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Sorgfalt des trefflichen Girard in den Bürger- und Volksschulen des Kantons angelegt und gepflegt hatte, von diesen Priestern der Finsterniss zertreten wurden. Das war der finstere Gang, den das Erziehungswesen in diesen Kantonen in wenig Jahren genommen hatte, das die Sünden, die verübt waren, durch Verbindung der aristokratischen Familien mit der römischen Hierarchie!

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Von Brieg, dem Kollegium zu Sitten und Freiburg aus, hielten die Jesuiten nun häufige Missionen in diesen und den benachbarten Kantonen, besonders Solothurn, um bei dem vornehmen und gemeinen Pöbel Aberglauben, Dummheit und Intoleranz zu befördern. Denn in dieser Hinsicht wollen wir jetzt noch einige andere sprechende Erscheinungen dieser Periode zusammenstellen. Diese Prozessionen glichen oft wahren Possen und Farcen. Umgeben von Fackelträgern, helltönenden Glöcklein und Kreuzen, zogen sie zu Thal und Berg, predigten Busse und Bekehrung, und knieeten oft, um die menschliche Demuth zu veranschaulichen, in den tiefsten Koth nieder 116). Diese Farcen hatten gleiche Tendenz mit der Feier der Villmerger Religionsschlacht dunkle Leidenschaften zu

wecken.

Sogar den krassesten Aberglauben verschmähete die Geistlichkeit nicht. Im Jahre 1816 bildete sich im Kantone Luzern eine Gesellschaft von Wunderthätern und Teufelsbannern, welche mit Hülfe von Zauberformeln und Weihwasser Krankheiten heilen und den Teufel vertreiben wollten. Pfarrer, Kaplane und Professoren waren Mitglieder dieser Gesellschaft; an ihrer Spitze stand ein Bauer, Namens Nik. Wolf, welchem - im 19. Jahrhunderte! der apostolische Generalvikar folgendes Patent ausfertigte:,,Dem geneigten Leser zum Grusse im Herrn, - Nachdem wir den Nik. Wolf von Ripperschwand wohl geprüft und seine gute Absicht vernommen haben, so ertheilen wir ihm die Erlaubniss benedicendi et exorcitandi, nach seiner löblichen Gewohnheit dabei zu belehren. Es geschehe aber jedesmal mit Bewilligung des Ortspfarrers, und ohne dass Volksauflauf verursacht werde. Beromünster den 18. Brachm..

116) S.: den Schweizerboten. 1818.

1816. I. B. Göldlin" 117). Wer es weiss, welche Wirkung der Wunderthäter Hohenlohe auf die undenkenden Köpfe aus den höchsten Ständen ausgeübt hat, wird diese Manipulationen nicht so ganz unzweckmässig finden.

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Unablässig war diese Partei vorzüglich die Abtheilung in Luzern, beschäftigt, bei jeder Gelegenheit, bei Schulfeiern, Prämienvertheilungen, Volksfesten u. s. w. unter den Schülern, Bürgern und Landleuten Bücher zu verbreiten, deren einziger Zweck war, den Verstand mit dem dichtesten Aberglauben zu umnebeln; z. B.,,des Menschen Herz, ein Tempel Gottes oder eine Satanswohnung" (voll der entsetzlichsten Teufelsfiguren); ,,die Stunden der Andacht, ein Werk des Satans";,,Mennes Sakramentalien" (eine Anleitung, vermittelst der Sakramente Wunder zu thun, deren praktische Anwendung wir eben erzählt haben);,,katholisches Gebetbuch vom Pfarrer Sigrist"; ,,Landestrost und gnadenreiche Hülfe unserer lieben Frau im Hergottswalde unweit Luzern" (vom Theologen Salzmann in Luzern, und voll des hirnlosesten Aberwitzes) u. s. w. 118). Sprach Jemand öffentlich sein Aergerniss über diese Umtriebe aus, so erklärten diese Herrn im Zuger Wochenblatte Hauptorgane ihres ,,Amtseifers für das Heil der Seelen" solche Schriften das geeignetste Mittel gegen den Zeitgeist seyen, der überall unberufen und zudringlich aufklären wolle." Wer Lust hat, lese z. B. Nr. 28 und 29 dieses Blattes vom Jahre 1816, wo Widmer, Professor in Luzern, der mit den Zeiten, wie das Chamäleon mit dem Steine, worauf es sitzt, die Farbe änderte, sich hören lässt. Solche Bücher waren ihnen daher wie Wetterableiter, die sie überall anbrachten, damit nicht aus den Schriften des gefürchteten Zeitgeistes ein Gedankenblitz in die unbewahrten Gemüther fahren möchte, der ihr ganzes Gebäude in einer Stunde aufzehren könnte. Dabei liessen sie es aber nicht; diese verhassten Schriften suchten sie auf alle Art au vertilgen. In Freiburg wurden Rousseaus Schriften aus

117) S.: den Wegweiser von 1817.

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dem

,,dass

118) Die Wirkung dieser Bücher auf die Einbildungskraft war so verderblich, dass Beispiele von Verrücktheit, welche sie hervorbrachten, nicht selten waren.

dem Nachlasse eines Geistlichen feierlich verbrannt. (S. Monatsschrift 1816). Die Zionswächter in Luzern untersagten ihren Schülern förmlich, keine andern, als die ihrigen, oder von ihnen bezeichnete Schriften zu lesen. Dabei liessen sie ein ewiges Geschrei gegen Pressfreiheit, von der Nothwendigkeit der Censur, und gewaltsamer Einschreitung der Obrigkeit, damit die Religion nicht verfalle, ertönen. Vorzüglich geschickt heuchelten sie die Besorgniss, der Landfriede würde durch die Schriften, welche sie hassten, gestört werden 119). Diese gehässigen Insinuationen blieben nicht ohne Wirkung; der Schweizerbote wurde in mehreren Kantonen verboten. Der Generalvikar ersuchte die Regierung von St. Gallen, den Wegweiser, um der Erhaltung der Ruhe und Einigkeit willen, zu unterdrücken; und als es geschehen war, dankte er ihr im Namen des Landfriedens und der Religion. Der Wegweiser indessen setzte in Konstanz, wohin er wanderte, seinen Kampf gegen die Finsterniss fort. Diese Freunde der Ruhe und Einigkeit waren es aber, welche unaufhörlich Intoleranz, Glaubenshass und Verfolgung "predigten!

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Eine andere Heuchelei, die sie häufig ausübten, war, dass sie Jedem, der nicht für sie war, allen religiösen und christlichen Sinn absprachen; Aufklärung und wahre Religion Ketzerei; und Zweifel an den papistischen Usurpationen - Unglauben und Impietät nannten. Auch damit erreichten sie häufig ihre Zwecke; die Regierungen, die sich bei den Bisthumsverhandlungen in eine traurige Abhängigkeit von Rom begeben hatten, dachten: man muss den Klerus schonen, die Politik erfordert es. Was es mit dieser erheuchelten Liebe zur Religion für eine Bewandtniss hatte, erhellt am besten daraus, dass jene Partei kein Buch so sehr verfolgte, als das, welches die Quelle des ganzen Christenthums ist Idie Bibel und demnach auch die Bibelgesellschaften und Bibelverbreitung. In Gemässheit eines päbstlichen Breves, das in jenen Zeiten an den Erzbischoff von Gnesen erlassen wurde, und worin gesagt wird,

119) Wer sich davon überzeugen will, lese z. B. die Nachrichten in der Monatschronik jener Jahre etwa S. 55 und 56. 1817., oder im

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oder das Zuger Blatt auf jeder Seite.

dass die Bibelgesellschaften,, die Grundvesten der Kirche untergrüben" und dass schon über die Mittel berathschlagt worden sey,,,dieser Pestilenz soviel als möglich abzuhelfen" 120), ertönten nun durch alle Organe der römischen Kurie in der Schweiz die heftigsten Deklamationen gegen dieses Institut. Natürlich fing man nun auch an, die van Essische Uebersetzung dieses Buches zu verbieten.

Gleiches Schicksal hatten die Stunden der Andacht; vorzüglich aber Wessenbergs Schriften diese Zierden der katholischen Kirche, Am meisten erregte dessen ,,Archiv für Pastoralconferenzen“ den Abscheu dieser Partei. Selbst der bischöffliche Baselsche Provikar Tschan 121) verfuhr auf gleiche Art; er liess die unter den Pfarrern cirkulirenden Exemplare dieses Archivs einziehen, und stellte in jedem Kapitel einen Censor auf, ohne dessen Bewilligung keine Schrift von einem Geistlichen gelesen werden durfte.,,Besser", sagt der Wegweiser bei dieser Veranlassung,,,man verbiete ihnen das Lesen überhaupt."

Dass man bei diesen Verfinsterungsanstalten vorzüglich den Klerus, dessen Erziehung und kirchliche Ansichten im Auge hatte, ergiebt sich zur Genüge aus dem Gesagten. Indessen wollen wir aus einer Menge von Erscheinungen, die hierher gehören, noch einige hervorheben. Zwei Punkte waren es besonders, auf welche die Luzerner Zunft unablässig hinarbeitete: Hass gegen die teutsche Kirche und deren Vertheidiger, und unbedingte Annahme des auf die falschen Dekretalen gebauten Papalsystems. Die ganze Reihe von Verfolgungen, welche Wessenberg zu jener Zeit von Rom erlitt, die Annullirung von dessen Wahl zum Vikar, dessen Anklage bei der badischen Regierung durch den Nuntius Zeno, seine Reise nach Rom etc., wurde von einer gleichlaufenden Reihe von Schmähungen und Lästerungen begleitet, theils im Zuger Wochenblatte, theils in eigenen Schriften. Unter den letzteren ist vorzüglich bemerkenswerth:,,Piso, oder die Religion tröstet den Frommen, von J. Probst 1817," gegen Hubers Schrift:,,Wessenberg und das

120) S. Monatschronik 1817.

121) S.: Monatschronik 1317.

päbstliche Breve" gerichtet. Der Verf. sucht Wessenberg her. abzuwürdigen, den Unterschied zwischen romischer und katholischer Kirche aufzuheben, und zu beweisen, dass die teutschen katholischen Theologen, welche jenen Unterschied machten, verkappte Protestanten seyen. Weit wichtiger war die Schrift: ,,Apostolische Sendschreiben an katholische Christen, gedruckt in der Schweiz 1817." Diese Schrift enthielt den Wiederab→ druck von zwei Hirtenbriefen zweier französischer Bischöffe im Anfange der französischen Revolution 1789, über die geistliche Gewalt, worin der krasseste Ultramontanismus entwickelt und vor allem Vernünfteln und Klügeln gewarnt wird. Dieses Sendschreiben wurde aus Auftrag" (der Nuntiatur) in der Kanzlei des Generalvikars Göldlin ausgefertigt und an alle Geistliche des Vikariats, versandt. In einem Vorworte werden die Schweizer, besonders der Klerus, auf diese wahre Quelle des Kirchenrechts hingewiesen und vor der teutschen Ketzerei gewarnt. Auf eine Kritik dieses Sendschreibens im Wegweiser, erschien ein Aufsatz im Zuger Blatte, worin „die thörichte Priesterschaft, die nicht an die Rechte des Pabstes, und noch an einen Bischoff von Konstanz glaubt," gescholten, und gedroht wird: Wenn einmal die strafende Gerechtigkeit der römischen Kirche erwacht, so wird diese Priesterschaft aus ihr, wie die Spreu aus dem Weizen, geschieden werden 122)."

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Derselbe Geist spricht aus der von der erwähnten Zunft seit 1816 herausgegebenen Zeitschrift:,,Der christliche Beobachter oder Wächter Jerusalems." Verfechtung des Papalsystems, Verleumdung der teutschen katholischen Kirche und ihrer Anhänger in der Schweiz, Intoleranzpredigten, Lamentationen über das Verderben der Zeit und der christlichen Lehrer, deren Reden den römischen oder griechischen Klassikern, also heidnischen Schriften gleichen, so dass man einen Sokrates oder Cicero zu hören glaubt" Hass gegen Vernunft und Wissenschaft, sind das ewig wiederkehrende Thema dieser ZeitDerselben Zunft fiel es im Jahre 1816 ein, die alte, von den Jesuiten eingeführte Brüderschaft zur unbefleckten

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schrift.

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122) S.: Monatsschrift 1817. Wegweiser 1817.

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