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Hände, welche an ihrem Umsturze mit geschäftiger Hand fortarbeiteten.

Eine andere Hauptwaffe war die Leitung des Gymnasial-Unterrichtes und der Bildung der Geistlichen, dessen die Faktion sich zu bemächtigen gewusst hatte. Nicht nur allein wurden die Kandidaten des Priesteramtes von aller Theilnahme an den Universitäten (nach dem Beispiele in andern Staaten) abgehalten und in eigenen, aller Aufsicht und Kontrole entzogenen Seminarien für die herrschenden Zwecke geformt, sondern man errichtete nebenbei eine Menge sogenannter kleiner Seminarien und Pensionate, worin man auch viele andere Zöglinge, besonders aus angesehenen und reichen Häusern Belgiens aufnahm. Lüttich, Alost, Soignies, Floressé, St. Trond, St. Roche u. A. prangten vorzüglich darunter. Diese Winkelanstalten, aus grossen Summen, welche der bigotten Leichtgläubigkeit des gemeinen Volkes oder der berechnenden Politik vornehmer Geschlechter abgelockt worden, bestritten und gehalten, erhielten bald das Uebergewicht über die Schulen der Regierung, auf welche man den Ruf der Oberflächlichkeit und Freigeisterei zu bringen wusste. Wie schlecht vorbereitet die Subjekte oft auch waren und wie schlimme, kaum versteckte Gesinnungen sie auch mit sich brachten, so drang man sie doch den Universitäten auf und lieferte denselben zugleich die Cadres einer jugendlichen Opposition, welche gegen das Ansehen der Lehrer, die Reglements der Regierung und den Geist besserer Wissenschaft gleich sehr thätig war und in neuester Zeit bewiesen hat, welch tüchtiges Werkzeug zu Ausführung van der Noot'scher Plane sie werden konnte.

Die allzu unvorsichtig ertheilte Lehrfreiheit machte den Einfluss des Jesuitismus in den Niederlanden täglich siegreicher. Damit verband sich die fortdauernde Stiftung von sogen. katholischen Lesegesellschaften und Vereinen, welche ausschliesslich durch Anhänger des Ultramontanismus geleitet wurden und in welchen die schändlichsten und verachtetsten Doktrinen wider Toleranz und Freiheit, Staatsgewalt, und Aufklärung täglich gelehrt wurden. Ferner eine unerbittliche Strenge in Aufrechthaltung veralteter, auch der minutiösesten, krassesten und lächerlichsten Kirchengebräuche. Zum

Erstaunen der Welt sah man im 19ten Jahrhunderte, unter dem Scepter eines Oraniers, und in der Nachbarschaft von aufgeklärten katholischen Nationen, Ablässe, Prozessionen, Wallfahrten, Portiuncula, Bruderschaften, Theaterverbote u. dgl. 'in ekelhafter Menge sich wiederholen. Die Direktoren der Sodalitäten theilten, gleich Königen, an die frommsten und thätigsten Zeloten St. Rochus- und St. Lambertus Orden aus, besonders an Leute aus den gemeinern Klassen. Dadurch reizte und gewann man die Eitelkeit in Sold. Man versagte die Beerdigung von Protestanten auf katholischen Friedhöfen, man ächtete die Lankaster'schen Schulmethoden; man hetzte den Pöbel auf Bekenner fremder Religionen und auf die Vernachlässiger der katholischen Kirchenformen." Die Priester schlichen sich in die Häuser der Reichen und der Aristokraten, leiteten mystische Andachtsübungen junger Damen, wie hysterischer Matronen, und gewannen damit unbeschränkten Einfluss auf die Männer selbst, die der eigene Eifer bisher noch nicht zugeführt. Die Pater Kornelis und Gersen waren wieder auferstanden. Trunkenheit und Unzucht, Bordelle und Orgien wurden zugegeben, ja beschützt, wenn nur der Andachtssinn der Betreffenden sich treu erzeigte. So gingen Unsittlichkeit und Unwissenheit schwesterlich mit einander Arm in Arm.

Noch hatten die Ignorantins im eigentlichen Sinne gefehlt, wiewohl sie faktisch unter den Eingebornen in reicher Menge vorhanden gewesen; auch diese wusste man einzuschwärzen. Adeliche und Kaufleute gaben bedeutende Geldsummen dafür. In wenig Tagen stiegen sie oft auf achtzig und hunderttausende. Die Mission der Jesuiten arbeitete thätiger als je; förmliche Kollegien wurden in der wiederhergestellten Provinz Belgien insgeheim errichtet, und Mitglieder mit wirklichem Ordenskleide wie mit der Robe courte, gleich denen in Frankreich, der gemeinsamen Mutterloge aller Loyoliten, darin aufgenommen. Das allgemeine Gerücht bezeichnete zu Lüttich den Dr. Hyacinth Dejaer als Präfekt der Provinz, und den be kannten Abgeordneten de Gerlache als dessen Nachfolger. Herren von Barrett und van Bommel, jener gegenwärtig noch Generalvikar, dieser wirklicher Bischoff von Lüttich, wurden für nicht wenig thätige Häupter der Jesuitenparthei im Allge

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meinen betrachtet. Hauptniederlagen bestanden zu Löwen, Gent, Herzogenbusch und in andern holländischen wie belgischen

Städten.

Mit besonderer Wuth griff man allenthalben die Grundsätze des Gallikanismus und der Nationalkirchen an. Als unmittelbare Statthalter des absoluten Pabstes hofften die ultrarömischen Bischöffe und Grossvikare am leichtesten, einerseits von der Regierung sich unabhängig, anderseits zu Herrn der öffentlichen Meinung des Volkes sich zu machen. In allem, was die Leitung und Reglung katholischer Kirchensachen betraf, ward die Regierung blindlings und ausschliesslich nach Rom verwiesen. Ueber die fernern Ereig nisse bis zum J. 1825, besonders die, welche auf das beabsichtigte Konkordat sich bezogen, lassen wir einen Augenzeugen reden, welcher aus ziemlich guter Quelle geschöpft und einen Theil der Folgen schmählich aufgegebener Grundsätze an seiner eigenen Person deutlich genug gefühlt hat.

„Ein neues Konkordat sollte alle solche Ansprüche auf eine entscheidende Weise befestigen. Auf ihre Veranlassung kam der päbstliche Legat Nasalli, im Jahre 1823, nach den Niederlanden. Der Einheimischen geheime Instruktionen dienten ihm zur Basis der Unterhandlungen mit der königl. Kommission. Dass dieselben zu keinem Resultate führten, ist bekannt; allein die Ursache der plötzlichen Abreise des Kardinals (im J. 1824) ist es nicht. Das Gerücht lief: dass er die Wiederherstellung der geistlichen Gerichtsbarkeit verlangt habe, so wie die Dotation der Bisthümer durch Staatsdomainen. Als über die letzte Foderung der König bemerkte, dass der Staat keine habe, soll er eine Liste der Besitzungen überreicht haben, welche die Geistlichkeit wünschte. Deshalb habe man ihn entlassen."

Nach diesem Vorfalle herrschte eine Weile die Neigung. vor, gar kein Konkordat zu schliessen, weil das Vorhandenseyn solcher Verträge stets ein nachtheiliges Vorurtheil von Unterordnung der Staatsgewalt unter eine noch höhere mit sich bringt; das österreichische Staats- und Kirchenrecht, so wie das Beispiel des Widerstandes der Teutschen, solchem Begriffe

so feindselig, dienten besonders dazu, in jener Neigung zu bestärken.

Unterdessen fuhr die Faktion der Obskuranten und Romanisten fort, durch Reizmittel jeder Art den Sieg über und durch die Massen und den Einfluss auf die Anti-Oranisten zu organisiren. Es entstand die berüchtigte Societé catholique, als künftiges Comité directeur der öffentlichen Meinung auf theoretischem Wege. Die bonnes doctrines wurden mit Profusion hier ausgeschüttet. La Mennais, Le Maistre, Bonald, Haller, de Feller, de Foore waren die auserwählten Lieblinge, mit denen man den Zeitgeist zu bekämpfen suchte; sodann ward auch der berufene Courier de la Meuse, als Hauptorgan unter den Zeitungen, gegründet, dessen Redaktion aus einem abtrünnigen Liberalen von Maestricht, aus einem abentheuernden teutschen Baron und aus mehrern scheinbar fanatischen, jedoch geistreichen und wider ihr eigenes Gewissen schreibenden Belgiern bestand und von dem Grossvikar Barrett mit besonderer - Zärtlichkeit gepflegt wurde. Die Mitglieder der katholischen Gesellschaft, sich selbst Les hommes bien pensants nennend, entrichteten jährliche Beiträge und setzten mit den Kongregationisten in Frankreich sich in genaue Verbindung, ja man behauptet, dass ein grosser Theil der von den Gläubigen Belgiens eingetriebenen Summen in die Hauptkasse nach Paris gewandert. Es gehörte zu den wesentlichen Verpflichtungen jedes Mitgliedes, die incendiarischen Bullen Unigenitus und in coena Domini zu unterzeichnen. Man behauptet, dass die Gesellschaft der Richtung des Volkes so gewiss war, dass sie den französischen Jesuiten die Zahl ihrer Anhänger im Niederlande ganz genau nach Paris berichten konnte, wohin, zumal in den letzten Zeiten, die Grafen Robiano de Borsbeek und d'Outremont regelmässig von Zeit zu Zeit Reisen machten, oder Bulletins über die Arbeiten der honnêtes gens einsandten.

Diese jesuitischen Affilirten befanden sich bereits nun auch im Staatsrathe und gewannen sogar auf einzelne Individuen im Ministerium Einfluss. Die Veränderungen im Wahlgesetze vom J. 1824 und die lebenslängliche Ernennung der Staatsräthe waren grossentheils ihr Werk. Mehrere ihrer bisherigen kräftigsten Gegner im Conseil wurden dadurch für lange Zeit ausge

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schlossen. Dies Gewissheit des Sieges steigerte den Uebermuth. Bald hörte mand die unverschämtesten Lobreden auf Ludwig XVIII, jemehr dieser in den letzten Jahren seiner Regierung den Zudringlichkeiten der Coterie St. Marsan und der Kongregation nachgegeben hatte, und damit waren stets indirekte Schmähungen auf König Wilhelm 1. verbunden. Man vertheidigte ohne Scheu mit Feuer die neue französische Politik. Endlich sandte man sogar offen die Söhne vornehmer Geschlechter nach Montrouge und St. Acheul, und die ersten Missionäre wagten es, ihre Freiheitmeuchlerischen Buden im Süden der Niederlande aufzuschlagen.

Als das Unwesen auf solche Weise immer mehr zu-, die Wissenschaftlichkeit in den niedern und Mittelschulen und dadurch auch auf den höhern abgenommen; als Intoleranz und Unwissenheit, Proselytenmacherei und Jesuitismus Hand in Hand gingen, und die Söhne einflussreicher Staatsbeamten die Formation in fremden Ländern und für staatswidrige Zwecke erhielten, erschrak endlich die Regierung, welche schon im J. 1823 die Societé catholique aufgehoben, ohne ihren Saamen für Wiederaufblühen in anderer Gestalt vernichtet zu haben, sie erschrak, sage ich, wie billig, und suchte den vorhandenen Uebeln und noch drohenden Gefahren nach Vermögen zu steuern. Der König, in diesem Augenblicke wieder ganz Er selbst, und berathen von einsichtsvollen, energischen Männern, erliess die berühmten Arrêtés vom Juni 1825 *), vermöge wel cher die kleinen Seminarien geschlossen wurden, und die Errichtung eines philosophischen Kollegiums zu Löwen für Bildung künftiger Priester angeordnet ward. Das ganze aufgeklärte Europa, die französischen Liberalen voran, erhoben das unbedingteste Jubelgeschrei. Alle Finsterlinge aber trauerten und wehklagten. Die royalistischen Journale donnerten in den maaslosesten Invektiven gegen den ketzerischen und freigeisterischen Monarchen der Niederlande, welcher an den Säulen der Kirche schüttle und die Heiligen des Herrn betrübe...

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*) Vgl. Sophronizon VIII. 1., wo die Aktenstücke zu finden.

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