Sayfadaki görseller
PDF
ePub

Theologie

des

Neuen Testaments

von

D. Dr. Paul Feine

Professor der Theologie an der Universität Halle-Wittenberg

Drittes und viertes Tausend

der 2. Aufl. 2. und 3. Tausend

UNIV. OF

Leipzig

J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung

1912

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung vorbehalten.
Copyright 1911 by

J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Vorrede zur 2. Auflage.

Seit mir von meinem Verleger im Herbste vorigen Jahres mitgeteilt worden ist, daß ich an die Vorbereitung der 2. Auflage gehen müsse, habe ich, was ich an Zeit und Kräften hatte, auf die Verbesserung dieses Buches verwendet. So lege ich es denn in wesentlich umgestalteter Form vor. Der theologische Grundgedanke, den ich verfolge, ist in dieser Auflage noch deutlicher herausgearbeitet: der der heilsgeschichtlichen Offenbarung Gottes in der Person Jesu. Nur so ist meiner Überzeugung nach die Bedeutung, die Einheit und die Mannigfaltigkeit der Uberlieferungen des NTs und der Bibel überhaupt auch wissenschaftlich zu erfassen. Wir müssen beim Erlanger Hofmann in die Schule gehen, ohne uns übrigens sklavisch an ihn zu binden. Da nun das evangelische Zeugnis von der Person und dem Wirken Jesu die feste und sichere Grundlage dessen ist, was uns als apostolischer Glaube am deutlichsten greifbar in Paulus und Johannes entgegentritt, und da dem gegenüber alles andere theologisch von geringerer Bedeutung ist, habe ich den Aufriß des Ganzen anders gestaltet. Es wird über Jesus und seine beiden großen Apostel Paulus und Johannes in den drei ersten Teilen nacheinander gehandelt. Auf diese Weise kann auch gezeigt werden, daß eine feste, undurchbrechbare Linie von Jesus über Paulus zu Johannes führt. Dagegen habe ich der Verlockung widerstanden, die sogenannte außerpaulinische oder gemeinchristliche Lehre zusammenfassend im vierten Teile darzustellen. Davon hat mich zum Teile die Erwägung abgehalten, daß ich dann über das NT hätte hinausgreifen müssen. Ich habe zwar sehr viel außerbiblisches Material verwendet; warum sollte ich da nicht auch christliche Schriftsteller des 2. Jahrhunderts mit haben einarbeiten können? Immerbin wäre so der Charakter des Buches als Biblischer Theologie angetastet worden, und der soll ihr gewahrt bleiben. Auch sind die „kleineren" biblischen Bücher jedes eine Individualität für sich, die man als solche meines Erachtens würdigen soll. Sie verdienen es, einzeln daraufhin abgehört zu werden, welches der Pulsschlag ihres Glaubens ist, und das ginge nicht in einer Gesamtdarstellung. Aber ich habe gerade in diesem Teile mich bemüht, auf die wichtigsten Verwandtschaften hinzuweisen, und so werden doch die gemeinsamen Linien erkennbar, welche diese Schriften verbinden.

Auch innerhalb der einzelnen Teile habe ich wesentliche Veränderungen vorgenommen. Die einleitenden Abschnitte sind stark umgearbeitet worden, besonders der Abschnitt über die Religionsgeschichte und das NT. Innerhalb des 1. Teiles habe ich einer Beanstandung HWindisch's ZwTh LII, 1910, S 193 ff in seiner sehr eindringenden Rezension meiner „Theologie", sowie einer Anregung meines hiesigen Kollegen EWeber Folge gegeben und nicht mit dem Messiasbewußtsein Jesu begonnen, sondern zuerst über Jesu Stellung 334745

zur Religion des Judentums gehandelt, sodann über seinen Ruf zur Buße, die Predigt vom Reiche Gottes, die sittliche Forderung und hierauf erst über sein messianisches Bewußtsein. Sachlich wird dadurch zwar nicht viel geändert. Denn einen geschichtlichen Entwicklungsprozeß des messianischen Bewußtseins Jesu kennen unsere Quellen nun einmal nicht. Schon seit der Taufe hat Jesu Berufsbewußtsein das feste Gepräge. Aber bei dieser Stoffanordnung wächst das Ergebnis des Kapitels über Jesu messianisches Bewußtsein organisch heran. Auch im einzelnen ist vieles in diesem Teile geändert; so teilweise in der Predigt vom Reiche Gottes, wo der Gedanke der Kirchenbildung stärker betont und Jesu Vorstellung vom Lohne deutlicher gemacht wird, in dem Kapitel von der sittlichen Forderung Jesu, wo ich meine Meinung jetzt unmißverständlich auszudrücken suche, in dem Kapitel von der Versöhnung, das jetzt straffer gearbeitet ist, und neu hinzugekommen ist der Abschnitt über Jesu messianisches Wirken in der Kraft des Geistes.

In der Darstellung der paulinischen Theologie habe ich zur Orientierung neu eingefügt einen Abschnitt über das Prinzip des Verständnisses der paulinischen Theologie. Ferner ist die nach meiner Grundanschauung notwendige Konsequenz nun auch gezogen: die Christuslehre wird als das erste Hauptstück behandelt, und daran schließt sich die Darstellung der Lehre vom Kreuzestod, der Rechtfertigung usw. Denn ist das Erlebnis vor Damaskus der Hebel des Verständnisses des Paulinismus, so muß die Darstellung von da aus ihre Orientierung nehmen, und es dürfen nicht vorbereitende Kapitel zwischen eingeschoben werden. Ferner ist innerhalb des Paulinismus dem Gedanken der Entwicklung mehr Rechnung getragen worden. So sicher es mir ist, daß Paulus seit seiner Bekehrung Heidenapostel gewesen ist und von vornherein universalistisches Evangelium verkündigt hat, so ist seine theologische Erkenntnis doch im Laufe seiner Missionswirksamkeit gewachsen und umfassender geworden. Dasjenige, was wir paulinische Gnosis nennen, ist erst die reife Frucht theoretischer wie praktischer Missionserfahrung, und das muß ja zur Darstellung kommen. Das Kapitel „Gott" der ersten Auflage habe ich zerschlagen und den Stoff anders verteilt. Denn die paulinische Gotteslehre ist das Ergebnis seiner Christus- und Heilserfahrung. Auch sonst ist innerhalb des Paulinismus vieles verändert worden. Reitzensteins ener gischer Versuch, Paulus und Johannes in den breiten Strom der gnostischorientalischen Mysterienreligionen einzubeziehen, hat mich veranlaßt, bei aller Anerkennung der formalen Parallelen das eigentümlich Christliche, was einen Paulus und Johannes bestimmt unterscheidet, möglichst klar herauszustellen. Eine solche theologische Abwehr scheint mir gegen die philologischen Übergriffe, die nicht nur bei Reitzenstein begegnen, dringend geboten. Auch in dem Abschnitt über das Schriftprinzip bei Paulus ist das spezifisch Christliche deutlicher hervorgehoben worden. In der Rechtfertigungslehre ist die Auseinandersetzung mit ThZahn hinzugekommen, die Geistlehre ist an einigen Stellen erweitert, ganz neu gearbeitet ist der Abschnitt über den Weltplan Gottes und die Prädestination.

Die johanneische Theologie hat eine noch stärkere Umarbeitung erfahren. Der Abschnitt Johannes und Paulus ist erweitert worden, neu hinzugekommen ist das Kapitel Johannes und das Judentum, und das Kapitel Johannes und der Hellenismus ist wesentlich umgestaltet worden. Ich denke,

daß so das Gemeinsame und das Unterscheidende an Beziehungen des Johannes zum Hellenismus deutlicher geworden ist. Erheblich umgearbeitet und ausgestaltet ist die Heilslehre des Johannes im einzelnen, die in der ersten Auflage etwas skizzenhaft geraten war.

Im vierten Teil haben größere Veränderungen erfahren die Darstellung der Theologie des Hebräerbriefes und des I Petrusbriefes, zum Teil auch die des Jakobusbriefes. Immer ist der christliche Charakter der theologischen Anschauungen mehr hervorgehoben worden. Auch der Abschnitt über die übernatürliche Erzeugung Jesu ist zum Teil umgearbeitet worden, unter dem gleichen Gesichtspunkte.

Das Schlußkapitel ist wieder neu hinzugekommen. Denn man muß am Schluß eines solchen Buches die Hauptgedanken noch einmal kurz zusammenfassen und so das Ganze ausklingen lassen.

Daß im einzelnen durchgehends vieles anders, hoffentlich klarer, präziser oder auch besser gestaltet worden ist, bedarf kaum ausdrücklicher Erwähnung. Die inzwischen erschienene Literatur habe ich mich bemüht, ihrem Werte entsprechend einzuarbeiten. Dagegen habe ich von einer Auseinandersetzung mit Schlatters Theologie des NTs Abstand genommen. Die Vorzüge dieses Werkes sind so bedeutende und eigenartige, daß man es, wie es ist, stehen lassen sollte. Man kann mein Werk gut neben dem Schlatters lesen. Wir gehen jeder besondere Wege. Der erste Band der posthumen 2. Auflage von Holtzmanns NTlicher Theologie ist erst kurz vor Vollendung des Druckes meiner 2. Auflage erschienen. Wo ich konnte, habe ich ihn noch zitiert.

Die Register sind wesentlich ausführlicher gestaltet worden.

Ist nach der gegebenen Übersicht viel Neues hinzugekommen, so bleibt der Umfang der zweiten Auflage doch noch etwas hinter dem der ersten zurück. Und daß das erreicht werde, ist mir ein Anliegen gewesen. Denn ich möchte, daß diese Theologie ein Buch für Studenten und Pfarrer und auch für religiös interessierte Gebildete würde, welche einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit an den großen Problemen des NTs zu gewinnen wünschen. Dann aber darf es nicht zu umfangreich werden und muß dennoch alles bieten, was zur Begründung des wissenschaftlichen Urteils notwendig ist, so namentlich das gesamte NTliche Material, welches der Beurteilung unterliegt. Kann doch nur aus wirklicher Kenntnis der fraglichen Stoffe ein sachgemäßes Urteil erwachsen. Erreicht habe ich die Ersparnis, indem ich vieles gestrichen, gekürzt oder präziser gearbeitet habe, namentlich aber, indem ich alle Einzelausführungen, den historischen Unterbau der NTlichen Lehre, und wo es anging, die wissenschaftliche Auseinandersetzung in Petit habe drucken lassen. Auf diese Weise ist auch, wie ich hoffe, erreicht worden, daß die theologisch wichtigen Stoffe und Fragen schärfer als in der ersten Auflage heraustreten. Das ist aber für das Studium eine Hülfe.

Auch bei der Herstellung des Manuskripts dieser zweiten Auflage hat mir meine Frau wertvolle Dienste geleistet. Die Korrekturen haben mit mir gelesen Herr stud. theol. Wilhelm Neuser in Bonn a. Rh. und Herr stud. theol. Gerhard Jentzsch in Halle a. S. Das Stellen- und Namenregister hat Herr stud. Neuser, das Sachregister Herr stud. theol. Gotthold Resch aus Tschirma gearbeitet.

Halle a. S., Pfingstwoche 1911.

P. Feine.

« ÖncekiDevam »