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bösen Princip ausgebildet war, konnte in der Erinnerung der Hebräer unter dem mosaischen Rigorismus um so eher erblassen, sodass nur eine schemenhafte Persönlichkeit in dem Azazel der Wüste übrigblieb, ohne bestimmte Farbe und Umrisse. Die Vorstellung vom Azazel bringt es in der That auch nicht zu einem entschiedenen Dualismus", denn er ist weder Ursache der Uebel noch Urheber der menschlichen Sünde, weil er beim Versöhnungsfeste überhaupt nicht als eine Macht dargestellt ist, deshalb ihm auch der Bock nicht als Sühnopfer wird, wie Diestel richtig bemerkt:,, dass der Israelit bei jenem Ritus unmöglich an eine Opferhandlung denken konnte, sondern nur an Ausstossung und Verbannung. Denn keines der Merkmale, welche ein israelitisches Opfer bildeten, findet sich bei dem Wüstenbocke, nur der Jehovabock ist ein rechtes und eigentliches Opfer", 1

Nach unserm Erklärungsversuche erscheint Azazel am Versöhnungsfeste lediglich als personificirte Unreinheit und steht mit der Sünde Israels in demselben verwandtschaftlichen Verhältniss, in welchem diese zu jener steht. Azazel ist keine Macht, zu deren Sühne ein Opfer dargebracht würde, und der Dualismus, der durch ihn sich herausstellt, ist eben nur ein schattenhafter. Er ist nur die Personification der abstracten Unreinheit gegenüber der absoluten Reinheit Jahve's, er ist nur ein Schattenbild ohne Realität gegenüber der allein realen Macht Jahve's.

5. Der Satan im Alten Testament.

In deutlichern Umrissen steht der Satan im Buche Hiob, das nicht nur in dieser Beziehung, sondern auch darum merkwürdig ist, weil es in der hebräischen Anschauung einen bedeutsamen Wendepunkt aufweist. Die Wahrnehmung des letztern macht es allein schon unmöglich, diese Schrift für eine der ältesten der hebräischen Literatur zu halten. Der althebräische Glaube setzt alle Macht nur in Jahve und alles in schlechthinige Abhängigkeit von ihm, also auch die äussern Umstände des Menschen, welche dem Verhalten desselben der Gottheit gegenüber entsprechend gedacht werden. Erfreut

1 S. 204.

sich der Israelit der Gnade Jahve's, so bringt diese auch äusseres Wohlergehen mit sich; hat er den göttlichen Zorn durch Sünde erregt, so muss er diesen in Leiden und Uebeln büssen. Wie Glück und Heil nur Ausfluss der göttlichen Gnade ist, so fühlt der Unglückliche in seinen Leiden die strafende Hand Jahve's, den göttlichen Grimm, den er durch Schuld auf sich geladen hat. Wie sehr sich die Vorstellungen von Leiden und Strafe durchdringen, zeigt sich nicht nur in mehrern hebräischen Ausdrücken, welche beide Bedeutungen begreifen 1, auch die Anschauung der drei Freunde Hiob's, welche dessen unglückliche Lage nach seinem moralischen Werthe bemessen, vertreten die herrschende Meinung. Die weitere Entwickelung bringt einen Riss in diese Vorstellung, die Erfahrung weist auf Beispiele hin, wo der Schuldige günstiger äusserer Umstände sich erfreut, während der fromme Jahvediener von Unglück betroffen wird. Das moralische Bewusstsein geräth in Conflict mit der bisherigen Anschauung, welche das Uebel als Strafe auffasste, und aus diesem Conflicte entstand das Buch Hiob, wobei der Dichter einen sagenhaften Stoff zur Durchführung seiner Idee benutzte. Das Ergebniss des Buches ist, dass das äussere Uebel seine Bedeutung ändert, nicht mehr nur als Strafe, sondern als Läuterungsmittel zu fassen ist, wodurch der Mensch angeregt, zur Geistigkeit emporgehoben, durch beharrliche Ausdauer in der Gewissheit seines geistigen Inhalts den Sieg davontragen soll.

Obschon der Satan im Buche Hiob noch nicht in so scharfgezeichneter Gestalt auftritt, als wir ihn in späterer Zeit finden werden, ist doch hervorzuheben, dass er hier schon eine bestimmte Function zu verrichten hat. Er erscheint in der Mitte der, der Gottessöhne, nicht als Widersacher des göttlichen Willens, denn sonst dürfte er nicht mit den übrigen Engeln vor Gott erscheinen, er ist an sich ohnmächtiges Werkzeug des göttlichen Rathschlusses, da es ausser Jahve keine wirkliche Macht geben kann. Er zeigt nicht geradezu Freude am Bösen, sondern er stellt die Reinheit der Frömmigkeit Hiob's in Zweifel, indem er das Motiv zu derselben in den Eigennutz setzt. Die Lauterkeit Hiob's muss demnach auf die Probe gestellt werden und wird Gott dazu

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1 Vgl. Ewald, Die poet. Bb. des alten Bundes, III, 1. 6.

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durch den Satan veranlasst, und die Prüfung geschieht durch herbeigeführte Leiden und Uebel. Der Satan erscheint also im Buche Hiob nicht als Versucher zum Bösen, sondern als Veranlasser des Versuchs: ob Hiob's Gottesfurcht über die zu erduldenden Uebel den Sieg davontragen werde. Wenn im Buche Hiob auch nicht ausdrücklich gesagt wird, dass alle Uebel unmittelbar durch den Satan herbeigeführt werden, so ist es doch ganz klar, dass dieser die Veranlassung dazu gibt. Zunächst wird dem Satan die Erlaubniss ertheilt, den Versuch mit Hiob anzustellen, wobei aber dessen Leben geschont bleiben müsse 1, hierauf verliert Hiob seinen Viehbesitz durch einen räuberischen Einfall der Schabäer 2; es fällt,,Feuer Gottes" vom Himmel, allerdings eine Machtäusserung des Höchsten, die aber durch den Zweifel Satans hervorgerufen ist, und darin liegt auch die Ursache, dass Jahve dem Hiob nimmt, was er ihm früher gegeben hatte. Wenn hingegen Hiob unmittelbar vom Satan mit dem Aussatz geschlagen wird, so ist hiermit ein Berührungspunkt angedeutet, der auf Satan als den Repräsentanten der Unreinheit und später der Sündhaftigkeit hinweist, da der Aussätzige im Alterthum bekanntlich für unrein galt. Im Buche Hiob erscheint der Satan als Werkzeug, die Lauterkeit des Mannes zu prüfen, und gibt zugleich den Anstoss zu diesem Versuche, wogegen der ältere hebräische Glaube in ähnlichen Fällen die Macht Jahve's unmittelbar auftreten lässt, der selbst einen Abraham auf die Probe stellt 5, der in seinem Zorne einen David zur sündhaften Volkszählung reizt. In der Parallele, 1 Chron. 21, hat die Exegese die spätere Vorstellung richtig erkannt, wo die zerstörende Eigenschaft Jahve's schon von diesem getrennt erscheint, während sie in den frühern Stellen noch mit ihm identificirt auftritt. Die verderbende, rächende Macht Jahve's, die alle Uebertretungen ahnt, erscheint auch in

1 Hiob, 1, 12.

2 V. 15.

3 V. 21.

4 Kap. 2, 7.

5 1 Mos. 22, 1.

8

6 1 Sam. 26, 19; 2 Sam. 24, 1.
7 Vgl. Bertheau, B. der Chronik.
8 O Vgl. 1 Kön. 22, 23. 24.

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, der die Erstgeburt Aegyptens würgt 1, Feuer und Schwefel über Sodom regnen lässt 2, die Pest über David verhängt. Auch der, von dem Saul geplagt wird 4 oder der zwischen Abimelech und die Sichemiten kommt 5, sind als keine bösen Dämonen zu fassen, so wenig als ,,der Geist des Schwindels", der über die Aegypter kommt, oder ,, der Geist der Eifersucht" 7,,,der Schlafsucht" 8,,,der Wollust", der Lügengeist, der die Propheten Ahab's bethört. 10 Es sind hiermit gewisse Seelenzustände, Gemüthslagen und Geistesrichtungen gemeint, die der Herr eintreten lassen will, um zu strafen oder um seinen Namen zu verherrlichen, überhaupt um seinen Rathschluss auszuführen, es sind Manifestationen Jahve's, die, obschon von ihm ausgehend, doch als Mittel seiner verderblichen Strafgerechtigkeit von ihm getrennt gedacht sind.

Verschieden, obgleich verwandt, ist der Satan im Buche Hiob, dieser erscheint als Individuum, als Bote, um den göttlichen Rathschluss ausführen zu helfen, wie sich die Gottheit auch sonst der Boten bedient, daher der Satan füglich unter den Gottessöhnen erscheinen kann. Sein charakteristischer Zug ist lediglich der Zweifel an der sittlichen Lauterkeit Hiob's, die er daher verdächtigt; von einem Zusammenhange mit der Sünde oder von einer Freude am Bösen ist keine Spur vorhanden, sowenig überhaupt erwähnt wird, wie der Satan das geworden, was er ist.

Weiter entwickelt ist die Vorstellung bei Zacharia, wo der Satan als bestimmter Ankläger auftritt. Die Bedeutung des Satan wird nicht geändert, ob eine Verleumdung am persischen Hofe durchschimmert, die in der Anklage vor Jahve sich abspiegeln soll 11, oder ob diese Unterlage nicht angenom

1 2 Mos. 12, 23.
21 Mos. 19, 24.

32 Sam. 24, 16.

41 Sam. 16, 14; 18, 10; 19, 9.

Richt. 9, 23.

* Jes. 19, 14.

74 Mos. 5, 14.

8 Jes. 29, 10.

9 Hos. 4, 12.

10 1 Kön. 22, 21 fg.; 2 Chron. 18, 20 fg.

11 Ewald, Propheten des Alten Bundes, II, 528.

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men wird. In jedem Falle erscheint Satan als Widersacher der Menschen, dem es daran gelegen ist, Strafe und Unglück herbeizuführen. Indem Josua als Repräsentant seines Volks vor dem Gerichte erscheint, bezieht sich die Anklage auf jenes, und der Satan erscheint sonach als Widersacher des Volkes Israel. Der Ankläger wird abgewiesen und Josua für frei erklärt, da Jahve das aus dem Exil erlöste Volk wieder in Gnaden aufgenommen hat 2 und diesem die Ankunft des Messias verkündigt wird.

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Nach der geläufigen Annahme, dass die Hebräer durch das Exil mit den Ostasiaten in Berührung gekommen und deren religiöse Anschauung kennen gelernt, hat man im Satan bei Zacharja den persischen Ahriman oder doch eine Nachbildung desselben erblickt, und letztere wird kaum zu verkennen sein, obschon zugleich die Wirkung des jahvistischen Princips dabei in die Augen springen muss. Infolge der überwältigenden Kraft dieses Princips bringt es der Zachariasche Satan zu keinem directen Gegensatz zu Jahve, dessen Macht allein eine wirkliche ist, sondern er tritt nur als Ankläger des Bundesvolks auf, dem sich Jahve's Gnade zugewendet hat, welcher Satan hindernd in den Weg treten möchte.* Es handelt sich aber hier um keinen Kampf wie zwischen Ormuzd und Ahriman um den Menschen, und Satan ist auch bei Zacharia noch kein Feind des Guten an sich, es ist ihm vielmehr um die Strafe zu thun, um Beifügung von Leiden, und nur insoweit steht er in Beziehung mit dem Uebel, als dessen Verwirklichung zu seinem Wesen gehört. Er ist also wesentlich Strafengel, Vollstrecker des göttlichen Zorns, der aber bei eingetretener Gnade weichen und dieser gegenüber ganz ohnmächtig erscheinen muss. Er ist ein durchaus von Jahve abhängiges, ihm untergebenes Wesen und seine Wirksamkeit durch die göttliche Zulassung bedingt.

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Weiter entfaltet sich die Satansidee in den apokryphischen Büchern, wo er ausser Sirach 21, 27, welche Stelle aber nicht

Hitzig, Kleine Propheten, 301.

* Vgl. Zach. 1, 17; 2, 16.

3 Hitzig a. a. O.

Vgl. Schenkel, Dogm., II, 267.

V. Cölln, Biblische Theologie, I, 420.

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