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ten werde. Auch Du staunst vielleicht noch, und bist betroffen, gleich als ob ein Mann dieses Nahmens schnell und unerwartet gefallen fey, mich aber schmerzte schon långer seine Schwäche, so daß mich nicht befrems bet, was die neuesten Nachrichten von ihm gebracht haben. Darum will ich die ganze Sache von ihrem Beginnen an erzählen: denn so dürftest Du nicht durch unnüße Worte deine Zeit verlieren, und die Darlegung der Vorgänge für die Geschichte nicht unwichtig seyn.

Als bie Sache der Franzosen in Italien verloren schien und Deutsche mit Ruffen bey Verona dann bey Piacenza und endlich bey Novi so glücklich fochten, daß · den Besiegten nur Ligurien blieb ergriff auch Arezzo in Etrurien das Schrecken des Kriegs. Die Übelges finnten hatte der wieder angeregte Haß gegen die Freys heit gereiht, und um die Verfolgung der Volksfreunde weiter auszudehnen, ließ man auch die Synode von Pistoja nicht unangefochten/ unter dem Vorwande: von ihren Beschlüssen sey das Streben - ausgegangen, die Verfaffung umzuåndern. Eifrig betrieb diese Anklage die Leidenschaft und der Aberglaube verworfener Priester. Als man aber wirklich zu den Waffen griff, und die wüthende Notte selbst in Florenz eindrang: da ward jeuer Scipio, der - sey es aus Mangel an Besorgs niß vor lauernden Feinden, oder weil er sich für stårs fer, als die Gefahr hielt es verschmäht hatte, sich durch die Flucht zu retten, Scipio de Ricci also ward, umringt von Gerichtsdienern, durch die Stadt geschleppt, und in einen Kerker geworfen, unter gemeine Missethås ter und zur Beschimpfung.

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Der eble Mann erbebte vor den schimpflichen Banden. Bald stieg in ihm die Besorgniß auf,er sey gez feßwidriger Unternehmungen gegen die Regierung des Großherzogs von Toskana beschuldigt, und ängstlich flehte er um Gelegenheit, diese Beschuldigung zu wis derlegen. Bald nachher ward er aus jenem Kerker in

das Stadtgebäude gebracht. Um dieses ungerechtë Vers fahren wußte Martini, Erzbischof von Florenz. Diesen sonst als gelehrt bekannten Mann trieb der Neid und alter Groll gegen Ricci wegen der Florentinischen Syns ode unter Leopold. Dieser ging nun zum Gefangenen, und mit faltiger Stirn und finsterer Miene sagte er ihm: seine Verhaftung habe keinen andern Grund, als weil) Bolk und Geistlichkeit ihn für widerspenstig gegen den Papst hielten, und ihre Wuth durch seine Bestrafung besänftigt wiffen wollten. Wie lange selbst er der Kirche ein so ärgerliches Beyspiel geben wolle? Lange habe man seine reuige Rückkehr zum Gehorsam erwar tet: nun fer es nicht mehr Zeit zu zögern; "er möge doch endlich seine Schuld bekennen und um Begnadigung bitten: Drohungen folgten, um ihn noch mehr einzuschüchtern, und so ging er von ihm.

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Ohne Rath und Freunde wurde Scipio von Schrecken und Angst gequält Zwar hätten ihn Vers leumdungen und Volkserbitterung nicht irren sollen; hinreichend war dieß alles in gelehrten Reden widerlegt; und es war, wöchte ich sagen, 'gang überflüssig, Beweise führen zu wollen, da die Unverwerflichkeit der Säße von Pistoja offenbar und deutlich dargethan war. Daher hätte er weislicher gehandelt, wenn er, ohne fich durch die Boßhaften irren zu lassen, einfach erklärt håtte: daß er immer ein guter Katholik gewesen sey und bleiben werde. Allein er beschloß, sich von jener Anklage zu reinigen; denn er meinte, den Zorn seiner Feinde eher besänftigen als ertragen zu müssen. Dieß So bezeugte schon war ein Zeichen der Müthlosigkeit. er in einem Briefe an Martini auf das bestimmteste den Gehorsam gegen den Papst, welchen die Kirchenbeschlüsse fordern (und den auch Ricck niemahls verweis gert hatte). Dennoch kam der Erzbischof nur noch zorniger wieder und mit der, bey Erziehern häufigen Nauhigkeit, fchalt er den Ricci, wie einen vorwißigen

Knaben, ja wie einen Kezer aus, der seinen Irrthum durchaus nicht aufgeben wolle.

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Verändert wurde verschiedne Mahle die Form der geforderten Erklärung. Ricci war getheilt zwischen der Wahrheit und der Besorgniß ihre Gegner zu beleidigen,, bis er endlich, von so vielen Anklagen bedrängt und. fast entmuthigt auch der Senat von Florenz vers fagte ihm unter dem Vorwande der Unbekanntschaft mit der Sache und weil sie kirchliche Angelegenheiten betreffe, seinen Beystand; nach Martini's eigner Anleis tung, schrieb: er nehme, den kirchlichen Saßungen ergeben, die Bulle: „auctorem fidei" an. Darin lag nun zwar, nach Ricci's Urtheil der Sinn: daß er das päpstliche Schreiben billige, in fo fern dieß mit den Festa setzungen der Kirche vereinbar sey. Aber welcher Mann von gesundem Verftande mochte jenen, Worten diese Auslegung geben? Anders Martini. Diefer, Scipio's Bescheidenheit und Folgsamkeit preisend, rühmte sich prahlend der Erreichung seiner Absicht; er hatte ihm verordnet in derselben Form an den Papst zu schreiben, und sobald dieß geschah, den Brief unter seinen Freun den verbreitet,

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Manche indeß vermutheten in jener Formel eine, Zwendeutigkeit, und breiteten aus: selbst der Erzbischof begünstige den Ricci, Leicht schreckte, den Befangenen. dieser Vorwurf. Als daher auf Befehl der Deutschen Scipio feiner Haft entlassen, wieder in seine Wohnung gezogen war, ließ ihn Martini rufen, nnd geboth, er solle sich ungesäumt zu den Priestern der heiligen Miss sion, die man die Bärtigen nennt, begeben; denn so seyes (wie unverschämt vorgegeben wurde) in einem Rathsbeschluffe befohlen. Aber die Bårtigen wiesen ihn ab und gezwungen begab er sich nun zu den Dominis canern des H. Markus. Indeß ward durch unzählige Rånke dahin gewirkt, daß jener Brief nicht an den Papst nach Rom geschickt wurde. Martini aber ging.

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oft zum Scipio, bald Zorn, bald Mitleid zeigend; er geboth und ermahnte ihn, noch Ein Mahl an Pius VI, ¡u schreiben; denn verloren müsse, fagte er wiederhohlt, jes, ner Brief gegangen seyn; und möge, selbst wenn er fich wieder fände, nicht hinreichen, die Beschuldigung zur Zustimmung Aller zu heben: nichts desto weniger habe er selbst sich beym Senat, für Riccis Befreyung angelegentlich, aber vergeblich verwendet. Der Senat nähmlich erwiederte: daß er sich um dergleichen Angeles. genheiten nicht bekümmere, und von Ricci's Verhaftung: nur aus nachrichtlichen Schreiben wiffe: die ganze, Sache hänge von dem Einflusse und der Amtsgewalt des Florentiner Erzbischofs ab. So weit ging von beyden Seiten die Uebereinkunft und die Begier zu täuschen. und zu frånken.

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Indeß wurde der körperliche Zustand des Gefange nen täglich schlimmer, da Niemand um ihn war, der: ihm bengestanden oder Trost zugesprochen hätte. Ende lich griff ärztliches Gutachten ein, damit er nicht ganz unterlåge; und er zog, fast fren, auf sein Landgut. Dort schrieb er, ein wenig genesen und nach dem Em pfange neuer Anordnungen Martini's, an den eben ges wählten Papst, Pius VII., einen Brief, worin er feine Vertheidigung führte, bescheiden zwar, jedoch zu schüchtern und nicht, wie es einem Bischofe nach Gewissen und Amte zukam. Denn er wagte, nicht dię påpstliche Bulle gegen die Synode vou Pistoja zu verwerfen, son dern erklärte: gewiffe in dieser Bulle verdammte Jrr lehren verdamme auch er. Diese aber ließ gewiß auchdie Gesinnung jener Versammlung nach, und ihre Worte deuteten auch nicht darauf hin. Denn mit je ner unglückseligen Verordnung hatte es die Bewandtniß, daß darin, nachdem sie einige Säße wider alles Recht und, unbedingt verworfen hatte, die meisten übris gen zu einem gehäffigen, ihnen gar nicht angemessenen Sinn verdreht waren. Wer möchte, läugnen, daß ein

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Beyspiel solcher Gehässigkeit bis dahin unerhört gewesen sey. Wenn es auf wahre Einsicht in Kirchenfachen abs gesehen wäre, dann möchten weder die Våter noch die Concilien noch selbst die heilige Schrift der Anklage dës Irrthums entgehn. Aber was nun Ricci auszusehen habe, hatte er nicht deutlicher angegeben; und auch die. andern Puncte jener påpstlicher Verordnung überging er mit gleicher Nachgiebigkeit. Dieser Aussöhnungsvers such blieb ohne den gewünschten Erfolg, und dieß darf nicht befremden; denn man wird finden, daß die Ros mische Curie, wenn man ihr in entehrender Unterwürs figkeit schmeichelt, stolz und drohend, wenn man aber hochsinnig widerstrebt, gemäßigt, wenn auch nicht nach gebend handelt. Nach sechs Monaten antwortete der Cardinal Confalvi in einem Briefe an Ricci bald werde" Pius VII. zum Aeußersten schreiten (und deutlich genug war der Bann angedeutet), wenn er nicht die erwähnte päpstliche Bulle ganz und von Herzen anerkenne. Zu Florenz wurden auch die Beschuldigungen in politischer Hinsicht wider den Scipio erneuert,” und das Gerücht® lief, Martini habe heimlich beym Senat betrieben, daß Ricci nach Rom gebracht werde.

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Alle diese betrüglichen Anschläge und Ränke zerriß der unerwartete Sieg bey Marengo. Unter dem Schein der Duldsamkeit schwieg die Römische Curie, und die Franzosen befeßten den 15 Octbr. 1800 Florenz. Da beseelte den Ricci eine Zeit lang neuer Muth, bei wies der gegebner Freyheit wollte Gott, auch Ausdauer und Kraft zur Vertheidigung der Wahrheit! Allein die Verleumdungen und so erlittenen Gefahren hatten den micht eben weisen, noch feinen Vorsägen, wie er sollte, getreuen Mann fo in Unruhe gefeßt, daß er endliche Besänftigung des Zorns der päpstlichen Curte nothwens dig glaubte, und darauf im Stillen bedacht war. Ge heime Triebfeder war auch das Streben nach der Gunft erst des Großherzogs, dann der Königinn; nicht wenig

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