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Auch die Hannövrische Regierung war mittlerweile, nach allerlei Schwierigkeiten, hinsichtlich ihrer katholischen Unterthanen, zum Ziel gekommen. Diese, welche in politischer Beziehung so wenig Rechte geniessen, und ungefähr einige Grade schlechter, als bis dahin die Irländer, in der konstitutionellen Taxation, als Untergebene der Engländer, steln, wurden auch kirchlich eben nicht sehr grossmüthig bedacht. Doch hatte man ja zur Konstitution nun auch ein Konkordat, und so war in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten Alles auf das Beste ge. schlichtet. Die reiche Saat des grossen Befreiungskampfes, in welchem die teutsche Nation blos für brittisches Krämer-Interesse und den Ruin ihres Handels durch brittisches Uebergewicht ihr kostbarstes Blut verspritzt zu haben schien, sollte nun auch in den noch übrigen teutschen Staaten aufgehn. Noch waren die kirchlichen Freiheiten des Südens an Rom zu überliefern. Wir wollen sehen, wie es auch hier grösstentheils gelungen und alle Anstrengung der Bessern für Bewahrung alter Rechte an kurialistischer Praktike gescheitert ist.

Wenn von Seite mancher teutschen Bundesglieder in beinahe allen politischen Angelegenheiten nichts Erspriessliches erwirkt und selten etwas Rühmliches auch nur mit Ernst gewollt worden ist, so trifft diejenigen, welche fortan nun mit Rom es noch zu thun hatten, und kollektiv es thaten, doch nicht derselbe Vorwurf hinsichtlich der Kirchenangelegenheiten. Hier trieb der eigene Staatsvortheil auf der einen, und die Macht der öffentlichen Meinung, welche mit unbesieglichem Widerwillen die Wiederkehr römischer Anmassungen bei einer hellgebildeten und rustig vorgeschrittenen Nation sah, auf der andern Seite allzustark zu muthigem Widerstande und besonnener Berathung. Das baierische Konkordat hatte diese Gesinnungen und Gefühle noch gemehrt. Man durfte dem Ueberreste der Nation nicht dasselbe anbieten.

Die meisten Stimmen der Bessern lauteten für die Vereinigung aller katholischen Staaten und Landestheile zu einer einzigen, teutschen National-Kirche, auch noch

ren Hindernisse, so wie viel anderes mehr, werden wir später an einem andern Orte uns herauslassen.

dann, als Preussen und Baiern verloren gegangen. Dawider hatte sich Rom, welches die Gewalt und den Einfluss der Nun zien über die einzelnen Bischöffe in Teutschland wie in der Schweiz herzustellen bemüht war, mit Händen und Füssen ges sträubt. Die Wessenberg'sche Cause célèbre bildeté niclit iur einen höchst interessanten Incidentpunkt, welcher den Geist der römischen Kurie und die Plane der Lichtgegner in ein helles Licht setzte, wenn etwa nach den baierischen Affairen noch gezweifelt werden konnte; sondern es hing von der Art und Weise der Erledigung derselben ein Theil der Verhandlungen wesentlich ab, da sowohl Baden die Sache des Freiherrn-zu seiner eigenen Ehrensache machte, als auch alle aufgeklärten Katholiken, in richtiger Würdigung der dabei bekämpften und vertheidigten Grundsätze, das Schicksal der teutschen Kirche innig daran geknüpft sahn. Eine genauere Schilderung dieses Handels gehört somit zur Geschichte der teutschen Konkordate im Allgemeinen und desjenigen des oberrheinischen Metropoli tanverbandes insbesondere.,

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Der Freiherr von Wessenberg, Bruder des, als K. K. öst reichischer Minister hochverdienten, allgemein beliebten und bedauerten Diplomaten, war ein Zogling der Josephinischen Periode im katholischen Priesterthume, und hatte auf der Universität Freiburg im Breisgau und auf audern Lehranstalten besserer Art den Unterricht trefflicher und kenntnissreicher Männer genossen. *) Seine Familienverhältnisse und Standesverbindungen aber hatten ihn früher, als manch' andern seines Gleichen, in das Leben und dessen verschiedenartige grössere Beziehungen eingeführt und eingeweiht, und die Gaben des Glücks und des Zufalls, welche gemeinere Naturen wohl sonst zu verweichlichen und zu verwöhnen pflegen, gaben ihm bloss einen desto kräftigern Schwung des Geistes, und liessen ihn völlig und ungestört seinen schönen Idealen nachhängen. Religiösen Sinn und, intellektuelle Freiheit, ächtes Christenthum und phi

*) Der später nach ihm zum Erzbischoff designirte Wanker war sogar sein und seiner Brüder Hofmeister zu Feldkirch, (dem Familiengute der Herren v. Wessenberg,) gewesen. Zu Freiburg selbst wirkten die Jakobi, Sauter, Petzeck, Hug, Schintzinger, Klüpfel u. A. Vgl. meine Biographie Karl's v. Rotteck in den Zeitgenossen 1830. 2r Bd. Hft. 4.

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losophische Forschung schwesterlich mit einander zu versöhnen, strebte er von früher Jugend 'an. In seinen geistlichen Verrichtungen war er bald allen ein Muster, und der Ernst seiner Seele, welcher durch ein von milder Freundlichkeit und hei term Humor geleitetes Aeussere fortwährend hervorstrahlte, erwarb ihm bei Alten und Jungen unverkennbare Hochachtung. Im Jahre 1802 war er bereits Domdechant in Konstanz, als Karl v. Dalberg ihn zum Generalvikar des Bisthums ernannte. In dieser wichtigen Stellung leistete er eine Reihe von Jahren hindurch der Kirche, der Aufklärung und der Wissenschaft Ausserordentliches, er bekämpfte die Hauptfeinde des Christenthums: Unwissenheit und Unsittlichkeit, Aberglauben und Unglauben, Dinge, die der krasse absolute Katholizismus so lange hervorgebracht hat, und täglich noch hervorbringt. Was er für Erhebung des geistlichen Standes, für Veredlung des Volksunterrichtes, für Vereinfachung der Ceremonien und ästhetische Versinnbildlichung derselben, ferner für Verdrängung der Intoleranz und des Mönchsgeistes u. s. w. gethan hat, das al+ les ist in aller bessern Zeitgenossen Munde und wird in der Geschichte seines Volkes ein unzerstörliches Denkmal ihm gründen.

Allein, was sonst in der ganzen moralischen Welt für Tugend galt, ward von der römischen Kurie als Verbrechen gedeutet; jede Annäherung zum Urbilde des eigentlichen Christenthums, (des Katholizismus in seiner Reinheit,) ward noch immer und wird fortwährend als Abirrung vom ,,alleinseligmachenden Glauben" betrachtet. Die römische Kurie bekümmert sich um Christenthum und Sittlichkeit sehr wenig, wenn nur die Geldtruhe und die Kanzleigebühren fortwährend bedacht und gefüllt werden. Hic Rhodus, hic salta! Es fehlte auch an niederträchtigen Seelen in Teutschland und in Helvetien nicht, welche der Stimme der Verführung und dem goldnen Sporn, dem Protonotariate und den Ducati's williges Ohr liehen, um die Sache der Kultur und der Nationalität an den Ultramontanismus zu verkaufen. Späher und Aufseher, von der Nunziatur in Luzern unterrichtet, geleitet und unterstützt, fanden sich in Menge, welche alle Schritte des Generalvikars und seiner Unterbehörden belauschten und über den Geist und

das Leben aller einzelnen Priester der Diözese regelmässige Be+ richte nach Luzern, später aber nach Rom sandten. Es fehlte ebenso auch an Fanatikern und Intrikanten nicht, welche das Gemüth des Volks über die wahren Absichten des Bisthums→ verwesers, über die Reinheit seiner Lehre und die Gültigkeit seiner Handlungen mit Unruhe und Besorgniss erfüllten, Man suchte Studirende und Schuljungen sogar gegen die Wessen berg'schen Priester aufzuhetzen und den Bauern machte mau glauben: der Freiherr sey mit Freimaurern, Freigeistern und Ketzern im Bunde, um entweder die Religion ganz zu vertilgen, oder doch wenigstens das Land lutherisch zu machen.

Die Verirrungen einzelner Geistlichen, welche Wessenberg, anderweitiger Verdienste wegen vielleicht allzu lange beschützte, oder deren Handlungen er selbst nicht genau kannte, wurden mit erfinderischer Tücke herausgehoben, und ihnen ein Karak+ ter der Allgemeinheit gegeben, so dass man glauben sollte, die ganze Diözese sey in eine moralische Anarchie versunken.

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Die Pastoral-Konferenzen, welche der Bisthumsverweser, als gemeinschaftliches Organ zu Besprechung religiöser und wissenschaftlicher Materien für seine Priester gegründet und bis zum Jahre 1827 fortgesetzt hatte; *) – die Stunden der Andacht, für deren Mitherausgeber, Beschützer und Verbreiter man den Freiherrn hielt; die Affaire des berühmten Dereser zu Luzern; die Art und Weise der Handhabung der Bücher-Zensur von Seite der bischöfflichen Kurie; die Streitfrage wegen der gemischten Ehen, welche Wessenberg nach Grundsätzen der Humanität und christlichen Duldung in Praxi entschied; -die teutsche Liturgie, welche den veralteten Rumpelkram eines dem Volke unverständlichen lateinischen Ritus ersetzte; der Widerstand gegen friedenstörerische Anmassungen der Luzerner Nunziatur **) und vor allem die Schritte des Generalvikars, die Los

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') Vgl. darüber meine Biographie: Viktor Keller in den Zeitgenossen, Nene Folge. I. B. 1tes Heft 1829.

**) Die Schultheiss Keller'sche Affaire, trotz des Herrn Gizzis diplomatischen Jeremiaden, ist noch unvergessen; von dieser wird es auch einmal heissen: „Nichts ist so fein gesponnen, es kömmt doch an die Sonnen."

trennung der katholischen Schweizerkantone vom Bisthume Konstanz zu hindern, ein Staatsstreich der Kurie, voll der verderblichsten Folgen für beide Theile, wie später gezeigt werden wird, diess alles bildete die Hauptverbrechen Wessenbergs.

Gegen ihn arbeiteten ganz besonders einige Renegaten des Liberalismus, welche durch servile Hingebung an die Sache Roms und durch Verrath selbst des Freundes und Wohlthäters Kirchenwürden zu erhaschen hofften. Mehrere dieser Männer aber, welche damals über die Entsittlichung der Diözese so sehr schrieen und fanatische Anhänger des Zölibates waren, standen selbst in solchem Rufe der frechsten Immoralität und lebten in so schaamlosem notorischen Konkubinate, oft mit mehrern Personen zugleich, dass sie Gegenstände allgemeiner Verachtung und selbst der Satyre und des Hohnes in Volkskalendern und Volksliedern geworden sind. *)

Trotz aller dieser Umtriebe jedoch, blieb der Freiherr durch die Gewalt der öffentlichen Meinung stark, und ein Gegenstand der Liebe und Verehrung aller Bessern im In- und Auslande. Und als sein edler Oberhirt und Freund, Karl von Dalberg, niedergedrückt von der Last der Jahre und dem Undanke der Menschen, sein Ende nahen glaubte, ernannte ihn dieser zum Coadjutor und Nachfolger. Das Weitere enthält die offizielle Denkschrift der Regierung des unvergesslichen Grossherzogs Karl von Baden, welche im Jahr 1818 herausgekommen ist und eines der edelsten Denkmale fürstlicher Beharrlichkeit in Bekämpfung pfäffischer Usurpation bleiben wird.

Den Geist und Karakter der Noten des Kardinals Staatssekretaires zu schildern, halten wir für überflüssig. Ganz Teutschland war von dem sophistischen Betragen des römischen Hofes mit Unwillen und mit Hochachtung für den Mann erfüllt, welcher durch seine Reise nach Rom ein schweres Opfer persönlicher Entsagung gebracht und dem Feinde zu ehrenvol

*) Ich werde in einer andern Schrift Gelegenheit haben, eine reiche Chronique scandaleuse von diesen und andern ultra-katholischen Geistlichen dem Publikum mitzutheilen.

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