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Gegen das Ende des neunten Jahrhunderts beginnt, für das, seit den Zeiten Justinians I. immer tiefer gesunkene oströmische Reich eine neue Periode wies der aufblühender ehemaliger Größe und Hoheit, und zu unserm nicht geringen Erstaunen behaupten nun die Griechen oder Ost Römer im zehnten und eilften Jahrhundert auf das neue wieder den ersten Rang unter allen und selbst den mächtigsten Völkern des Erdkreises. Mag man es auch immerhin mit dem leßten Aufs lodern einer nachher völlig erlöschenden Flamme vers gleichen; so verbreitet diese doch jezt ihren Schimmer über die ganze damals bekannte Welt, und ers lischt erst gänzlich nach einem ziemlich langen Zeits raum in den ersten Decennien des zwölften Jahrhunderts*).

2. Nach einer schnell vorübergehenden, aber an Thorheit und Wahnsinn alles überbietenden Re gierung, gibt jetzt das Haus des Basilius dem Reiche Regenten, welche die, an die Schlechtigkeit einer lan gen Reihe von Kaisern gewöhnten, daher schon über mittelmäßiges Regentenverdienst staunenden Griechen mit den Beinamen: der Weise, der Philosoph, der Gelehrte 2c. beehren. Zwar vermögen diese noch nicht, das Reich gegen benachbarte barbarische Völker zu schüßen; noch immer sind sie gezwungen, ihrer Grenzen Sicherheit mit ihren, obgleich durch weifen Haushalt angehäuften Schäßen zu erkaufen. Aber unter ihnen kehren doch wieder Gerechtigkeit und Milde in die Verwaltung zurück; das durch

*) Das heißt, es sank in seine frühere Unbedeutsamkeit zurück, nachdem es schon wieder im eilften Jahrhuns dert einen nicht kleinen Territorialverlust erlitten hatte. Der gänzliche Untergang des griechischen Reiches ers eignete sich erst im Anfange der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts.

zügellose despotische Willkühr völlig verdrängte Rechtss studium wird auf das Neue geweckt; Künste und Wissenschaften werden befördert; Tugend und Vers dienst, bisher nicht selten Verbrechen in den Augen argwöhnischer Despoten, können wieder furchtlos und ungescheut sich den Stufen des Thrones nåhern, und die Laster des Palastes und dessen innere Greuel entzieht ein dichter Schleier den Augen der Völker.

3. Den weiten Schauplag des Krieges und der Politik betreten daher nun auch nach und nach wieder Männer von Verdienst und ausgezeichneten Geistesgaben, und eine Reihe von Feldherren, ges bildet in der Kriegsschule des alten Roms, und theils durch ihr persönliches Verdienst, theils auch durch Frauengunst, zur Genossenschaft des Throns und der Herrschaft erhoben, erfüllen nun bald alle drei Welttheile mit dem Geräusche ihrer Siege, und dem Ruhme römischer Waffen. In kurzer Zeit erstrecken sich die Grenzen des Reiches wieder bis an die Ufer des Tygris und Euphrats. Das bisher so furchts bare Reich der Bulgaren wird zerstört. Cilicien, Syrien und Palästina kehren unter die Botmäßigs keit der Ost Römer zurück. Ueber den Mauern von Antiochien prangt wieder die Fahne des Gekreuzigs ten, und das stolze Damaskus, einst der Sitz des die Welt beherrschenden Kaliphats wird eine zinsbare Stadt der Griechen. Eben so drohend und gebietend weht nun auch die griechische Flagge jezt wieder auf allen Meeren. Sicilien und Creta wers den erobert, und bilden mit den Inseln Cypern und Rhodus und den fünfzig größern und kleinern Eis landen des ågåischen Meeres *) einen nicht wenig bes

*) Die Griechen nannten dieses Meer das heilige Meer arios eλaros (hagios pelagos), woraus nachher

deutenden Inselstaat. Beinahe ein Drittel von Italien wird ebenfalls auf das neue eine griechische Domaine, und die ganze, über siebenzig Meilen sich hinstreckende Küste von Dalmatien, wie auch das, durch seinen Handel damals schon so reich und mächtig gewors dene Venedig, sammt der, einen verhältnißmäßig nicht minder ausgebreiteten Seehandel treibenden Republik Ragusa huldigen der Oberhoheit des Kaisers von Constantinopel.

4. Nur Schade, daß diesem weit schimmerns den äußern Glanze nicht eine verhältnißmäßige ins nere Stärke des Reiches entsprach; denn ob es in fich selbst die durchaus so nöthige Bürgschaft seiner Größe und Dauer auch für die Zukunft hatte, und ob demnach alle Elemente der Staaskraft in einem vollkommen harmonischen Ebenmaß sich befanden, daran läßt sich, obgleich mit voller Bestimmtheit nichts darüber entschieden werden kann, doch aus mehrfachen Gründen nur gar zu sehr zweifeln. Hätte jener gekrönte Schriftsteller (Constantin Porphyrogenetes), statt über, die Pracht und Sitten des Hos fes, über die oft sehr langweiligen Ceremonien beim Empfange fremder Gesandten, über die kaiserlichen Paláste, deren Lurus, und zahlreiche höhere, wie mindere Dienerschaft, und viele andere nicht sehr wissenswürdige Gegenstände sich mit so vielem Ums schweife zu verbreiten, uns vielmehr einen Blick in den innern Organismus des Staatėlebens erlaubt, über die verschiedenen Zweige der Verwaltung, bes sonders den Staatshaushalt, und die der Regierung

die verdorbene Benennung Archipelagus, Archipel entstand; ein Name, den man jezt überall jeder nur einigermaßen bedeutenden Inselgruppe gibt, wie z. B. der indische Archipel, der mexicanische Archipel x.

zu Gebote stehenden materiellen, wie moralischen Kräfte nur einigermaßen belehrt; so würden Gee schichte und Nachwelt sich ewig ihm dankbar vers pflichtet fühlen; da im Gegentheil jetzt seine Bücher, welchen historischen Werth man ihnen auch immer beizulegen gewohnt ist, doch offenbar blos eine mús ßige Neugierde, nicht aber eine vernünftige Wißbes gierde befriedigen werden.

5. Bei dem, alle Begriffe übersteigenden Auf wande des Hofes, bei den ungeheuern Summen, welche die Unterhaltung zahlreicher Flotten erfoderte, und dem, im Orient eingeführten, und von den meisten Kaisern gewöhnlich sehr sorgsam befolgten Thesaurationssystems würde unstreitig eine nur einis germaßen genaue Uebersicht des wahren Finanzzus standes des Reiches, der mannigfaltigen Quellen seis nes Nationalreichthums, so wie sämmtlicher aus den Provinzen jährlich in den Staatsschatz nach Cons stantinopel fließender Einkünfte, für den beschauens den Sinn des Geschichtforschers ein höchst merkwürs diger Gegenstand seyn. Welche interessante Aufs schlüsse müßte diese Kenntniß nicht über den Geist und Charakter der byzantinischen Regierung, und ihrer Verwaltung in jener, für sie wieder so glån, zenden Periode geben. Aber weder die Bücher des im Purpur gebornen Schriftstellers, noch die gries chischen Chroniker verbreiten hierüber auch nur das mindeste Licht. Aus den wenigen Bruchstücken, die wir hierüber befragen können, ergibt es sich jedoch mit der größten Wahrscheinlichkeit, daß die ganze byzantinische innere Staats- und Verwaltungs-Kunst blos darin bestand, das Nationalcapital jedes Jahr mit den höchsten Zinsen in den schnellsten Umlauf zu versehen, das heißt, Handel und Fabrikthätige keit auf die höchste und einträglichste Stufe zu e

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höhen; während die beiden einzigen Quellen wahren Reichthums, nåmlich Boden und Ruralbetriebsam, keit, wo nicht völlig vernachlässiget, doch als höchst untergeordnete Gegenstände betrachtet wurden. Wir finden bei den Griechen jener Zeit eine Menge den Handel und Handelsstand befördernde und begúns stigende Gesetze *), ohne dabei die mindeste Spur zu entdecken, daß man durch weiße Verordnungen auch eben so sehr den Landbau belebt, wenigstens von seinen drückendsten Fesseln ihn gelößt **), und dadurch die Zahl fleißiger, das Land bauender Hånde zu vermehren gesucht hätte. Der Reichthum einer Provinz, so wie die Gewißheit des Staats einkommens beruheten also blos auf dem ergies bigen Ertrag des Handels, und dem Absatz der Fas briken. Aber Beides ist den Launen der Zeit un terworfen. Nichts ist veränderlicher, als der Hans del. Von einer Region wandert er in die andere. Keine Nation hat ihn je noch für immer an sich zu fesseln vermocht; und die Geschichte liefert mehr als ein Beispiel, daß Länder, durch ihren Handel

*) So z. B. waren alle Purpurfärber, Weber und Seidenspinner, wie auch die zu Kauffartheischiffen gehörigen Seeleute von allen Abgaben befreit.

**) Eine der drückendsten war die Einquartierung des größten Theils des Heeres auf dem platten Lande. Noch grausamer und zugleich unvernünftiger war das eingeführte Steuersystem. Wenn nämlich, entweder durch feindliche Einfälle barbarischer Völker, oder auch Mißwachs und andere öffentliche Calamitäten große Noth in einer Provinz entstand, und viele, ihre Steuern zu bezahlen, durchaus nicht im Stande waren, so mußte dennoch die Provinz die ganze in der Steuz errolle auf sie angeschlagene Summe bezahlen. Die Beiträge der Nicht-Zahlungsvermögenden würden demnach unter die Zahlbaren vertheilt, und dadurch nicht felten auch noch viele von diesen zu Grunde gerichtet.

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