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ausgegeben hatte; der wahre Grund aber: der höhere wissenschaftliche und wahrhaft sittlich-religiöse Geist, den er unter den Studirenden geweckt hatte und seine unermüdete Thätigkeit für die Reform der Lehranstalten. Dies erhellt deutlich genug aus den oben erwähnten Aktenstücken. Er wurde unverhört seines Amtes entsetzt 141). Der Lehrstuhl, den er so trefflich ausgefüllt hatte, wurde dem Fanatiker Kaufmann übertragen, dessen Buch,,,Rangordnung der himmlischen Heerschaaren", dem 12. Jahrhunderte keine Schande machen würde. Nicht lange darauf ward auch Kasimir Pfyffer von dem Lehrstuhle des Rechts verdrängt und dieser Lehrstuhl kurz darauf eingezogen. Auch die übrigen Verbesserungen am Lyzeum san. ken bald in Nichts zurück und diese beiden Lehranstalten erhielten, nach Austreibung des fremdartigen Geistes ihre vollständige jesuitische Einheit wieder, die von nun an streng bewahrt wurde 142).

Wir dürfen nicht unerwähnt lassen, dass eine Minorität von acht Gliedern (Amrhyn, der Schultheiss, Ed. Pfyffer, Kottmann, Crauer, Jos. Pfyffer, Wolmann, Scherer, Felder) eine ehrenvolle aber erfolglose Opposition gegen diese verderblichen Rückschritte zum Obskurantismus bildeten.

Der Klerus war mit diesem Triumphe noch nicht zufrieden; sondern wandte sich nun auch gegen die Bürger- und Landschulen. Wir haben früher erwähnt, welche Verdienste sich die Mediationsregierung in Luzern in diesem Gebiete der öffentlichen Erziehung erworben habe, durch konsequente Durch

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141) Troxlers ungerechte Absetzung ist ein wichtiger Beitrag zur Erläuterung unserer frühern Behauptung, dass die Restauration der vier alten Aristokratieen einen innern Zwiespalt in das politische System und in den Kulturzustand der Schweiz gebracht habe der frischgeweckte Hass der Aristokraten ging so weit, dass der Schweizerbote, weil er jene Verhandlungen erzählte, im Kantone Luzern verboten wurde. Gerade wie 1822 Troxler, wurde 1814 Dereser ohne Recht und Urtheil seines Amtes entsetzt beidemale Opfer, die man dem Hasse der Priesterzunft brachte. Als daher im Jahre 1829, bei den Debatten über diesen Gegenstand in Luzern, Herr Rüttimann von Justizmorden sprach, die durch die Verbindung der Justiz und Verwaltung geschehen, lagen Beispiele sehr nahe.

142) Noch einige Züge, die zum vollständigen Bilde dieser Partei gehören, werden wir bei Erwähnung ihrer Brüder in Freiburg nachliefern.

führung des Grundsatzes, dass die Erziehung Sache des Staats und nicht Sache der Kirche sey. In diesem Geiste hatte der Staatsrath Ed. Pfffer segensvoll fortgewirkt. Nicht zufrieden mit dem Schullehrerseminar, hatte er auch für einen praktischen Kursus der Kandidaten gesorgt, indem er zehn Musterschulen bezeichnete, an welchen jeder, vor dem Eintritte in ein Amt, sich hinreichende praktische Uebung erwerben solle.

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Auf diese Veranstaltungen für allgemeine Bildung blickte seit geraumer Zeit mit scheuen Augen die finstere Zunft des Mittelalters, und arbeitete unablässig, auch hier die Pflegstätten neuerer Kultur zu vertilgen. Die jesuitische lateinische Wirthschaft suchte sie auch auf die Sekundär- oder Munizipalschulen so zu verpflanzen, wie sie an dem Gymnasium glücklich erhalten worden war, und sie zu dem Ende dem Landesmutterklerus von Landshut in die Hände zu spielen, was allmählig gelang; die Landschulen suchte sie unter die Leitung dieser Behörde zu steilen (in der bekannten Form der Monachal Parochial Kanonikalverwaltung) und wo es gelang wie bei dem Stifte Münster sanken die Schulen sogleich in die elendeste Verfassung herab 143); dem Erziehungswesen suchte sie seine Hülfsquellen abzuschneiden, wie denn der Probst zu Münster, Meier von Schauensee, und die Klosterfrauen in Brug wiederholt gegen die fernere Entrichtung der stiftmässigen Beiträge zu Erziehungszwecken einkamen,,,weil diese Beiträge nicht zu kirchlichen Zwecken verwandt würden, und nur zu viel Aufklärung im Lande sey"; endlich und das war die Hauptsache arbeiteten sie mit aller Macht, das Schulwesen seiner bisherigen Leitung zu entziehen, und dies gelang ihnen bei folgender Veranlassung. Der unermüdete Ed. Pfyffer hatte auf eigne Kosten eine Sammlung von zweckmässigen Büchern veranstaltet, welche er unter den Landschullehrern, zum Behuse ihrer Bildung, zirkuliren liess. Es waren allgemein bekannte und geschätzte Schriften, wie Heims Angelegenheiten des Volksschulwesens, Stephanis Schulfreund, Schlez und Wagners System des Unterrichts, Zschokkes Schweizergeschichte u. 8. w. Da erhob sich der Klerus, der Dekan

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143) Siehe: Troxlers Lyzeum und Gymnas. von Luzern. S. 101.

Häfliger (bekannt wegen seines vielfachen Wechsels der Parteien und seiner elenden Volkslieder) an seiner Spitze, hielt ein Kapitel und verklagte dann den Staatsrath Pfyffer zuerst beim bischöfflichen Kommissarius und dann bei dem täglichen Rathe. In der Denkschrift an den letztern wurden jene Schriften als ketzerisch erklärt, weil sie Jansenismus und Sozinianismus predigten, und das Verbot ihrer fernern Verbreitung verlangt; Ed. Pyffer wurde ein,, ketzerischer Reformationsheld" genannt, ,,welcher die Christusreligion aus dem Kantone Luzern zu verdrängen suche" und dessen Entfernung vom Schulwesen gebieterisch gefordert; endlich wurde der ganze Versuch, die Schullehrer noch mehr aufzuklären, heftig angegriffen; die Schullehrer, heisst es darin, gehörten zum gemeinen Volke, dürften nicht unter die Gebildeten gezählt und müssten fortdauernd gehütet werden; übrigens seyen sie (die Geistlichen) die Männer, welche das Volk leiten müssten 144).

Der tägliche Rath, der in jenen Zeiten den krassesten Grundsätzen des Aristokratismus folgte, gewährte alle diese Forderungen; Ed. Pfeffer ward aus dem Erziehungsrathe verdrängt, und an seine Stelle trat ein mit den Jesuiten innig verwandtes Gemüth, der Seckelmeister Meier, Rüttimanns Schwager und des Probstes zu Münster Bruder, bekannt durch die Aeusserung,,,dass die Volksschulen nur zu viel Aufklärung gebracht bälten" 145). Von nun an gewannen sie den entscheidendsten Einfluss auf die gesammte Volksbildung, die sie in bestimmte -Gränzen (als blinde Anhänger von Hallers Lehren) einzuschliessen und in Aberglauben aufzulössen suchten. Man erinnere sich, welche Schriften sie unter das Volk verbreiteten.

Das Schicksal, das diese Freunde einer edleren Bildung in Luzern hatten, traf auch den berühmten Franziskaner, Pater Girard, in Freiburg. Dieser, als Kanzelredner, Schriftsteller und Schulmann ausgezeichnete Mann, ehrwürdig durch die reinste Menschenliebe und den erleuchtetsten Patriotismus

144) Siehe: Schweizerbote 1822, Monatschronik.

145) Siehe: Nachschrift zu Troxlers,,Fürst und Volk". Herr Meier war auch ehedem ein Jakobiner, so wie fast alle Zeloten in Luzern.

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und, durch die schöne Vereinigung einer milden Wärme des Gemüths mit einem erleuchteten Verstande, ein wahrer Seegen überall, wo er verweilte, hatte eine Reihe von Jahren hindurch über den Kanton Freiburg seine geistigen Wohlthaten verbreitet. Durch eine geschickte Anwendung des wechselseitigen Unterrichts in einer vollkommneren Gestalt hatte er die Land- und Stadtschulen dieses Kantons in wahre Pflanzstätten der Religiosität, ächter Geistesbildung und aller Socialtugenden umgeschaffen. Nicht ohne eine wahre Erquickung zu fühlen, verweilt das Gemüth des Geschichtsforschers, nach den widrigen Eindrücken, womit das eckelhafte Treiben der allem Guten feindseligen Parteien es erfüllt hat, bei den Nachrichten über die Fortschritte und offentlichen Schulfeste der jenem Menschenfreunde anvertrauten Anstalten. Allein schon ward die Besorgniss der Aristokraten über die steigende Volksbildung rege; und bei dem Nahen der Jesuiten ahndete Girard das kommende Unglück. Beides sieht man aus seiner, im Jahre 1818 gehaltenen, Schulrede. Nach dem Einzuge der Jesuiten ward sein Fall von diesen Priestern der Finsterniss, in Gemeinschaft mit dem Bischoffe beschlossen. Man begann die unwürdigsten Verläumdungen gegen ihn auszustreuen und dem Landvolke zuzuflüstern, er sey ein Ketzer, Atheist, Lutheraner, auch Lu. ther sey ein Franziskaner gewesen u. s. w. Girard sey der Freiburgische Voltaire. Am 25. Febr. 1823 reichte der Bischoff ein Schreiben beim Staatsrathe ein, worin auf die Einstellung von Girards Unterrichte gedrungen ward: 1) weil die Religion vernachlässigt und zu viel Zeit auf zeitliche Dinge (Naturgeschichte, Technologie, Mathematik u. s. w.) verwandt werde; 2) weil dieser Unterricht für alle Sekten sich eigne und nicht einzig auf die Bildung wahrer Katholiken ausgehe (!!); 3) weil er desshalb und auch wegen der Unabhängigkeit der Schulen von den Geistlichen diesem Stande missfalle; 4) weil er zu liberal sey. Die Familienväter in Freiburg, ihre Stimmen mit denen ihrer Kinder vereinigend, stellten dem Staatsrathe in einer Denkschrift vor, dass der Tag, wo Girards Schulen geschlossen würden, der Tag eines allgemeinen Unglücks seyn werde; die Oberämter reichten, auf Verlangen des Erziehungsrathes, Berichte ein, welche alle Be

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schuldigungen widerlegten und besonders zeigten, dass der steigende Gewerbfleiss, Industrieeifer und Wohlstand des Kantons aus jenen Schulen hervorgegangen sey; Girard selbst zeigte in einer Denkschrift (vom 18. April), dass die Religion den Mittelpunkt in seinem ganzen Bildungssystem einnehme 146). Das Alles half nichts; hatten doch die Kryptojesuiten in Luzern aus dem Umstande, dass man einen eignen Lehrer des Religionsunterrichts anstellen wollte, bewiesen, dass der neue Lehrplan Atheisten bilde! Durch den Schultheiss Gottrau (ein Schooskind der Jesuiten) wurde im Staatsrathe das Verlangen des Bischoffs durchgesetzt und dann durch eine Reihe der unwürdigsten Mittel, die ein passendes Seitenstück zu den Umtrieben bilden, wodurch die Einführung der Jesuiten bewirkt wurde 147), am 4. Juni im grossen Rathe der Beschluss herbeigeführt, dass der gegenseitige Unterricht geschlossen und das alte System der Volksschulen, der Geist- und Herz ertödtende Schlendrian 148), restituirt werden solle.

Die ehrliebende Minorität, welche der Einführung der Jesuiten widerstanden hatte, suchte auch, wiewohl umsonst, diesen tödtlichen Streich, den sie den edelsten Interessen ihres Vaterlandes versetzten, abzuhalten. Der Pater Girard schloss seine Schule und ging zurück nach Luzern; das Licht, das seit 20 Jahren erleuchtend und erwärmend ein Seegen des Landes war, wurde ausgelöscht und nun mit Macht und wachsendem Glücke die Finsterniss kultivirt.

Die Volkserziehung kam in Folge dieses wichtigen Ereignisses ebenso unter den Einfluss der Jesuiten, wie die höhern

146) Dies erhellt aus allen seinen Schulschriften und Schulreden, z. B. Discours prononcé en 1822; aber er setzt Religion in Einsicht, daher nennt er die Naturwissenschaften la theologie des yeux et du coeur.

147) Die öffentlichen Blätter von 1823, z. B. der Schweizerbote, haben diesen Hergang erzählt.

148) Der Pater Girard machte, nach dem N. T. als christlicher Lehrer, die Liebe zum Prinzip seines Unterrichts und aller Socialpflichten. Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht". Dagegen eifert der Bischoff in seiner Denkschrift und dringt auf Stock und Ruthe in den Schulen „pour accoutumer les enfans au joug dės leur bas age" und beweist dies durch eine Reihe von Zitaten (z. B. Sprüchw. 13, 24. 23, 13. 29, 15.) aus dem A. T.

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