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Usurpations legitim gemacht. Aber als die Sache vor sich gegangen war, entging ihm dennoch der Preis. Man sprach also ferner blos noch von Vortheilen, welche der Religion gewährt werden sollten, und zwar erst im Februar des merkwürdigen Jahres. Die Erzbischöffe von Tours, Aix, die Bischöffe von Troyes, Autun, Nantes u. s. w. wendeten sich desshalb an Pius, welcher immer noch die Legationen hauptsächlich im Auge die rein-kirchlichen Interessen nicht berührt hatte. La TourDupin von Troyes war das Organ, durch welches sie das säumige Oberhaupt an seine Pflicht erinnerten. Der Pabst unternahm es mit Napoleon über die gewünschten Punkte zu unterhandeln; aber mit geringem Erfolge. Es kam fast so viel als nichts zu Stande. Daran trug der Umstand nicht wenig Schuld, dass der gewandte, einflussreiche, vermögliche und beliebte Kardinal Caprara, welcher zu Paris seit einigen Jahren ein Haus gebildet, und bei welchem der grösste Theil des päbstlichen Gefolges wohnte, zu den Berathungen niemals beigezogen wurde, und ein steifer Anhänger des Ceremoniells der römischen Hof- Kanzlei, Kardinal di Pietro, des Pabstes getreuer Achates in allen vorangegangenen und gefolgten Nöthen, dieselben ausschliesslich leitete. Ein anderer war die geringe Harmonie zwischen dem französischen und italienischen Hoch-Klerus; Jener fein und geschliffen, Dieser anmaassend und unkundig der Bedürfnisse der französischen Kirche, und voll Sehnsucht der Wiederkehr nach dem goldenen Italien auf diese Weise konnte durchaus keine rechte Berührung statt finden, und die Römer reisten ab, ohne Spuren der Achtung oder des Bedauerns hinterlassen zu haben. Die fünfmonatliche Anwesenheit des päbstlichen Hofes im Lande war fast ohne Nutzen für die Nationalkirche; die drei Legationen blieben im Besitze des Imperators, welcher glücklicherweise nun gekrönt und seiner Sache sicher war. Die wenige Achtung, welche die römischen Prälaten ihm eingeflösst, hatte nicht wenig zu dieser Stimmung und zu Vereitelung des Reisezweckes beigetragen. Der Uebergang von der Nichtachtung zur Verachtung war nur klein und unbemerkbar.

Unter den Punkten, welche dem Pabste vorzüglich viel zu thun gemacht, werden aufgezählt: die organischen Ge

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setzé und die Lehre von den bekannten vier Sätzen Ludwig's XIV. Schreiben in der Hand, war Pius mehr als einmal bemüht, den Kaiser aus grossen Folianten, die er herbeischleppen liess, von des Pabstes Rechten und Infallibilität zu überzeugen. Napoleon fiel ihm daher, spottend wie er war, eines Tages mit der Frage in das Wort: ,,Heiliger Vater, halten Sie mich denn für einen Karl IV. von Spanien?" „Der Pabst sagt Hr. De Pradt mit Recht -hätte niemals länger als acht Tage in Frankreich verweilen sollen. Mit der Freude von Verbannten, welche die Thore ihrer Heimath wieder sich erschlossen sehn, reiste sein Gefolge ab. Er ward in Lyon wärmer, als kurz vor ihm Napoleon (der nach Turin abgegangen war), empfangen. Diese grosse Stadt schien bis in ihre Grundfesten erschüttert durch die beispiellose Begegnung jener zwei glänzenden Gestirne." Welches Schauspiel und welcher Ausgang hätte sich fünf Jahrhunderte zuvor wohl ergeben, wenn auch Kaiser Friedrich II. und Pabst Innozenz IV. zu Lyon sich begegnet hätten?

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Zu Lyon war es, wo der Erzbischoff von Turin, der dessen sich immer noch geweigert hatte, auf bestimmten Befehl des Pabstes seinen Hirtenstab in des Kaisers Hände abgab. Nachdem Pius und Napoleon noch einmal zusammen gespeist und diplomatische Höflichkeiten sich erwiesen, trennten sie sich. Erst im Jahre 1813, zu Fontainebleau, haben sie sich wiedergesehen. Der tiefe Grimm aber über getäuschte Hoffnungen und verfehlte Zwecke ging in Mark und Blut des heiligen Stuhles über, und frass um sich wie ein giftartiges Uebel. Der Anfang zur grossen Katastrophe war gemacht. Hoc erat in fatis --

Der französische Publizist, welcher über Geist und Folgen der vier Konkordate und über Pius und Napoleon's Verhältnisse geschrieben, hat mit vielem Scharfsinne und mit reicher Menschen- und Sachenkenntniss die offenbaren und geheimen Beweggründe auseinandergesetzt, welche zwei Männer zu einem Kampfe auf Leben und Tod wider einander trieben, ohne dass sie persönlich sich gehasst hätten. Die Intriken des Hofes der Tuilerien, des Kardinals Füsch insbesondere, welcher zum Verderben der eigenen Familie nicht wenig beitrug und jetzt unter den vorzüglichsten Begünstigern der Kongregation und

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der Jesuiten glänzet, sind eben so treffend, als jene des heiligen Stuhles, entwickelt, welcher durch sein Benehmen und durch seine Stellung zu den Feinden des Kaisers, den Unwillen desselben gereizt und die spätern harten Maassregeln nach sich gezogen hat. Wir fahren jedoch in der historischen Uebersicht von den Hauptereignissen fort.

Die Nichtachtung, welche, mit Ausnahme der Person des Pabstes selbst, der päbstliche Hof bei Napoleon gefunden, wurde von Frankreich getheilt. Die welschen Prälaten. fühlten dies tief und Pläne der Rache erzeugten sich in ihnen. Jahrhunderte lang in den Künsten des Betruges und der Diplomatik Meister, sahen sie sich plötzlich gespielt und als Dupes hingestellt. Man fing daher alsbald zu operiren an. Die Idee, dass Napoleon Usurpator sey, wurzelte nach und nach.

Napoleon war inzwischen auch zum Könige von Italien gekrönt worden; er hatte Genua einverleibt; Lucca verschenkt. Er herrschte zu Florenz durch Clarke, und somit in ganz Oberitalien. Diese neue Nachbarschaft machte Oesterreich für seine Besitzung Venedig zittern; es zitterten Neapel und Rom; aber der Schrecken verschloss noch den Mund. Auch Belgien war mit Frankreich vereint: die katholische Kirche hatte damit eine ihrer getreuesten Besitzungen verloren. Bald schlossen sich die natürlichen Feinde des neuen Kaiserthums eng einander an: Neapel, England, Oesterreich und Rom verstanden sich genau und lauerten ihres Vortheils.

Neapel war durch englischen Beistand im Jahre 1799, nach ungeheuern Treulosigkeiten und Gemetzeln und Gräueln und Verbrechen jeder Art, restaurirt, jedoch nunmehr eine Art Lehen von England geworden. Der persönliche Hass der grausamen, fanatischen und buhlerischen Königin Karoline gegen Frankreich schürte für und für die Flamme. England, nach dem Bruche des Friedens von Amiens neuerdings mit Frankreich auf dem Kriegsfusse, ging da, wo offenes Auftreten nichts fruchtete, oder unthunlich mit der Börse in der Hand, als böser Geist von Europa, umher. Die brittische Oligarchie und der Krämer-Neid, welche so lange in die Maske des Eifers für europäische Freiheit sich verhüllt, jedoch von 1814 bis zu Canning's zweitem Eintritte in das Kabinet und

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von seinem Tode an, bis jetzt, in ihrer ganzen Gemeinheit und Niederträchtigkeit sich gezeigt haben, arbeiteten geschäftig am Umsturze jeder politischen Freiheit oder des Aufblühens irgend einer Macht durch andere Prinzipien, als die ihrigen. Von Lord Hervey zu Florenz (1793) an, bis zu Lord Bentink (1814) › in Neapel, wurde der Süden Europa's unaufhörlich, von St. James aus, in Bewegung gesetzt. Der mächtigste Feind von Frankreich und der neuen Dynastie aber war Oesterreich. Ein geistvoller teutscher Schriftsteller hat in neuesten Tagen die Grundzüge, die Zwecke, die Mittel und das Alter der Politik dieses Kabinetes in einem Meisterwerke aus einander gesetzt, also dass wir hierin völlig auf ihn verweisen).

Es war ein grosses Unglück für Italien, selbst für Napoleon und seine Dynastie, dass Joseph Bonaparte zauderte, die Krone des Königreiches Italien sich aufsetzen, zu lassen. Dieser Umstand hätte das Schicksal der Halbinsel entschieden und Oesterreich's Politik ermässigt. So aber, als der französische Kaiser selbst den Szepter von Italien und Joseph, als zinsbarer Fürst unter der Oberherrschaft seines Bruders, denjenigen von Neapel ergriff, konnte Oesterreich nicht mehr ruhig bleiben. Für diese Frage wurde bei Austerlitz, für diese bei Wagram gestritten.

Nachdem auf das Haupt des Imperátor's die eiserne Krone gesetzt worden, vereinigten sich die feindlichen Mächte immer mehr und mehr. Der Mittelpunkt ihrer Intriken war die Residenz des heiligen Vaters. Als Oesterreich besiegt und der treulose Bourbon von Neapel zum zweitenmal nach der Insel Sicilien vertrieben worden war, offenbarten sich alle die Spuren jener Verschwörung, in welche Rom sich eingelassen. „Die Herzen waren auf den Gesichtern zu erschau'n; man las darin nichts, als Hass gegen Frankreich." Der österreichische Minister und die englischen Sendlinge herrschten zu Rom. Diese Stadt ward die Freistatt aller neapolitanischen Vertriebenen. Man misshandelte dagegen die nach Neapel ziehenden Soldaten auf

*) J. Schneller, Oesterreich's Einfluss auf Teutschland und Europa (mit vielen Noten des hohen Censors, Ritters v. Gentz). Stuttg. bei Frankh. 1829. 2 Bände.

jede Weise. Auch erschwerte das feindselige, in der Mitte zwischen beiden Hälften der Halbinsel liegende Rom die Verbindungen unter denselben ausserordentlich; sämmtlich Ursachen mehr als genug, um einen Mann, von Napoleons Glück und Stimmung, zu äussersten Maassregeln zu reizen.

Das römische Kabinet selbst beging so viele Thorheiten und Missgriffe, dass es einen grossen Theil des nachmals Erduldeten sich selbst zuschreiben musste. Lächerlich genug, glaubte es mit mehrern andern Feinden des Imperators, durch einige übel hergestammelte, nichts besagende Entschuldigungen könne es dieselben wieder gut machen, und vor dem klarsehendsten Manne von der Welt gebehrdete es sich, wie vor einem Blinden.,,Man betrachtete ihn fährt der alte Erzbischoff fort wie einen unempfindlichen Körper, mit welchem alle möglichen Experimente gemacht werden könnten. Man kündigte ihm Krieg an, als wenn der Krieg nicht dem Stärkern allen Gewinn und allen Verlust dem Schwächern, dem einen Eroberung, dem andern Entthronung brächte; und als man darauf sich schlagen und vertreiben liess, schrie man über Usurpation, Ehrgeiz, Verletzung der Rechte *). Man sehe hier einen geistlichen Hof,

*) Les inconvéniens de cette manie de faire servir la religion à la politique se représentent partout: c'était en France comme à Rome, la maladie du temps. Les mêmes résultats eurent lieu dans les deux endroits; cette question est si majeure que son importance m'engage à y revenir.

Napoléon a dissous S. Sulpice, les Pères de la foi, la Trappe, fermé la bouche à M. de Freyssinous. Que l'on soit, sincère; que faisait-on dans ces maisons, que disait ce prédicateur? quelles étaient leur tendance, leurs liaisons, leurs correspondances, leurs voeux bien distincts, bien connus? Ces maisons n'étaient-elles point les canaux de tout ce qui venait de Rome'; ne regarderait-on pas comme stupide un gouvernement qui verrait froidement une suite de manoeuvres tramées et suivies contre lui? Aujourd'hui même cela seraitil souffert; tolérerait-on un prédicateur qui, réunissant autour de - lui un troupeau affidé, déclamerait à jour fixe contre tout ce qui se fait en France? Prenait-on les gouvernans de ce temps pour des imbécilles, des aveugles ou des sourds?

Des hommes s'établissent sur une terre sacrée, ils prennent la religion pour écriteau: entre leurs mains elle devient un drapeau. De là, comme d'une citadelle, ils font pleuvoir des traits sur leurs

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