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Männer im Staate hatte nothwendig in kurzer Zeit so wohl auf die Berathungen, als Leitung aller übs rigen Geschäfte einen fühlbar verderblichen Einfluß. Die Kaiserin selbst sah es ein, daß einer von beis den sich vom Staatsruder entfernen müsse; und da in Theodorens Wagschale Theoktistus schwerer als Manuel wog, so entfernte sich letzterer aus dem Staatsrathe, ließ jedoch der Regentin sagen, daß, so oft sie seiner bedürfen sollte, er stets auf ihren Rufe, jedoch nie mehr wie bis jetzt ungerufen am Hofe erscheinen würde.

14. Der erste Theil feines Plans war also dem Verräther Bardas gelungen, und mit dem Staatss kanzler hoffte er um so leichter fertig zu werden, da dieser seiner verunglückten Feldzuge wegen bei dem Heere nicht beliebt, und aus der nåmlichen Ur sache auch in der Achtung des Volkes nicht wenig ges sunken war. Indessen hatte er doch gegen denselben keine andere Waffen, als blos die der niederträchtigsten schändlichsten Verläumdung; daß diese aber an den Ohren der Kaiserin völlig unbeachtet vorüber gehen würde, davon war er vollkommen überzeugt. Er wandte sich also an den jungen Kaiser. Er wisse, sagte er zu Michaël, aus sicherer Quelle, daß Thes oktistus mit dem Gedanken umgehe, sich mit der Kaiserin zu vermählen, sie alsdann zu bereden, ihrem Sohne, um ihn zum Regieren unfähig zu machen, die Augen ausstechen zu lassen, und hierauf ihren neuen Gemahl zum Kaiser und Mitregenten zu ers nennen. Um in der Brust eines feigen Tyrannen den schwärzesten Argwohn zu wecken, bedarf es nur weniges; und so ward nun auch von dem, jeßt für seine eigene Erhaltung zitternden Michaël sogleich die Ermordung des Theoktistus beschlossen, und weil, wie Bardas dem Kaiser vorspiegelte, mit jeder Ver

zögerung die größte Gefahr verbunden sen, auch die Ausführung dieser Greulthat schon auf den folgens den Tag festgesetzt. Als nun wie gewöhnlich des Morgens am andern Lage Theoktistus mit verschies denen Staatspapieren sich in das Kabinet zu der Regentin begeben wollte, trat Michaël, von seinen Trabanten umgeben, und den Bardas an seiner Seite, ihm mit zúrnendem Blicke entgegen. Weißt "Du nicht“, fuhr Michaël ihn an, daß mir ebens "falls und zwar vorzüglich von Allem muß Bericht verstattet werden. Ließ mir also jezt gleich vor, "was diese Papiere enthalten." Theoktistus, obs schon erstaunt über Michaëls sonderbares, stürmis sches Betragen, that dennoch wie ihm befohlen war. Als er geendet hatte, befahl ihm der Kaiser, also: gleich und ohne vorher mit der Kaiserin zu sprechen, sich nach seiner Wohnung zu begeben. Theoktistus zog sich zurück, hatte aber noch nicht die Thüre des Saals erreicht, als er hörte, daß Michaël ganz laut seinen Trabanten den Befehl gab, ihn nieder zu stoßen. Aus Ehrfurcht für die Kaiserin wagte teiner der Trabanten an Theodorens ersten Minister die Hand zu legen. Durch schleunige Flucht suchte Theoktistus sein Leben zu retten, ward aber leider noch gerade an dem Thore des Palastes von Bars das erreicht. Dieser schlug ihm mit der Faust in das Gesicht, nannte ihn einen Verräther, und bes fahl im Namen des Kaisers der unten stehenden Wache, denselben augenblicklich zu tödten. Aber auch hier regte sich keine Hand, um den Mordbefehl zu vollstrecken. Gleich darauf kam Michaël selbst hers bei. Haufen Volkes hatten sich indessen ebenfalls schon herbei gedrängt. Michaël wiederholte den blus tigen Befehl. Aber eben so wenig wie die Traban ten, gehorchte auch jetzt die Palastwache. Um jes doch den Kaiser einigermaßen zu befriedigen, kam

man endlich überein, daß Theoktistus einstweilen in ein Staatsgefängniß gebracht, und sein Schicksal, sobald die Kaiserin von dem Vorfall Kunde erhals ten haben würde, in gesetzlichem Wege entschieden werden sollte. Damit waren jedoch Michaël und Bardas nichts weniger als zufrieden; denn daß Theo. dora bei der ersten Nachricht von der Verhaftung ihres Ministers ihn sogleich wieder frei lassen würde, davon waren sie überzeugt. Um einem solchen Bes fehl zuvorzukommen, sandten sie auf der Stelle einige, unter den Palasttruppen ausgesuchte Mörder nach dem Gefängniß, die, als sie unter einem erlognen Vorwand den Aufseher über die Gefängnisse bewos gen hatten, ihnen die Kerkerthür des Theoktistus zu eröffnen, sogleich über ihn herfielen und mit vielen Dolchstichen ermordeten.

15. Als Theodora was vorgefallen war ers fuhr, entbrannte sie in gerechten, aber auch furcht baren Zorn. Mit fliegenden Haaren eilte sie in das Gemach ihres Sohnes; noch war Bardas bei demselben. Diesen trafen also auch zuerst der Fluch und die gråßlichsten Verwünschungen der Kaiferin. „Bis jetzt“, sagte Theodora, nachdem sie ihren uns würdigen Bruder mit Vorwürfen überhäuft hatte, „hat während der ganzen Zeit, die ich dem Reiche vorstehe, noch kein schuldlos vergossenes Blut meine Regierung befleckt. Du, Elender! bist der erste, "Der heute den blutigen Dolch in die Hände meines "Sohnes legte. Möge nur die gewiß nicht säumende "Strafgerechtigkeit Gottes blos dein mit Schuld be lastetes Haupt treffen, und jenes meines unglücklichen, bethörten, von Elenden Deines Gleichen "verführten Sohnes schonen. Sich hierauf an Michaël wendend, sagte sie ihm, wenn er auf der jezt betretenen Laufbahn fortschreiten würde, sein

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ihn einst treffendes Schicksal gleichsam in prophetischem Geiste voraus, und da sie in Michaëls kalten versteinerten Gesichtszügen auch nicht die mindeste Spur von Rührung oder Reue entdeckte, wandte sie ihm voll Verachtung den Rücken; und die Laster, den schnöden Undank und unvermeidlichen Untergang ihres ungerathenen Sohnes laut beweinend, kehrte sie in den, von ihr bisher bewohnten Flügel des Palastes zurück.

16. Völlig erschöpft und einigemal die Hände ringend, trat Theodora wieder in ihr Gemach. Sie warf sich auf ein Ruhebett, und gab Befehl, nies mand, auch selbst ihren Sohn, den Kaiser nicht vorzulassen. Als aber die Erinnerung an das, was sie sich selbst jetzt schuldig sey, jede leidenschaftliche Aufwallung in ihrem Herzen gedämpft hatte, übers fchaute ihr klarer, christlich gebildeter Verstand sehr richtig alle Folgen des heutigen, verhängnißvollen Lages. Auf dem nunmehr durch Mord und Unges rechtigkeit besudelten Schauplaß glaubte sie nicht låns ger mehr verweilen zu dürfen. Aber von dem Thron, welchen Theodora seit zwölf Jahren geziert, und mit Würde behauptet hatte, wollte sie wenigstens jezt mit eben so vieler Hoheit wieder herabsteigen. Sie berief demnach sämmtliche Senatoren. Vor dies fer, durch alte Rückerinnerungen noch immer ehrs würdigen Versammlung erklärte Theodora feierlich die Volljährigkeit ihres Sohnes. Sie sagte, daß sie seinen Hånden das Ruder des Staates überges ben, daher von jezt an, von allem Gewühle der Geschäfte entfernt, in den Privatstand zurücktrete. Von ihrer ganzen Verwaltung legte sie nun öffents lich förmliche Rechenschaft ab. Während ihrer ganzen Regierung, erklärte sie jetzt vor dem Senate, sey niemand von ihr zum Lode, oder zur

Verstümmelung verurtheilt worden, und dennoch) habe weder Aufstand noch Anarchie die Fortschritte bürgerlicher Ordnung gehemmt, oder freche Will. kühr das Ansehen der Geseße unterdrückt. Die Bes amten des Schages wurden hierauf vorgefodert, und die Register über Einnahme, Ausgabe und Ers sparnisse dem Senat vorgelegt. Land- und Sees Truppen waren regelmäßig bezahlt, die Flotten in segelfertigem Stande, alle Bedürfnisse des Staates gehörig gedeckt, und dennoch durch klugen Haushalt ganz ungeheure Summen für unvorgesehene Ereigs nisse in den Staatsschatz zurückgelegt. Ihren Sohn empfahl sie endlich der Treue und Liebe des Senats, alle Anwesenden dringend auffordernd, durch ihren weisen Rath ihm die schwere Bürde der Regierung so viel wie möglich zu erleichtern. Als Theodora geendet hatte, rief fie: lange lebe Kaiser Michaël III! Dieser frohe Zuruf ward jedoch von keiner Stimme erwiedert; aber ergriffen von Theodorens Seelengröße, und der jeßt eben so erhabenen, als rührenden Scene, ergossen sich sämmtliche Senatoren in lauten Dank und zahllosen Segenswünschen auf das Haupt der so weisen, gerechten und frommen Fürstin. Theodora verließ nun sogleich die kais serliche Burg, und begab sich nach ihrem, in der Stadt nicht weit von der Blackerner Kirche geleges nen Palast. Ihre drei ältesten Löchter, Thecla, Anna und Anastasia nahm sie zu sich. Gerne håtte sie auch die schöne Pulcheria an ihrer Seite gesehen. Über Bardas, der wohl wußte, daß Theodora ihre júngste Lochter am zärtlichsten liebe, und das Herz der Mutter nun gerade auf der empfindlichsten Seite zu verwunden suchte, bewog den unnatürlichen Sohn,' die jüngste seiner Schwestern durchaus nicht aus dem Palaste zu entlassen. Bald darauf ward Pulcheria

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