Sayfadaki görseller
PDF
ePub

tisch zu werden. Ift er nämlich nicht unfehlbar, so kann das, was er als Glaubenswahrheit aufstellt, ein Irrthum sein, die Kirche aber, wenn fie pflichtmäßig folgt, in eine Häresie geführt werden; oder aber, falls sie sich dessen erwehren will, durch ihr Sicherheben über den Papst in's Shisma verfallen. In beiden Fällen hörte sie auf, die wahre Kirche Christi zu sein. Auch ließe sich das Gegentheil mit den Ausdrücken der HL. Schrift und der Concilien, namentlich des von Florenz, über den Primat nicht wohl vereinigen. Wenn von einzelnen Seiten Widerspruch erhoben wurde, ist die Kirche darüber weggeschritten. Als die gallikanische Kirche mit einer gewissen widerspruchsvollen Halbheit sich der vollen Anerkennung dieser Wahrheit widerseßte, stand sie vereinzelt da; der Papst und mit ihr der weitaus größere Theil der Kirche hat thre Artikel verworfen 1.

33. Wir müßten auch sagen, Christus der Herr hätte nicht hinlänglich dafür gesorgt, daß der Zweck des unfehlbaren Lehramtes in der Kirche, die Einheit im Glauben sicher zu stellen, vollkommen erreicht werde, wenn er nicht das Oberhaupt mit jenem Vorzug so ausgerüstet hätte, daß seine Lehrentscheidungen auch ohne Concil unfehlbar seien. Denn oft ist es unmöglich, wie die Kirchengeschichte beweist, ein Concil zu berufen, es wäre also inzwischen die Kirche ohne unfehlbares Lehrami; wenn Spaltungen in der Lehre entstehen, wäre keine Behörde da, welche die Gläubigen vor der Gefahr, den Glauben zu verlieren, die Kirche aber, der Wahrheit beraubt zu werden, sicherte. Endlich geht die Ansicht der Gegner von einer falschen Auffassung der Kirche und ihres Verhältnisses zum Papste aus, während die vorgetragene Lehre der Kirche nicht allein zum Papste, sondern auch zu ihrem unsichtbaren Haupte die allein richtige und befriedigende Stellung anweist. Die Gegner denken sich den Papst, das Haupt, auf der einen, die Kirche, den Episcopat, auf der andern Seite. Damit der Papst unfehlbar sei, sagen sie, muß das Urtheil der Kirche zu dem seinigen hinzukommen. Aber wer sagt ihnen denn, daß es eine Kirche neben dem Papst gebe? Ubi Petrus, ibi Ecclesia, wo Petrus, da ist die Kirche; Chriftus hat ihn als das Haupt der Kirche gesezt, also ist er natürlich einen rechtmäßigen Papst ist

allein meinen wir

allezeit mit der Kirche vereinigt, und wenn er

1 Man sehe hierüber u. A. das Schreiben des Papstes Benedict XIV. bei Billuart. In 2. 2. S. Thomae. tom. I. D. 4. a. 5. Leod. 1751. p. 401: „,Excepta Gallia ubique recepta." Schreiben vom 13. Juli 1748.

vom Stuhle Petri aus spricht, spricht er als Mund der Kirche. Die Lehre der Gegner konnte nur in jenen traurigen Zeiten aufkommen, wo der Ehrgeiz dem rechtmäßigen Papste Gegenpäpste entgegenstellte, das christliche Alterthum und das Mittelalter in seinen größten Lehrern 1 hat an der Unfehlbarkeit in der Uebung und in der Lehre festgehalten. Aber auch der Stellung der Kirche zu ihrem unsichtbaren Haupte ent= spricht die Unfehlbarkeit des Papstes mehr. Christus will bei seiner Kirche durch seinen unsichtbaren göttlichen Einfluß bleiben bis zum Ende der Zeiten. Wir wissen, daß von ihm mittelst der hl. Sacramente und auf andere unmittelbare Weise jene göttliche Lebenskraft, welche die Glieder auf's Innigste mit ihm vereinigt, fortwährend in diese überströmt. Wie die Seele dem Leibe, so ist er ihr verbunden, und zwar beständig verbunden. Und seine Leitung in der Erkenntniß sollten wir uns unterbrochen, sich zurückziehend denken in jenen stürmischen Zeiten, wo das Schifflein Petri unter den Wellen zu versinken droht? und sein Statthalter sollte sich in seinem Vertrauen auf den göttlichen Beistand, der der Kirche verheißen ist, täuschen, wenn er, von demselben beseelt, die Stimme erhebt, um den Irrthum zu richten und die Angriffe der Hölle auf die Einheit des Glaubens zu nichte zu machen? Nimmermehr! je fester der Glaube Petri, desto größer ist sicher das Wohlgefallen des Herrn an ihm, desto mehr ist er ein Abdruck jenes ersten himmlischen Felsen, auf welchen die Kirche und ihre Wahrheit gegründet ist. Deßhalb ist uns der Papst mit seinem Rundschreiben die beste Antwort auf die Frechheit der Christusläugner geworden; indem er die Zeit richtet im Hinblick auf Den, welcher zu ihm gesagt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen, bekennt er seinen Glauben laut vor aller Welt: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Uns aber ruft er auf, uns diesem Bekenntnisse anzuschließen, indem er uns anweist, seinem Urtheile innerlich und äußerlich, durch Herz und Mund, beizustimmen. Wer will zurückbleiben?

-

1 Hiezu genügt es hier, an die Einfachheit und Klarheit, womit der Fürst der Schule, der hl. Thomas von Aquin, dem hl. Stuhle die endgültige Entscheidung in der Feffeßung der Glaubenssymbole vindicirt (II. 2. q. 1. a. 10. vergl. q. 11. a. 2. ad tert.) zu erinnern.

4. Die Opportunität, eine Zwischenfrage.

34. Der Zweifel: ob Papst Pius IX., sein Recht und die Wahrheit seines Ausspruches in Ehren! gut gethan habe, eben jezt von diesem Rechte Gebrauch zu machen, diese Wahrheiten auszusprechen, ist eigentlich schon vom hl. Apostel Paulus gelöst: „Predige das Wort, halt' an damit, ob gelegen oder ungelegen (opportune, importune), überweise, bitte, strafe in aller Geduld und Lehrweisheit. Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nah ihren Gelüsten sich Lehrer über Lehrer nehmen werden, welche die Dören figeln, und von der Wahrheit werden sie das Gehör abwenden, zu den Fabeln aber sich hinwenden" 1. Ganz die Lage von Pius IX.! Die Welt ist heute krank, wie ehedem. Das Heilmittel muß auch heute geartet sein wie ehedem: belehren, beschwören, strafen, mit Langmuth und ausgerüstet mit der Arznei der gesunden Lehre. Und zwar ob ge= legen oder ungelegen. Wer wird auch einen Kranken, namentlich wenn sein Eigensinn einen Theil der Krankheit ausmacht, noch fragen, ob es ihm gelegen sei, geheilt zu werden? Die apostolische Liebe geht andere Beze. Man erzählt hierüber eine bezeichnende Anekdote 2. „Sehen Sie," sagte der Papst, als die Rede auf die Encyclica und den Sturm geführt wurde, den sie im Heerlager der Ungläubigen und bei den Lauen erregte, ich bin von Gott als Arzt der Menschheit aufgestellt. Ich sebe, wie diese sog. moderne Gesellschaft, obwohl mit schönen und guten Eigenschaften begabt, doch zugleich durch einen Krebs angefressen

, und ich gebrauche nun für diesen Krebs das Eisen der Encyclica. Niemand licht mehr als ich die wahre Bildung und die wahre Freiheit, aber um keinen Preis will ich eine Barbarei, die sich mit einer falschen Bildung umhüllt, noch eine Tyrannei, welche sich unter einer falschen Freiheit verbirgt. Was ich verdamme, ist nichts Anderes, als die Barbarei und Willkürherrschaft, die dazu angethan sind, die Bildung und Freiheit zu ersticken. Die Schreckensherrschaft z. B. in Frankreich, war das nicht eine buchstäbliche Anwendung der Lehren, die ich verdamme? hat es je etwas mehr Barbarisches und Gewaltthätigeres gegeben, als den Schrecken?" Pius IX. faun so sprechen, denn er ist der rechtmäßige

1 2 Tim. 4, 2-4.

2 Der wohlunterrichtete römische Correspondent des Monde in der Nummer vom 16. Januar 1865. Edit. semiquot.

Nachfolger jenes Apostels, zu dem der Auferstandene gesagt: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe! Er ist in Wahrheit der Arzt der Menschheit. Pius IX. ist hiezu ven der Vorsehung auf eine Höhe ge= stellt, daß er besser als jeder Andere die Lage und die Bedürfnisse der Christenheit, sowie die Leiden seiner Zeit beurtheilen kann. Welcher Ges lehrte, welcher Diplomat, welcher Monarch, ja überhaupt welcher Mensch kann hierin sein Urtheil dem seinigen gleichstellen? Jener Zweifel schließt deßhalb eine gewisse Unbescheidenheit, ja selbst Undankbarkeit in sich. Ganz anders faßt der gläubige Christ den apostolischen Mahnruf des obersten Hirten! Der greise Erzbischof von Freiburg, Hermann von Vicari, dieser ehrwürdige Bekenner der katholischen Wahrheit, möge uns ein Beispiel hiefür sein. „Vernehmen wir in kindlicher Demuth," sagt er in seinem Begleitungsworte zum Rundschreiben des Papstes, „die lehrende, warnende, auf den Weg der Wahrheit, Gerechtigkeit und des Heils, und zu den Uebungen des Gebets und der Buße rufende Vaterftimme des erhabenen Dulders auf dem apostolischen Stuhle! Legen wir als gehorsame Kinder der heiligen Kirche die Waffenrüstung Gottes an, daß wir bestehen können gegen die Nachstellungen des in den Kindern dieser Welt so mächtigen Geistes der Lüge, welcher unter dem Vorwand der Freiheit, Bildung, Civilisation, des Fortschritts u. s. w. die Men= schen aus dem Lichte des Glaubens, der Freiheit der Kinder Gottes, dem Frieden des Reiches Christi in die Finsterniß, Knechtschaft und Trost= losigkeit eines modernen Heidenthums zu führen sich bestrebt. Zu dem tiefsten Danke sind wir dem hl. Vater verpflichtet, daß Allerhöchst= derselbe vom Beginne des Pontificates an die in gegenwärtiger Zeit auf den verschiedensten Gebieten auftauchenden Irrthümer bezeichnet und verurtheilt hat."

35. In der That ist das oberste Hirtenwort Pius' IX., das den Weg in der immer mehr zunehmenden Dunkelheit und Verwirrung zeigt, eine der größten Wohlthaten, welche die Vorsehung der Gegenwart erwiesen hat. Und zwar nicht allein den Gläubigen, denen das ewige Heil allezeit die erste und wichtigste Angelegenheit bleibt; sondern überhaupt Allen, die noch Etwas zu verlieren haben und in der Revolution den Weg zum Verderben erkennen. Denn das Rundschreiben enthüllt nicht allein den Abgrund, an deffen Rand die menschliche Bildung, die auf

1 Anzeigeblatt für die Erzdiöcese Freiburg vom 19. Januar 1865.

das Recht und die Ordnung gegründete Freiheit, angelangt ist, sondern es errichtet zugleich eine moralische Schußwehr für diese Güter und zertheilt den thatsächlich bestehenden Angriff auf die Pfeiler der öffentlichen Ordnung. Unklare Katholiken, welche die Lehren der Revolution mit den Grundsägen ihres Glaubens vereinen zu können wähnten, werden aus dieser falschen Stellung herausgetrieben. Die Freiheit, welche identisch ist mit dem Sinne für das Gesez, ist nimmer für sie zusammenfießend mit jener Freiheit, welche das Menschenrecht auf die gegerbte Haut des Nächsten schrieb. Ein liberaler Katholik ist fortan ein llnding, weil der Liberalismus sich selber als Gegensag zur Partei der Kleifalen, d. h. als Gegner des Christenthums, als Verbündeter der geheimen Secten, als Anbeter der Revolution, als Läugner des göttlichen Rechtes über den Menschen gestempelt hat und als das durch das Urtheil des Papstes unwiderruflich gerichtet ist. Die Blätter, welche bisber mittelft „gutgesinnter Katholiken" die Kirche angriffen; despotische Kanzleien oder Kammermajoritäten, welche aufgeklärte Werkzeuge für thre Practiken fanden, sind vielleicht fortan in einiger Verlegenheit; allein wer gibt nicht zu, daß diese Verlegenheit für die Sache des Rechtes der Kirche, ja für das öffentliche Wohl selber ein großer Fortschritt if? Denn zweideutige, mit dem Gewissen spielende Katholiken bieten feine wirkliche verläßliche Stüge in Zeiten, welche fortwährend von revolutionären Erschütterungen bedroht sind. Daher bleibt es immer die höchste Staatsweisheit, die Treue der Unterthanen gegen die Kirche zu schügen, da sie die stärksten Beweggründe zur gewissenhaften Erfüllung der bürgerlichen Pflichten enthält. Hätte also überhaupt die Encyclica des Papstes nur das eine Verdienst, daß sie die Stellungen klärt, das Unvereinbare sondert und scheidet, so wäre ihr Erscheinen zur jegigen Zeit hinlänglich gerechtfertigt. Denn bei solcher trüben Mischung dessen, was sich ausschließt, welcher in der Regel eine gleich beflagenswerthe Entzweiung solcher Elemente, die ihrer Natur nach zusammenstehen müssen, zur Seite geht, zieht einzig das Böse, die sociale Auflösung, Vortheil. Und hier ist es nun wahrhaft erhebend, wie wirksam schon bisher die Erörterung des päpstlichen Rundschreibens für die Scheidung der Elemente, wie vielverheißend für eine gesündere Ordnung es geworden ist. Einmal haben sich die mächtigsten Factoren der Gesellschaft, Regierungen und Parteien, angeregt gefühlt, ihre Erflärungen abzugeben.

36. Während man in Frankreich vorerst dabei bleibt, jene Unabhängig=

« ÖncekiDevam »