Un das Mitleid. Meine Gedanken reden nur von Amor und sind doch unter sich so gar verschieden. Der eine heißt mich seine Herrschaft wünschen, ein anderer nennt eitel seine Macht. Ein andrer bringt mir süße Lust durch Hoffen, ein andrer läßt mich viele Thränen weinen, und nur im Flehn um Mitleid sind sie eins, von Furcht erbebend, die im Herzen wohnt. Drum weiß ich nicht, nach welchem Stoff ich greife: ich spräche gern und weiß doch nicht, wovon! So find' ich mich im Liebesirrgewinde. Und will ich nun Vergleich mit allen schließen, so muß ich mich an meine Feindin wenden, Madonna Mitleid, mein sich anzunehmen. Sonetto V. oll' altre donne mia vista gabbate: Tener più contra me l' usata prova; Ch' Amor, quando si presso a voi mi trova, Che fiere tra' miei spirti paurosi, E quale ancide, e qual caccia di fuora, Ma non si, che non senta bene allora Ihr Der verspottete Dichter. hr spottet meines Blicks mit andern Frauen und ihr bedenkt nicht, Donna, wie es komme, daß ich so ganz verwandelt euch erscheine, wenn ich in eure Schönheit mich versenke. Wenn ihr es wüßtet, könnte Mitleid nicht die alte Strenge wider mich behaupten; denn trifft mich Amor so in eurer Nähe, so faßt er Muth und solche Sicherheit, daß er auf meine bangen Geister schlägt, den tödtet und den anderen verscheucht, Drum wandl' ich mich in andere Gestalt, jedoch nicht so, daß ich nicht wohl noch fühlte die Wehen der gepeinigten Verjagten. Sonetto VI. iò, che m' incontra nella mente, more, Quando vegno a veder voi, bella gioia, E quand' io vi son presso, sento Amore, Che dice: Fuggi, se 'l perir t'è noia! Lo viso mostra lo color del core, Che, tramortendo, ovunque può s'appoia, E per l' ebrietà del gran tremore Le pietre par che gridin: Moia, moia! Peccato face chi allor mi vide, Se l'alma sbigottita non conforta, Sol dimostrando, che di me gli doglia, Degli occhi, c' hanno di lor morte voglia. Sindruck der Geliebten auf den Liebenden. Was in den Sinn mir kommt, das muß erfterben, wenn ich euch schaue, holder Edelstein, und wenn ich nah euch bin, hör' ich den Amor ausrufen: „Fleuch, willst du nicht untergehn!" Das Angesicht verräth des Herzens Farbe und sucht hinsterbend Schutz wo es nur kann, und in dem Rausch gewaltigen Erzitterns dünkt mich, die Steine schreien: Stirb, o stirb! Wer mich zu solcher Stunde sieht, der fündigt, wenn er die bange Seele nicht beruhigt, zeigt er auch nur, er fühle Schmerz mit mir ob des durch euern Spott vertilgten Jammers, der in dem Sterbeblick fich offenbaret der Augen, die nach ihrem Tod sich sehnen. |