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Du bist in der Hauptstadt der Welt, in der Hauptstadt der katholischen Kirche, muß es sogleich unwillkürlich, wie von einer höheren Einflüsterung her in den Ohren tönen, du bist in der Königin der Städte, der, : wie ein neuerer französischer Reisender sagt, man es gleich ansieht, daß sie die Stadt der Städte ist, die da nur ihre Toilette etwas nachlässig geordnet hat. Auch die fast unabsehlichen Reihen der bleichen Ordensmänner mit ihrem groben Gewande und den Kerzen in der Hand, die da sich von Ara Cöli auf dem Kapitole herab oder von St. Franziskus a Ripa ober von St. Bonaventura aus in die Straßen ergießen, versteht man dann, wenn man Alles zu würdigen weiß, es sind die Ordensmänner, die einer Leiche nach christlichem Gebrauche die lezte Ehre erweisen wollen oder so eben erwiesen haben.

Das ist die Hauptstadt` der Christenheit, wie sie sich dem gläubigen und ungläubigen Auge darstellt. Schilderungen von Merkwürdigkeiten anderer Art, Schilderungen von Merkwürdigkeiten, deren jede Stadt eine oder die andere wirklich besigt oder doch wenigstens zu besigen vermeint, passen nicht in unseren hier vorgesteckten Bereich. Nur das noch, was die Vorsehung zum Besten der Christenheit herbeigeführt hat im Laufe der Zeit, soll berührt werden. Als das römische Reich in mehrere Staaten zerfiel in den Zeiten der Völkerwanderung, so sagt ein Schriftsteller neuerer Zeit, da war es nothwendig, daß der rechtmäßige Nachfolger des heiligen Petrus, auf einem freien Gebiete wohnend, als Sprecher der Kirche unabhängig den Gewalthabern der Erde gegenüber sich behaupten konnte, und diese Gewalthaber des wichtigsten Theiles von Europa, als des Erdtheiles, dem Rom selbst seiner Lage zufolge angehört, haben, von Pipin, dem erlauchten Vater Karls des Großen angefangen, bis auf unsere Tage herab, mit wenig Störungen, wie sie ja überall unter der Sonne vorkommen, dem Kirchenoberhaupte rings um Rom herum ein freies Gebiet garantirt, das sogar unter den Staaten Europas als ein mittelmäßiges Königreich erscheinen könnte, das auffer Rom in 1200 Civilgemeinden und 4001 kirchliche Gemeinden oder Pfarreien getheilt ist, 65 Bischofsstädte enthält, und den allerneuesten Nachrichten zufolge 3,124,668 Menschen zählt, die mit Ausnahme der ausserhalb der Familienverbindung Stehenden in 608,280 Familien vereinigt leben.

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1. Gesammtübersicht über den Erdfheil.

Sowie es der Vorsehung gefallen hat, in den Tagen des Gesezes das kleinste aller Länder sich auszuwählen für ihr Volk, auf dem der Segen der Verheißung zweitausend Jahre ruhen sollte, so hat dieselbe Vorsehung für die Zeit der wirklich erwiesenen, offenkundig vor den Augen der ganzen Welt dargelegten Gnade völlig ähnliches Verfahren eingehalten. Dem etwas scharfsinnigen Beschauer der Oberfläche der Erde, der sich etwa auf Golgatha an des heiligen Kreuzes, des Verföhnungszeichens der ganzen Menschheit mit Gott, Fuße gestellt hätte, müßte Europa sehr unpassend vorgekommen sein, das künftige Herz der Welt werden zu sollen.

Roms Schwert hatte allerdings sich einige Bahn gebrochen, doch nur in einigen südlichen, südöstlichen, westlichen und nordwestlichen Theilen, und nicht der dritte Theil des Flächeninhaltes war der ur sprünglichen Wildheit entrissen: da tönte ein gewaltigeres Wort, als es Menschen auszusprechen vermögen „es werde“ und „es ward“.

Europa ward von etwa 400 nach unserer christlichen Zeitrechnung an in eine Völkerfluthung gezogen, wie die Vergleichung vergebens ein Seitenstück suchen wird. Die zahlreichsten aber auch wildesten Völker der Erde haben sich in einer Reihe von vierzehn Jahrhunderten, wenn wir die ersten Anfänge der Völkerwanderung, sowie den fast noch nicht einmal ganz verhallten Donner vor Sebastopol in der Krim als die beiden Einschließungspunkte unserer Uebersicht nehmen, innerhalb Europas kleiner Markungen herumgetummelt, und wie klein find diese Markungen, wenn wir die riesenhaften Ausdehnungen betrachten, die jeder der vier übrigen Erdtheile darbietet!

Von den zwei Millionen viermalhundert und zwanzigtausend geographischen Quadratmeilen, die das in zwei großen Hauptgruppen sowie in äußerst zahlreichen Eilanden oder Inseln aus den Weltmeeren

auftauchende feste Land einnimmt nach der Berechnung der Erdkundigen, treffen auf Europa nur einhundert und achtzigtausend solcher Quadratmeilen, d. i. etwas mehr als der dreizehnte Theil.

Wollte ein Reisender es über sich nehmen, den ganzen Erdtheil der Länge und Breite nach zu durchschreiten, so würde er, wie ein neuerer Geograph (Dr. F. H. Ungewitter) ausgerechnet hat, vom Cap Vincent auf der pyrenäischen Halbinsel bis Katharinenburg am Ural einen Weg von siebenhundert und dreißig geographischen Meilen, von Norden nach Süden aber, vom Cap Nord, dem äußersten Ende der . scandinavischen Halbinsel bis zum Cap Matapan, der südlichsten Spize von Morea, einen, solchen von fünfhundert und zweiundzwanzig Meilen zurückzulegen haben.

Doch - wie sieht es in Europa aus hinsichtlich der Herrschaft, die der Mensch, dieser mächtige Untergott, wie ihn ein Schriftsteller einmal genannt, über die Natur selbst errungen, überhaupt, wie sieht es aus hinsichtlich der bürgerlichen Gestaltung, endlich wie sieht es aus hinsichtlich des Begriffes, den man sich macht von dem Verhältnisse dieses zeitlichen zum jenseitigen Leben und dem Schicksale jenseits des Grabes, über das allein der Glaube Auskunft gibt!

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Was den ersten Punkt betrifft, die Herrschaft des Menschen über die Natur, so steht Europa hier weit voran auf der Spitze. Ueberall ist die Natur bezwungen, die Wälder in der Weise fast allenthalben gelichtet, daß sie nur den nöthigen Bedarf noch zu liefern vermögen. In den kleinen Markungen Europas können zur Zeit, auch wenn einzeln stehende Wohnungen, kleinere Weiler u. s. w. hinweggerechnet werden, nicht weniger als viermalhunderttausend beträchtliche Ortschaften, die sämmtlich das äußere Zeichen ihres religiösen Bekenntnisses, eines oder mehrere Hauptgebäude dem Beschauer in ihren Symbolen schon die Gattung dieses Bekenntnisses verkündigend, gezählt werden. Ortschaften erster Größe, Städte genannt, mit einem halben hundert, einem ganzen hundert, ja oft weit mehr noch solcher Gebäude, über Häusermassen hervorragend, die drei bis vier Stunden zum Umgehen nothwendig machen. würden, sind nicht selten. Europa allein hat mehr als fünfzig Städte, deren Einwohnerzahl einhundert Tausend übersteigt. Die größte aller Städte des Erdballes, das von zwei und einer halben Million Menschen. in unseren Tagen bewohnte London ist eine europäische Stadt. Und nun des ganzen Erdtheils Europa's Volkszahl? Sie ist von den neuesten. Statistikern auf nicht weniger als zweihundert fünfundsiebzig Millionen berechnet worden. Doch unsere Absicht, ein gedrängtes Bild

Jahrbuch 1.

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des wichtigsten der Erdtheile zu geben, mahnt uns weiter zu schreiten und die bürgerlichen Verhältnisse Europas etwas genauer zu besprechen.

Sollte Europa nicht ein China werden, d. i. mit der Zeit nach und nach ein stehender Sumpf, ein Aggregat zwar, d. i. eine Ansammlung vieler Millionen Menschen in Städten und Dörfern zerstreut, aber geistig erschlafft und niedergedrückt, weil für Millionen Willen ein einziger Wille als maßgebend eintrat und jeden geistigen Aufschwung niederhielt, so mußte sich nach und nach ein Staatensystem entwickeln, wie es sich in der That entwickelt hat, eine Vielheit von bürgerlichen Vereinen mußte entstehen, vor deren jedem das Ganze geschützt sein mußte vor Ueber- macht, sowie jeder Einzelne auch seinerseits durch die fortwährende und ununterbrochene Berührung mit den übrigen geschütt war vor Ohnmacht.

Den obersten Lehrstuhl der Christenheit selbst zu wahren, schien die allererste Aufgabe, und daß diese gelöst, daß der Sprecher im Namen der ganzen Christenheit noch frei dasteht, auf einem Gebiete, das nicht Bestandtheil des Reiches eines irdischen Gewalthabers ist, ist bereits bei der Abhandlung über Rom, die wir der Abhandlung über die Erdtheile vorangeschickt haben, bemerkt worden.

Europa bietet in den Tagen der Gegenwart eine Vielheit von Staaten dar, wie kein anderer Fleck der Erde darzubieten vermag, fast ein ganzes Hundert von Staaten, vier, deren Beherrschern man den erhabenen Namen Kaiser gibt, deren Einer zu Wien in Deutschland, Einer zu Paris in Frankreich, Einer zu St. Petersburg an der Ostsee, endlich Einer zu Constantinopel seinen Siß hat. Fünfzehn Staaten, deren Beherrscher den Namen „Könige“ führen, mit ihren Residenzen zu München, Brüssel, London, Koppenhagen, Athen, Hannover, Lissabon, Berlin, Dresden, Turin, Stockholm, Neapel, Madrid, Haag und Stuttgart. Sieben Staaten, deren Beherrscher den Namen „Großherzoge“ führen, mit ihren Residenzen zu Karlsruhe, Darmstadt, Schwerin, Strelitz, Oldenburg, Weimar und Florenz. Neun Staaten, deren Beherrscher den Namen „Herzoge", acht Staaten, deren Beherrscher den Namen „Fürsten“ führen, ein Staat, deffen Beherrscher den Namen „Kurfürst", ein Staat, dessen Beherrscher den Namen „Landgraf", endlich bis dreißig kleinere Vereine, bei denen die oberste Gewalt gegenüber dem Erbrechte durch Wahl Einem oder Mehreren zeitweilig übertragen wird, und wovon im Umfange Deutschlands selbst vier beträchtlichen Handelsstädten bis auf die neueste Zeit dieses Recht gesichert geblieben ist.

Das Uebergewicht Europas über die übrigen Theile der Erde ist noch nie deutlicher herausgetreten, als es in den Tagen der Gegenwart

nachgewiesen zu werden vermag. Haben sich auch aus ehemaligen europäischen Besigungen jenseits des atlantischen Oceans Staaten gebildet, die zur Zeit wohl fünfzig Millionen Bewohner zählen mögen, zweihundert und fünfzig Millionen menschlicher außereuropäischer Erdbewohner, zerstrent auf Flächen, die Europas Ausdehnung um das Dreifache leicht übertreffen mögen, stehen unter Herrschern, die ihren Wohnsig innerhalb Europas, haben. Alle vier nachfolgend beschriebenen Erdtheile haben mehr oder · weniger Gebiete, die europäisches Eigenthum sind, und um nur ein Beispiel anzuführen, sind von Asiens Bewohnern allein einhundert und achtundachtzig Millionen europäische Unterthanen.

Auch dem dritten der von uns angeregten Umstände, hinsichtlich Europas unsere Aufmerksamkeit und zwar solche in vorzüglicher Weise zuwendend, nämlich, wie diese vielen Millionen Europäer das Verhältniß dieses zeitlichen Lebens zum jenseitigen schauen, und was sie für einen Begriff haben von dem Schicksale des Sterblichen jenseits des Grabes, möge erinnert sein, daß außerordentlich große Mannigfaltigkeit herrscht in der Vorstellung. Alle vier Hauptanschauungen der Menschen: die Anschauung nach dem Naturzustande, die Anschauung nach dem nach der Zerstreuung der Kinder Israels durch die ganze Welt entstandenen Talmud, die Anschauung nach dem Koran Mahomeds, endlich die Anschauung nach dem Evangelium ist vertreten, und Europa wird von Heiden, Juden, Mahomedanern und Christen bewohnt. Die Zahl der heidnischen Bewohner Europas ist die geringste von allen, sie wird kaum noch 20-25,000 betragen, und sie werden nur in den nördlichsten Gegenden des Erdtheils, auf der scandinavischen Halbinsel, sowie östlich davon unter Rußlands Scepter an den Gestaden des Eismeeres gefunden. Ungleich beträchtlicher schon sind die Anhänger des Talmud, die zerstreuten Söhne und Töchter Israels, die durch fast alle Länder des Erdtheiles sich ausdehnend, besonders in großen Residenz- und Handelsstädten Wohnungen besitzend, sich bis zu einer Gesammtzahl von drei Millionen, der Hälfte des Totalbestandes erheben mögen. Noch zahlreicher find Mahomeds Schüler im Südosten des Erdtheiles, wo sogar der von der Mehrzahl aller Mahomedaner dafür gehaltene rechtmäßige Nachfolger des Lehrers von Mecca seinen Sitz hat. Man kann zur Zeit an sieben Millionen Mahomedaner in Europa rechnen, endlich die Anhänger des. Evangelium oder Christen. Sie theilen sich in sehr viele Unterabtheilungen, wenn wir diejenigen, über die sich zunächst unsere nachfolgende Mittheilung erstrecken soll, noch außer Acht lassen wollen. Gehen wir auf das Geschichtliche zurück, wie diese Anschauungen sich nach und nach

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