzens Reinheit zu verletzen *).

Bereits drey Jahre hatte Petrarca seine Leidenschaft für diese Einziggeliebte zugleich sorglich gepflegt und mühsam bekämpft, als eine freundliche Einladung des Bischofes Jacob Colonna ihn bewog, im Frühlinge des Jahres 1330 denselben nach Lombes zu begleiten **). Hier brachte er an der Seite seines geistvollen Freundes und in Gesellschaft zweyer anderen jungen Männer, die in Petrarca's Briefen sehr oft unter den Nahmen Lälius und Socrates ***) vorkommen, einen so angenehmen, und nach seinem eigenen Ausdrucke himmlischen ****) Sommer zu,

*) Petrarca kam auf diese Weise, als er schon im reiferen Mannes Alter war, (seiner einzigen Liebe für Laura ungeachtet) zu einem Sohne und zu einer Tochter, deren Mutter der Nachwelt ungenannt und unbekannt geblieben ist. Mit unverstellter Reue sagt er hierüber in seinem Briefe an die Nachkom. menschaft: „Libidinum me prorsus expertem dicere posse optarem quidem, ,,sed si dicam, mentiar: hoc secure dixerim, me quamquam fervore aetatis ,,et complexionis ad id raptum, vilitatem illam semper animo execratum. ,,Mox vero... me adhuc integrum et vigentem tam vili et mihi semper ,,odioso servitio liberavi," (M. vgl. Geschichte d. Poesie u. Beredsamkeit, a. a. O.) **),,Nescius, quod in me juris haberet, quo jubere poterat, oravit, ut sibi in ,,itinere comes esse vellem." (Sen. Lib. XV. Epist. 1.)

***) Sie hiefsen eigentlich Lello und Ludwig. Jener war ein Römer, dieser ein Teutscher von Geburt. Beyde gehörten von jetzt bis zu ihrem Tede unter Petrarca's vertrauteste Freunde. Von Lello sagt er:,,Modernae quidem, sed generosae originis, ac pervetustae vereque romanae indolis vir,“ Seiner Beredsamkeit, Kiugheit und Treue wegen gab er ihm den Nahmen Lälius, des Freundes Scipio's. - Ludwig war am Rheine geboren, und Petrarca nannte ihn defswegen öfter scherzend,,vir barbaricus; seinen Socrates aber hiefs er ihn, ,,quia modestus et moralis, nomen a gravitate morum ac jucunditate inditum." (Fam. Lib. IX. Ep. 2.),,Ich war erstaunt (sagt er anderswo), bey diesem Barbaren einen so gebildeten Geist, SO gefällige und doch ernste Sitten, einen so leichten Ton im Umgange, so angenehme gesellschaftliche Talente, besonders zur Dichtkunst und Musik, eine so lebhafte EinbildungsKraft, so viel Gleichmuth, Bescheidenheit, Zartsinn, Würde und Festigkeit des Charakters zu finden,"

****),,Aestatem prope coelestem multa et domini et comitum jucunditate transegi, ut tempus illud semper memorando suspirem." (Epist. ad Post.)

dafs er darüber nicht nur die unfreundliche Nähe der Pyrenäen, sondern selbst die längere Entfernung von Laura erträglich fand. Im Herbste kehrte der Bischof und mit ihm Petrarca nach Avignon zurück. Hier wurde er von jenem dem Cardinal Johann Colonna vorgestellt. Der würdige Prälat *), dessen Pallast der Sammelplatz aller ausgezeichneten Menschen war, die der päpstliche Hof nach Avignon zog **), gewann den Freund seines Bruders bald so lieb, dafs er selbst denselben seines besonderen Vertrauens und Umganges würdigte, ihn in sein Haus aufnahm, und bey jeder Gelegenheit die gröfste Achtung und Auszeichnung ihm bewies ***).

Im Jahre 1331 kam auch der alte Stephan Colonna nach Avignon. Theils das Verlangen, seine liebsten Söhne nach langer Trennung hier wieder zu sehen; theils die Hoffnung, sich mit Johann XXII. über die Mittel zur Wiederherstellung des Friedens in Rom zu vereinigen, zogen ihn dahin. Petrarca brannte vor Begierde, den ehrwürdigen Vater seiner erhabenen Gönner und den muthigen Vertheidiger der römischen Freyheit kennen zu lernen. Voll von Bewunderung der Helden des alten

*),,Vir supra morem Cardinalium optimus et innocentissimus." (Sen. Lib. XV. Epist. 1, et conf. Fam. Lib. IV. Epist. 12.) **),,Ibi omnium ferme litteratorum hominum nostri orbis conventus assiduus ,,praesto fuit." (Edit. Bas. f. 1041.) Hier war es auch, wo Petrarca mit dem gelehrten Engländer Richard de Buri (dem Gesandten Eduard's III.), mit Giovanni di Fiorenza, mit Senuccio del Bene, und mit mehreren anderen vortrefflichen Männern in nähere Verbindung trat, und in ihrem lehrreichen Umgange täglich den Reichthum jener vielseitigen Kenntnisse mehrte, die noch jetzt in seinen Schriften bewundert werden. ***) Eines Tages wollte der Cardinal von einem wichtigen Vorfalle in seinem Hause getreu und wahrhaft unterrichtet seyn. Er berief in dieser Absicht alle Haus Genossen zu sich, und verband sie durch einen Eid auf das Evangelium, die Wahrheit zu sagen; selbst Agapit, einer der jüngeren Brüder des Cardinals, nachmahls Bischof zu Luna, ward davon nicht ausgenommen. Als aber Petrarca sich näherte, den Eid zu schwören, schlofs der Cardi. nal das EvangelienBuch und sagte:,,Dein Wort, Petrarca, ist mir ein Eid," So ehrten die Athener den Philosophen Xenocrat,

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